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Dhana - Im Reich der Götter

Dhana - Im Reich der Götter

Titel: Dhana - Im Reich der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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denjenigen, der für sie eine
Möglichkeit fand sterbliche Macht ohne das Wissen von Vater Universum und
Mutter Flamme anzuwenden. Wenn sie sich offenbart, iverden Vater Universum und
Mutter Flamme sich einmischen und den Kampf beenden. Götter und Sterbliche
werden wieder sicher sein, zumindest für weitere tausend Jahre. Gainel, der die
ganze Zeit über neben Dhana und Numair gestanden hatte, sah die beiden an.
Dhana konnte die Gefühle in jenen schattigen Augen genauso wenig lesen wie das
letzte Mal, als sich ihre Blicke getroffen hatten.
    Gainel verschwand und an
seiner Stelle kamen Baumäste und Blätter in ihr Blickfeld. Dhana brauchte einen
Moment, bis ihr klar wurde, dass sie jetzt wach und Gainels sanfte Stimme nur
in ihrem Geist war, nicht in ihren Ohren. Ihr Verbündeter ist
möglicherweise kein Spinnerling. Es könnte ein anderer Unsterblicher oder ein
Mensch sein. Wer immer es ist, um deiner Eltern willen, um der Menschen und der
Tiere ivillen, du musst ihn - oder sie - töten. Dies ist die einzige
Möglichkeit den Kampf zu beenden. »Warum hat uns nicht einfach jemand gesagt, wo das
Problem liegt?«, fragte Numair. Dhana sah, dass auch er wach war und sich
aufgesetzt hatte.
    Weil die Großen Götter der
Meinung sind, dass es kein Problem gibt. Kein Sterblicher würde die Zerstörung
seines eigenen Reiches riskieren, indem er Uusoae hilft die Mauern
niederzureißen, die sie gefangen halten. Ich streite mich nicht länger mit
meinen Brüdern und Schwestern. Sie lachten nur, also habe ich es aufgegeben.
So lebt denn wohl, Sterbliche. Viel Glück!
    Obwohl er nirgends zu sehen
war, wusste Dhana so sicher, als hätte sie ihn weggehen sehen, dass der
Traum-König sie verlassen hatte.
    Als sie an diesem Tag neben
einem Bach zu Mittag aßen, bebte plötzlich der Boden. Zwei Geräusche
durchdrangen die Luft. Das erste, darin stimmten Dhana und Numair später
überein, war das Zuschlagen einer Eisentür. Das andere, gleich danach, war
unzweifelhaft das einer Zugbrücke, die langsam gesenkt wurde.
    Dhana und Numair hielten sich
die Ohren zu, doch ohne Erfolg. Als das Dröhnen abebbte, sah Dhana nach
Blättchen und Zitterbart. Beide waren nichts als zusammengesunkene, bebende
Klumpen.
    »Oh, mein Gott«, sagte
Breitfuß traurig. »Also ist es doch dazu gekommen.«
    »Wozu gekommen?«, fragte Dhana
und rieb sich ihre klingenden Ohren.
    »Folgt mir.« Breitfuß
watschelte zum Bach. Dhana, Numair und die Finsterlinge dicht hinter ihm. Er
beugte sich übers Wasser und blies hinein. Der Bach verlangsamte seinen Lauf
und ein Bild, oder vielmehr drei Bilder, entstanden darin. Das erste, welches
sich vor Numair auftat, zeigte die Mauern und Festungswälle von Legannhafen aus
großer Höhe. Eine riesige, gefleckte Hyäne nagte an einem Turm, dann an einem
Belagerungsgeschütz außerhalb der Mauern. Unter ihr, um sie herum, selbst
durch sie hindurch, wogte das Kampfgetümmel. War die Hyäne ein Gespenst? Mit
erhobener Schnauze, von der Blut troff, stieß sie den unheimlichen Schrei aus,
der ihre Rasse so gefürchtet machte. Dhana hörte auch einen fernen, dumpfen
Lärm: Geschrei von Männern und das Klirren von Schwertern, Schilden und
Rüstungen.
    Im Wasser vor dem
Entenmaulwurf sah Dhana Weizenfelder. Vieh und Schafe grasten in der Nähe, von
Kindern und Hunden gehütet. Über allem, von Gestalt so durchscheinend wie die
Hyäne, schlich ein gelber, räudiger Köter herum. Er war kaum mehr als ein mit
Haut überzogenes Skelett und sah so ungesund aus, wie Dhana noch nie einen Hund
gesehen hatte. Er beschnüffelte alles: Trauben, Weizen, Äpfel, Herdentiere.
Sobald er das getan hatte, begannen die Dinge zu verschrumpeln. Dhana blickte
in das Wasserbild vor sich und erschauderte. Es zeigte Corus, die Hauptstadt
von Tortall, mit ihren Menschenmassen, reichen Marktplätzen und Tempeln. Eine
gespenstische Riesenratte kroch durch die Straßen und bohrte ihre Nase in
Fenster und Türen. Sie leckte einen Mann ab, der vor der Warenbörse eine Rede
hielt. Ihr Opfer begann zu husten. Eine Frau brachte ihm eine Schöpfkelle voll
Wasser, er konnte es kaum trinken. Zwei Männer halfen ihm sich zu setzen. Die
Geister winziger Ratten entflohen seinem Mund und landeten auf jenen, die sich
um ihn versammelt hatten.
    »Mord ist schon seit Mai
unterwegs«, sagte Breitfuß. »Krankheit und Hungertod allerdings . . . Was ihr
gehört habt, war das Öffnen der Tore zu ihren Behausungen.« »Die Drei
Heimsuchungen«, flüsterte Numair und machte das

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