Dhampir
wieder in die Schlinge. »Aber ich kann sie bewegen, ohne dass der Schmerz zu groß wird.«
Wynn strich die Kapuze zurück und fuhr mit den Fingern durch ihr hellbraunes zerzaustes Haar, verzog dabei das Gesicht.
»Was ist?«, fragte Magiere ein wenig zu scharf.
»Nichts«, erwiderte Wynn. »Ich habe eine Beule groß wi e … Ein Andenken von der Felswand, gegen die ich geprallt bin. Aber es ist nicht weiter schlimm.«
Flaumige Haarbüschel ragten Wynn in die Stirn. Chap kam näher und schnüffelte an ihrer Hand.
Magiere legte den Kaltlampen-Kristall auf die Truhe, ging in die Hocke, löste Wynns Verband und sah sich die Wunde an. Chap jaulte leise, und Wynn legte ihm die unverletzte Hand auf den Kopf.
»Gut zu wissen«, sagte Leesil. »Ich hoffe, du erholst dich bald un d … «
»Hast du Teufelchen gefunden?«, fragte Wynn.
Wieder folgte ein langes Schweigen, und Magiere wartete darauf, dass es endete.
»Nein«, antwortete Leesil. »Ich habe sie zurückgeschickt, bevor wir dich hierhertrugen. Draußen ist es noch dunkel, aber der Schneesturm hat nachgelassen. Ich hoffe, die Stute schafft es in die Vorberge.«
Magiere sank aus der Hocke auf ein Knie.
Taff und Teufelchen waren nur Tiere, aber sie hatten sie während eines großen Teils der Reise begleitet. Nur wenig war ihr geblieben, auch und insbesondere in Hinsicht auf Leesil, und wenn etwas von diesem wenigen verloren ging, schien ein Teil von ihr selbst zu verschwinden.
Chap leckte Wynns Wange und richtete die Ohren auf. Dann drehte er sich um und beschnüffelte den Höhlenboden rings um die Decken. Magiere war so sehr in Gedanken versunken, dass sie nicht auf ihn achtete.
Sie wollte einige tröstende Worte an Wynn richten, aber ihr fiel nichts ein. Sie mussten sich um ihr Überleben kümmern, und an diesem sicher scheinenden Ort gab es vielleicht verborgene Gefahren.
Chap bellte plötzlich und drehte sich, die Schnauze dicht über dem Boden. Magiere begriff, was der Hund gefunden hatte. Sie nahm den Kristall und hielt ihn hoch.
»Bisselbeeren?«, flüsterte Wynn. »Abe r … woher kommen sie? Ich habe keine mehr gesehen sei t … «
»Du kennst diese Früchte?« Leesil ging vor ihnen in die Hocke.
»Es sind Bisselbeeren«, wiederholte Wynn. Sie nahm eine dicke Frucht und versuchte, sie mit dem Fingernagel zu öffnen. »So lautet der übersetzte Name, den mein Volk ihnen gegeben hat. Wir kaufen sie auf dem Markt und machen Pudding und Marmelade daraus, fürs Erntefest oder besondere Gelegenheiten. Aber si e … «
»Schluss mit dem Gebrabbel!«, schnauzte Magiere. »Wie können sie hier in den Bergen wachsen, mitten im Winter?«
Wynn wandte sich ihr zu, schnitt eine finstere Miene und versuchte weiterhin, die Haut der Beere mit dem Fingernagel aufzureißen.
»Sie wachsen hier nicht. Das ist unmöglich. Si e … «
Wynns braune Augen wurden groß, während ihr Blick auf Magiere gerichtet blieb, und Aufregung erklang in ihrer Stimme. »Elfen! Diese Beeren wachsen nur im Elfenland südlich meiner Heimat!«
Leesil war mit einem Satz auf den Beinen und hielt seine Stilette in den Händen. Magiere griff nach ihrem Falchion und zog es aus der Scheide, als Leesil sich um die eigene Achse drehte und versuchte, die Dunkelheit mit seinen Blicken zu durchdringen.
Chaps Bellen hallte durch die Höhle.
Magiere entdeckte ihn auf der anderen Seite, gegenüber der Öffnung, durch die sie hereingekommen waren.
»Bleib bei Wynn«, wandte sie sich an Leesil und eilte zu dem Hund.
Chap senkte den Kopf, als sie zu ihm kam. Dicht vor seinen Pfoten bemerkte Magiere ein Loch, dort, wo der Boden auf die Wand traf. Sie konnte nicht weit hineinsehen, aber es schien sich um den Zugang zu einem Tunnel zu handeln, der tiefer in den Berg führte. Chap schnaubte und hielt den Kopf gesenkt.
Eine weitere Ansammlung aus Blättern und Beeren lag dicht hinter dem Loch.
»Lass das!«, sagte Leesil scharf.
Magiere drehte sich um und beobachtete, wie Leesil der jungen Weisen die Frucht aus der Hand schlug, die sie in den Mund stecken wollte. Wynn sah verblüfft zu ihm hoch.
»Wir hungern, du Idiot!«
»Das ist immer noch besser, als tot zu sein!«, erwiderte Leesil. »Wir essen nichts, was Elfen hier zurückgelassen haben.«
»Ich glaube kaum, dass die Beeren von Elfen stammen«, sagte Magiere, als sie zurückkehrte. »Sieh dir das hier an.«
Sie holte den kleinen Pfeil hervor, und Leesil runzelte die Stirn.
»Ich habe ihn beim Erwachen bei unserem Lager gefunden.
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