Dhana - Im Reich der Götter
Sarra dir
keine Wundsalbe mitgegeben?«
»M-hm.« Dhana rieb ihre Nase an den Brusthaaren, die
aus dem V-Ausschnitt seines Hemdes herausspitzten. Er wich zurück. »Hör auf«,
befahl er scharf. »Ich kann nicht denken, wenn du das machst.«
»Du denkst zu viel«, erwiderte sie, aber sie hörte
dennoch auf. »Ich rieche Wasser«, sagte Breitfuß. »Und Fische und Frösche.«
»Also zum Wasser«, befahl der Dachs.
Der Weg führte sie in ein Tal hinab. Dort plätscherte
ein lebhafter Bach, der aus einem tiefen Teich gespeist wurde. Breitfuß stürzte
sich hinein. Sekunden später sah Dhana ihn auf dem Grund, wie er mit seinem
Schnabel durch Sand und Steine schrammte. Auf Numairs Befehl hin wusch Dhana
ihre Wunden aus. Der Finsterling, der von dem Alkert abgesprungen war, blieb in
ihrem Hemd, klammerte sich an ihrer Taille fest und ertrug klaglos das kalte
Wasser, das auf ihn heruntertröpfelte. Der Finsterling, der ihre Pfeile
beschützt hatte, half Numair beim Sammeln von Feuerholz. Der dritte Finsterling
blieb in Dhanas Gürteltasche. Sie achtete nicht auf sein Klopfen, als sie
Wasser schöpfte und es über ihren schmerzenden Kopf schüttete. Der Dachs jagte
sein Abendessen unter den Erdhörnchen-, Schlangen- und Mäuse-Göttern.
Als er zurückkehrte, brannte das Feuer und ein Topf
mit Teewasser hing darüber. Dhana ließ geduldig von Numair ihre Kopfwunden
untersuchen. Er säuberte die Wunden und rieb Salbe darauf. Weder er noch Dhana
waren besonders überrascht, als die Wunden in dem Augenblick zuheilten, in dem
die Salbe einwirkte.
»Ma sagte, die Kräuter hier haben mehr Kraft«, meinte
Dhana, als Numair ihr auf die Schulter klopfte und sich dann ein Stückchen
weiter weg hinsetzte.
Der Dachs machte es sich gegenüber den beiden
Sterblichen auf
der anderen Seite des Feuers bequem. Breitfuß befand
sich bereits dort, halb versteckt unter einem heruntergefallenen Holzscheit.
»Dhana, was, im Namen aller Götter, ging auf dieser
Brücke vor sich?«, fragte der Dachs. »Es sah aus, als würdest du tanzen!« Dhana
rieb ihre schmerzende Schläfe und nippte von ihrem Tee. Sie fühlte sich noch
etwas schwach. »Es waren diese Finsterlinge.« Sie erklärte, was vorgefallen
war, während der Finsterling, der ihre Pfeile gerettet hatte, heftig nickte.
Irgendwoher hatte er einen feinen, goldenen Strich, der seinen ganzen Körper
durchzog, eine Farbe, die den winzigen Kopf ausfüllte, den er für sich
erschaffen hatte. »Anscheinend haben sie gekämpft oder gestritten«, fuhr Dhana
fort. »Und dann sah ich Ozorne.« Sie biss sich auf die Lippe. »Das war schon
einmal so, als der Taurus mich beinahe erwischt hätte. Ein Finsterling war im
Wasser - warst du das?«, fragte sie. Der goldverschmierte Klecks nickte. »Ich
sah auch damals Ozorne in seinem Innern.« Sie deutete auf den Finsterling.
»Du hast das nie erwähnt«, bemerkte Numair und seine
Augen funkelten aufgebracht.
Sie versteifte sich. »Ich hatte ein paar andere
Probleme! Ich glaubte auch, ich hätte Ozorne vielleicht nur gesehen, weil die
Finsterlinge aus Flüssigkeit bestehen, aber das stimmt gar nicht, oder?« Ihr
goldgestreifter Gefährte schüttelte den Kopf. »Wir brauchen Antworten«, sagte
Breitfuß. »Wo ist der Spion, noch immer in deiner Tasche?«
Im Lederbeutel am Gürtel des Mädchens rumpelte es, das
Wesen darin versuchte sich zu befreien. »Oh . . . und ich habe noch einen.«
»Noch einen?«, fragte Numair und seine Brauen zogen
sich zusammen.
»Er fiel von dem Alkert herunter, der mich am Kopf
getroffen hat. Ich denke, er hat sich auf unsere Seite geschlagen.«
Breitfuß watschelte zu Dhana hinüber und zog mit
seiner Klaue einen Kreis in das Erdreich. Ehe er ihn schloss, sagte er zu dem
goldgefärbten Finsterling: »Hinein mit dir.« Das Schatten-Ding duckte sich vor
ihm.
»Es tut nicht weh«, sagte der Dachs. »Auf andere Weise
Antworten zu bekommen würde zu lange dauern.« »Aber Ma hat es versucht«,
protestierte das Mädchen. »Sie hat nur seinen Namen erfahren.«
»Weil sie nur danach gefragt hat«, antwortete
Breitfuß. »Wir machen etwas anderes. Hör auf rumzutrödeln!« Widerwillig
sickerte der golddurchwirkte Finsterling über den Boden. Er zögerte vor dem
Kreis auf der Erde, dann floss er hinein. Der Entenmaulwurf sah zu Dhana. »Wo
ist dieser neue Finsterling?« Dhana fischte ihn heraus. »Geh zu deinem Freund.«
Sie legte ihn auf den Boden und der Finsterling rollte in den Kreis. »Und jetzt
den dritten«, befahl
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