Dhana - Im Reich der Götter
den
Mund!«, und: »Hast du nicht schon genug Schwierigkeiten?«
Rikash gesellte sich neben
seine Königin, seine grünen Augen glitzerten. »Ich gestehe, der amüsanteste
Teil unserer Verbindung besteht darin, dass ich nicht sicher bin, wer mehr
darüber erstaunt ist - du oder ich«, sagte er trocken. »Ich bin entsetzt, dass
Sarra dich in diesem Aufzug gehen ließ.« Dhana sah an sich hinunter. »Meine
Sachen sind verloren gegangen. Ich bin über eine Klippe gestürzt.«
>>D U steckst
einen solchen Sturz gut weg, Veralidhana«, sagte Barzha mit heiserer Stimme.
»Rikash meint, ich soll mich bei dir dafür entschuldigen, dass ich Ozorne nicht
getötet habe, als ich Gelegenheit dazu hatte.«
Dhana lächelte. Sie hätte
nicht gedacht, dass die fürchterliche Sturmflügel-Königin überhaupt Sinn für Humor
hatte. »Er ist gut im Überleben«, sagte sie. »Ich weiß, Ihr habt Euer Bestes
getan.«
Hebakh hakte nach. Er war ein
nervöser Bursche, ständig verlagerte er sein Gewicht von einem klauenbewehrten
Fuß auf den anderen. »Wir haben die Sache noch nicht abgeschlossen. Es wird
weitere Gelegenheiten geben, um Ozorne klarzumachen, wie die Dinge bei uns
ordentlich erledigt werden.« »Inzwischen«, sagte Rikash, »hat Königin Barzha
ihre Einwilligung gegeben, dass wir euch über das Sandmeer bis zum Tor des
Drachenlandes tragen.«
»Wir stehen in eurer Schuld«,
fügte Barzha hinzu. »Ihr habt uns aus Kaiser Ozornes Gewalt befreit. Wir werden
uns besser fühlen, wenn wir euch das vergelten durften.« Hebakh pfiff. Zwei
Sturmflügel flatterten herbei, irgendetwas Dunkles, Zusammengerolltes in ihren
Fängen. »Deine Mutter half uns diese Schlingen anzufertigen«, erklärte Rikash.
»Es wird keine leichte Reise werden, aber es ist die schnellste Möglichkeit,
die Wüste zu überqueren.« Numair und Dhana nickten.
Die beiden Sturmflügel mit den
Schlingen breiteten mit Hilfe von Rikash und einem anderen Unsterblichen das
Material auf dem Boden aus.
Die Transportmittel waren
fertig. Nachdem die Menschen ihre Sachen befestigt und sich in die Schlingen
gesetzt hatten, krächzte Barzha ein Wort. Schimmernd in goldenem und rotem
Feuer, stiegen die Schlingen hoch. Auf Hebakhs Kommando flogen fünf Sturmflügel
davon, die Seile, welche die Menschen umschlossen, in ihren Fängen. Drei trugen
Numair, zweiDhana. Reichlich spät sagte sie: »Wisst ihr, ich könnte meine
Gestalt verändern und selber fliegen.«
»Spar dir deine Kräfte für die
Drachen auf«, antwortete Hebakh. Die Sturmflügel begannen höher zu steigen. Die
Magie, welche die Schlingengebilde gehoben hatte, ließ nach. Dhana und Numair
sackten ein paar Zentimeter durch, dann fingen die Sturmflügel sie ab und es
ging wieder aufwärts. Das Buschland endete, an seine Stelle traten Sanddünen.
Wie alle Wüsten war auch diese nach Sonnenuntergang kalt. Dhana fröstelte,
wurde aber entschädigt. Wenigstens mäßigte die Kälte den Gestank der Sturmflügel.
Barzha flog dicht bei Numair.
Der Magier und die Königin redeten miteinander, aber Dhana konnte nichts hören.
Der Wind trug ihre Worte davon. Zitterbart war nirgends zu sehen. Blättchen
dagegen hatte sich um ihren Hals gewickelt und steckte den kleinen, augenlosen
Kopf nach vorne, um die volle Wucht vorbeirauschender Luft abzubekommen. Er
redete leise. Dhana musste ihr Ohr nahe an den Finsterling heranbringen, um zu
verstehen, und als ihr das gelang, lachte sie. Blättchen plapperte:
»Spaßspaßspaß.«
Eine Weile war sie zufrieden
zu sitzen, fröstelnd zwar, und den Unsterblichen zuzuschauen. Dreiundsechzig
Sturmflügel waren zugegen, alles Verbündete der Königin. Es waren diejenigen,
von denen Rikash gesprochen hatte, jene, die es mit der Ehre und der Tradition
ernst nahmen.
Das muss man erst einmal in
seinen Kopf reinkriegen, dachte sie, Sturmflügel mit Ehrgefühl!
Rikash war mit der Vorhut
geflogen, um den Himmel zu beobachten. Jetzt ließ er sich zurückfallen und glitt
neben Dhana dahin. Ein Sturmflügel-Weibchen hinter ihm rief:
»Sterblichen-Liebhaber!«
Das grünäugige Männchen sah
sie an. »Wiederhol das auf dem Duell-Platz beim nächsten Vollmond, Zusha.« Das
Weibchen hielt den Mund und Rikash wandte seine Aufmerksamkeit Dhana zu. »Eine
Feder für deine Gedanken.« »Hm?«, fragte sie erschrocken.
»Grübelst du über den Langen
Lankin nach?«, fragte er und machte eine Kopfbewegung zu Numair hin. Dhana
errötete und sah ihn böse an. Der Lange Lankin war der Bösewicht in
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