Dhana - Im Reich der Götter
geschwätzig
waren.
Kinder sollte man nur
sehen, nicht hören, wies Grauchen Nichtsnutz zurecht, dann sah sie Dhana
und Numair an. Bitte folgt uns. Majestätisch würdevoll schritt
Dhana voran. Nichtsnutz sprang um sie herum und stellte pausenlos Fragen,
ungeachtet Grauchens häufiger Befehle ihre Gäste in Ruhe zu lassen. Nichtsnutz
war davon überzeugt, dass die Menschen ihre Zeit mit Kämpfen verbrachten, und
sie wusste genug vom derzeitigen Stand der Dinge, dass sie sich nur schwer von
ihrer Meinung abbringen ließ. Schließlich steckte Blättchen seinen Kopf aus
Dhanas Hemd und keifte den Drachen verärgert an. Der Schreck war so groß, dass
Nichtsnutz tatsächlich einen Moment lang den Mund hielt, ehe sie Dhana mit
Fragen über Finsterlinge löcherte. »Ist euer Großvater der, hm, der König?«,
fragte der Magier, als sie hügelabwärts und dann an einem tiefen Bach
entlanggingen. König?, fragte Nichtsnutz, die durch die Jagd auf einen
Schmetterling abgelenkt war. Was ist ein König?
Sie regieren die Sterblichen, belehrte Grauchen
sie selbstzufrieden. Die männlichen, besser gesagt. Die weiblichen
Herrscher sind Königinnen.
Oh, war Nichtsnutz'
Kommentar. Aber ihr müsst sie immer auswechseln, oder? Weil sie immer sterben?
Dhana biss sich auf die
Lippen, um nicht lachen zu müssen. »Das stimmt«, sagte sie ernst, nachdem sie
sich wieder unter Kontrolle hatte. » Sterbliche müssen ihre Anführer immer
auswechseln, weil sie sterben. Deshalb werden wir ja Sterbliche genannt.« Ich möchte kein
Sterblicher sein, bemerkte Nichtsnutz weise. Onkel Mondwind hat mich einiges über Sterblichkeit
gelehrt. Es klingt unangenehm.
Er ist nicht wirklich unser
Onkel, sagte Grauchen. Genau wie
Großvater nicht wirklich unser
Großvater ist. Er ist unser Urur- ur . . . ich kann mir nicht merken, wie viele
Ur. Es sind eine Menge. Großvater, er ist der älteste ...
Nein, unterbrach
Nichtsnutz. Onkel Mondwind, Regenbogen und Kometenschweif sind älter.
Er ist der gj-ößte . . .
Wonach schaust du denn?, fragte der ältere Drache. Nichtsnutz starrte zum
Himmel. Als sie nicht antwortete, blickte Grauchen ebenfalls nach oben. Ohhh. Uber ihnen ließ sich eine
riesige, blaugrüne Gestalt von den Winden über einen Hügel tragen. Majestätisch
glitt sie ihnen auf mächtigen, fledermausartigen Flügeln mit silbernem Knochengerüst
entgegen.
»Gibt es ein Problem?«, fragte
Numair. Dhana sah, wie die Schuppen der beiden Drachen sich sträubten. Das ist Juwelenklaue, antwortete Grauchen. Er ist nicht sehr nett.
Er kann uns nichts tun, erklärte ihnen Nichtsnutz, aber sie zitterte.
Rosarote Farbe, die gleiche Tönung, die Kätzchen in den seltenen Fällen annahm,
in denen sie sich fürchtete, überzog ihren Körper. Auch Grauchens Schuppen
hatten einen rosafarbenen Anflug, das war allerdings gegen ihre dunklen
Schuppen schwer zu erkennen. Sie sind hier, um Großvater zu sehen, nicht ihn.
Der erwachsene Drache setzte
am Boden auf und näherte sich ihnen mit halb ausgebreiteten Schwingen. Bis
jetzt war er der einzige erwachsene Drache, den Dhana und Numair gesehen
hatten. Sie hatten vorher lediglich Kätzchens Mutter kennen gelernt, ein
junges Weibchen von vielleicht drei Metern Länge von der Nase bis zum
Hinterteil. Dieser Drache hier war bestimmt an die zwölf Meter lang, mit einem
Schwanz, der nahezu halb so lang war wie er selbst. Seine Schuppen auf dem
Rücken waren von tiefem, beinahe glühendem Blaugrün, am Bauch waren sie smaragdgrün.
Wie andere Drachen hatte auch dieser silberne Krallen und Zähne, zusätzlich zu
den silbernen Knochen, die im Innern der zarten Haut seiner Flügel schimmerten.
Seine Augen, smaragdgrün um geschlitzte Pupillen wie die einer Katze, blickten
eiskalt. Funken und Feuerschnüre, ähnlich einem Feuerwerk, zuckten über seine
Schuppen. Sein Kopfputz war gesträubt.
Wer ließ Sterbliche ins
Drachenland? Seine Stimme dröhnte in Dhanas Gedanken. Ihr zwei werdet erleben, dass
dies ein iveitaus schwerwiegenderer Fehler war als eure üblichen Streiche! Er warf den Kopf
zurück und das Gras unter seinen Krallen begann zu brennen.
Grauchen sprang zwischen
Juwelenklaue und die Menschen. Du darfst sie nicht anrühren!, schrie sie. Sie war jetzt
eine Augenweide in Rosa, ohne die geringste Spur von Grau, aber sie hielt sich
tapfer. Nichtsnutz, ebenso ganz und gar rosa, stellte sich rasch neben sie.
Winzige Funken sprühten auf beiden Jung-Drachen. Sie stehen unter
Großvaters Schutz.
Dann muss sich
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