Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
Vom Netzwerk:
Gilde ist selbst für diese Tragödie verantwortlich, und es wird Zeit, dass ich bei meinen Ermittlungen freie Hand habe.«
    »Der König sieht das vielleicht anders«, erwiderte Herzogin Reine ruhig.
    »Persönliche Meinungen, von wem auch immer, spielen dem Gesetz gegenüber keine Rolle«, betonte Rodian.
    »Der König bietet seine Hilfe an«, fuhr die Herzogin fort. »Ein königlicher Arzt ist von einer Reise in den Süden heimgekehrt. Ein Sumaner, der sich mit Giften auskennt. Der König hat ihn gebeten, morgen die Kaserne aufzusuchen, um sich dort die Toten anzusehen und Euch bei den Ermittlungen zu helfen. Verzichtet zunächst darauf, die Weisen zu befragen.«
    Rodian schien es kaum fassen zu können. Er schüttelte den Kopf, und Domin il’Sänke beobachtete ihn aufmerksam.
    Wynn wusste nicht, was sie von dieser Sache halten sollte. Zweifellos wollten die Königlichen, dass der Mörder so schnell wie möglich gefasst wurde, aber andererseits verhinderten sie eine Vernehmung der Gilde durch den Hauptmann der Stadtwache.
    Eigentlich hätte Wynn erleichtert sein sollen, und zum Teil war sie das auch. Leute wie Rodian konnten nicht die ganze Bedeutung des Übersetzungsprojekts verstehen. Aber wenn er keine Gelegenheit bekam, sich mit den Hintergründen zu befassen, fand er vielleicht nicht heraus, was Wynn zu wissen glaubte. Der Mörder war ein Untoter, und es würden weitere Gildenmitglieder sterben und Folianten verschwinden, wenn nicht bald jemand die Wahrheit herausfand.
    Der Lehrling, den il’Sänke losgeschickt hatte, kehrte mit zwei anderen, braun gekleideten Angehörigen der Gilde zurück. Sie stellten eine Bahre auf die Sitzbank neben dem Tisch, und Premin Adlam folgte ihnen dicht auf dem Fuße. Alle Bemühungen im Gemeinschaftsraum konzentrierten sich darauf, Nikolas zum Hospiz zu bringen, damit ihm geholfen werden konnte. Nikolas blieb völlig reglos, als Hochturm und Adlam ihn auf die Bahre legten, die von den Lehrlingen fortgetragen wurde. Für Miriam und Dâgmund hingegen kam jede Hilfe zu spät.
    »Wie Ihr wünscht, Hoheit«, sagte Rodian. Ohne ein Nicken ihr gegenüber wich er zum Haupteingang zurück.
    »Morgen kommt der königliche Arzt zu Euch in die Kaserne«, sagte Herzogin Reine.
    Der Hauptmann drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort davon.
    Die Herzogin verabschiedete sich höflich und verließ den Gemeinschaftsraum in Begleitung ihrer Leibwächter. Wynn stand voller Unbehagen da, neben Hochturm und il’Sänke. Sie war nicht sicher, was im Saal dominierte: Sorge, Beklemmung oder Verweigerung.
    »Ich muss Premin Skyion Bericht erstatten«, brummte Hochturm.
    »Darf ich zu Nikolas?«, fragte Wynn.
    »Nein!«, knurrte er. »Premin Adlam braucht dich nicht. Kehr in dein Zimmer zurück.«
    Verletzt drehte sich Wynn um, verließ den Gemeinschaftsraum und ging durch den Flur.
    Zwei weitere junge Weise tot! Und das Leben des dritten hing an einem seidenen Faden. Alle drei waren von etwas angegriffen worden, dessen Existenz niemand für möglich halten wollte.
    Wynn hatte es satt, wie eine Verrückte behandelt zu werden, die man besser unter Verschluss hielt.
    Sie lief über den Hof, erreichte kurze Zeit später ihr Zimmer und warf die Tür hinter sich zu. Als sie aufs Bett sank, löste sich der Zorn auf, und Verzweiflung nahm seinen Platz ein.
    Sie versuchte, sich nicht vorzustellen, was mit Miriam und Dâgmund geschehen war und was Rodians Worte bedeuteten, wonach nur einer von ihnen wie Elias und Jeremy gestorben war. Warum hatte der Hauptmann nicht seine Wächter geschickt, um die drei Kuriere zu schützen? Waren sie vielleicht zu spät gekommen? Und hatten sie am Tatort überhaupt nichts gesehen, das Hinweise auf den Täter liefern konnte?
    Ratlos saß Wynn auf ihrem Bett, so lange, dass aus dem hellen Licht des Kaltlampen-Kristalls ein schwaches Glühen würde.
    Es klopfte leise an der Tür, aber sie wollte niemanden sehen, außer vielleicht den Hauptmann.
    »Wer ist da?«, fragte sie.
    »Mach auf«, sagte il’Sänke.
    Wynn blieb sitzen und wusste nicht, ob sie mit der einen Person reden wollte, die ihre »verrückten Geschichten« glaubte. Schließlich stand sie auf und ließ den Besucher eintreten.
    Domin il’Sänke schob sie zurück, drehte sich dann um und schloss die Tür. Er hielt einen langen Gegenstand in der Hand, ein Objekt, das fast so lang war wie er groß, aber es verbarg sich unter einem Jutetuch. Er sah zum fast erloschenen Kristall auf dem Tisch.
    »Bring das in

Weitere Kostenlose Bücher