Dhampir
Zusammen mit den Beeren. Chap hat noch mehr von ihnen entdeckt, bei einem Loch im Boden.«
Leesil nahm den Schaft und drehte ihn hin und her. »Zu dünn für eine Armbrust und zu kurz für jeden mir bekannten Bogen. Neu befiedert, wie es scheint. Von wem auch immer diese Dinge stamme n … Er muss durch die andere Öffnung gekommen sein. Vielleicht gibt es noch einen Weg nach draußen.«
Chap stieß ihn mit dem Kopf an, wich zurück und sah nach oben. Magiere nahm den Kristall, rieb ihn und hob ihn hoch.
Die schiefen Wände über ihnen wiesen weitere Öffnungen auf. Sie waren unterschiedlich groß, und in ihrer Anordnung ließ sich kein Muster erkennen, was auf einen natürlichen Ursprung hindeutete. Leesil trat zur gegenüberliegenden Wand, den Blick auf eine der größeren Öffnungen gerichtet.
Chap sprang vor, versperrte ihm den Weg und knurrte eine Warnung.
»Du hast den Pfeil gefunden«, sagte Magiere. »Kam er von dort oben? Hast du es gesehen?«
Chap schnaubte einmal für »Ja«.
»Hol das Leder mit den Elfensymbolen hervor, Wynn«, sagte Magiere.
Wynn kramte bereits mit einer Hand in den Satteltaschen und Gepäckbeuteln, die Leesil geholt hatte. Tiefe Falten bildeten sich auf ihrer Stirn.
»Wo sind meine Sachen?«
Magiere kannte die Antwort. Sie war es gewesen, die am letzten Morgen die Pferde bepackt hatte.
»Vermutlich hat Taff sie getragen«, sagte Leesil. »Ich habe alles mitgenommen, was ich finden konnte. Uns ist nur das hier geblieben.«
Die junge Weise starrte ihn fassungslos an. »Was? Meine Tagebücher, Federkiele und Pergamente befanden sich in dem Beutel! Und auch das Leder mit den Elfensymbolen.«
Leesil wandte sich ab und mied ihren Blick.
»Die meisten deiner Tagebücher hast du Domin Tilswith geschickt«, sagte Magiere in dem Versuch, Wynn zu beruhigen. »Bevor wir Soladran verließen. Du kannst noch einmal aufschreiben, was dir wichtig ist, und seit wir die Kriegsländer verließen, gab es keine bedeutsamen Ereignisse. Das Reich der Elfen liegt noch vor uns, und ihm gilt dein größtes Interesse. Wir finden Pergament oder Papier für dich, und ich habe gesehen, wie du dir Tinte gemacht hast.«
»Und sobald wir die Berge hinter uns gelassen haben, beschaffen wir dir neue Federkiele«, fügte Leesil hinzu.
»Wenn wir sie verlassen können!«, rief Wynn, und ihre Worte hallten laut durch die Höhle. »Wenn Chap einen Weg findet. Wenn wir nicht verhungern. Wenn wir nicht erfrieren oder in eine Schlucht stürze n – weil du nicht das Ende des Winters abwarten wolltest!«
Magiere hätte Leesil gern in Schutz genommen, aber eigene Schuldgefühle hinderten sie daran.
Sie alle hatten von Anfang an gewusst, dass Leesils Mutter eine Gefangene ihres Volkes war, wenn sie noch lebte. Offenbar wollten die Elfen sie nicht töten, und das bedeutete: Sie würde da sein, wie lange es auch dauerte, sie zu finden. Aber seit der Entdeckung der Totenköpfe seines Vaters und seiner Großmutter hörte Leesil nicht mehr auf die Stimme der Vernunft.
Immer wieder hatte Magiere ihn davon zu überzeugen versucht, dass es besser wäre, das Ende des Winters abzuwarten. Aber Leesil hatte sich durchgesetzt und dafür gesorgt, dass sie den Weg fortsetzten. Jetzt waren sie ohne Pferde und Proviant, erschöpft und verletzt. Wynns Worte galten Leesil, aber Magiere fühlte sich ebenfalls von ihnen getroffen und schwieg.
»Was ist mit dem Leder?«, fragte Wynn. »Wir soll ich mich jetzt mit Chap verständigen?«
Auf die lederne Rückseite eines Fells hatte die junge Weise Symbole und Worte der Elfen geschrieben. Chap verstand die Zeichen und konnte antworten, indem er die Pfote auf die Symbole legte. Auf diese Weise hatte er ihnen mehr mitteilen können als mit ein-, zwei- oder dreimaligem Bellen.
Chap schüttelte sich und bellte einmal für »Ja«, stieß dann die Schnauze an Wynns Schulter.
»Er kann noch immer mit uns reden«, sagte Magiere. »Ein bisschen.«
Wynn antwortete nicht. Sie nahm eine weitere Beere und machte sich daran, mit dem Fingernagel die Haut von ihr zu lösen.
Magiere wollte sie daran hindern, denn sie hielt Leesils Argwohn durchaus für berechtigt. Immerhin wussten sie nicht, woher die Früchte stammten und warum sie ihnen gebracht worden waren. Sie sah zu Chap und wollte ihn fragen, ob die Beeren gefahrlos rochen. Er kam ihr zuvor, schnaubte ein »Ja« und lief dann durch die Höhle, die Schnauze dicht am Boden.
Magiere seufzte leise, legte den Kristall beiseite, nahm eine
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