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Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Titel: Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Kenyon
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Nephalem

fünfundzwanzig
    Das Ödland
    Der Erzengel der Weisheit stand auf einer endlosen Ebene aus rissigem, staubigem Fels, seine Glieder mit Dornenranken gefesselt, die tief in sein Fleisch schnitten, sodass das Blut heiß an seinen Seiten hinabrann. Er war nackt, sein sterblicher Leib runzlig und in sich zusammengesunken, seine Haut weiß und von blauen Adern durchzogen.
    Die Engel umringten ihn und den Altar, auf dem das Kind lag.
    Es war ein Junge, das konnte er erkennen, allein sein Alter war schwer einzuschätzen. Dornen waren ihm durch Hand- und Fußgelenke getrieben, sodass er festgenagelt auf dem schwarzen Stein lag, reglos wie eine blutende Statue aus Alabaster. Er war menschlichen Kindern ähnlich, und obgleich Tyrael ihn nicht erkannte, kam er ihm doch vertraut vor auf merkwürdige Weise.
    Der Erzengel blickte sich um und versuchte durch den Wald der Engel hindurchzusehen, die kalt und starr um ihn standen, ein Hinrichtungskommando, das zugleich den Tod des Knaben bezeugen sollte. Hinter ihnen sah Tyrael die Becken der Weisheit, die verfallen waren zu Staub, und da erkannte er: Dies hier waren die Himmel, die einst so vertraute Welt, gesehen durch die Augen eines Fremden.
    Ein Engel stieß ihn an. Tyrael taumelte, und fast wäre er gefallen. Im letzten Moment, bevor er den Kopf wieder wandte, sah er hinter sich Imperius. Der Erzengel des Heldenmutes war über und über mit Blut bedeckt, und er deutete mit dem Schwert. Sie wollten, dass Weisheit den Knaben anblickte. Er sollte sehen, was mit ihm geschah.
    Dunkle Ranken wuchsen empor aus dem rissigen Boden um den Altar. Sie schlängelten sich an dem schwarzen Steinblock empor, schmiegten sich an seine glitzernden Verzierungen, pulsierten in einem blutigen, glühenden Licht. Einen Moment später wickelten sie sich bereits um den Knaben. Da öffnete Tyrael die Augen.
    Das Gefühl der Vertrautheit wuchs. Tyrael schob sich näher heran, ohne darauf zu achten, dass die Dornen in seine Beine schnitten. Auch seine Nacktheit und die Engel ringsum waren vergessen, denn nun sah er, dass es Jacobs Gesicht war, auf das er blickte. Seine Augen waren geweitet vor Schmerz, sein Mund geöffnet wie zu einem Schrei, doch einer der schwarzen Tentakel hatte sich bereits seine Kehle hinabgeschoben.
    Plötzlich bäumte der Knabe sich auf, und dann lösten sich Tyraels Fesseln. Sie glitten davon und verschwanden im schwarzen Stein. Tyrael senkte das Haupt. ER hielt nun einen Hammer und einen langen Nagel in seinen blutverschmierten Händen. Und dann hob er den Arm und hielt den Nagel über Jacobs Brust.
    Nur, dass es nicht mehr Jacob war. Denn als der Erzengel aufblickte, hatten die Züge des Knaben sich verändert. Jetzt starrte Tyrael in sein eigenes Antlitz.
    Der Erzengel setzte sich auf der Strohmatratze auf, sein Leib von Schweiß bedeckt. Durch das Fenster drang schwaches graues Licht, während der Morgen über Westmark anbrach, doch der Traum haftete an ihm wie dunkle Spinnweben, und sein Kopf dröhnte unter der Macht der Bilder: der kindliche Jacob auf dem schwarzen Altar, sein Antlitz, das sich in sein eigenes verwandelte …
    Der Tod kommt euch alle holen, und er kommt auf schwarzen Schwingen.
    In der Stille der frühen Dämmerung begann der Erzengel an seinem eigenen Verstand zu zweifeln. Er fürchtete, dass er nicht stark genug war, um die Horadrim durch das blendende Licht zu führen. Diese Woche wollten sie ihre Vorbereitungen fortsetzen, und dann, wenn die anderen bereit waren, einen ersten kurzen Ausflug in die Welt jenseits von Sanktuario wagen. Er hatte ihnen bereits erklärt, welche Gefahren sie dort erwarteten, doch sie mussten es mit eigenen Augen sehen. Dies war der einzige Weg, sich dagegen zu wappnen. Und sie konnten nicht länger warten. Sie waren schon zu weit gekommen, um noch umzukehren.
    Sein Blick huschte zu den anderen im Zimmer: Cullen und Thomas schliefen friedlich, doch das Bett des Mönchs war leer, so wie jeden Morgen, seit sie sich im Schnappenden Hund eingemietet hatten. Mikulov schien nicht viel Schlaf zu benötigen, denn jedes Mal, wenn er in das Gasthaus zurückkehrte, wirkte er ruhig und erholt, geradezu erfrischt.
    Tyrael straffte die Schultern und verdrängte seine dunklen Gedanken und Bürden. Er zog sich leise an. Dann weckte er die anderen, während der Morgen vollends anbrach und helle Sonnenstrahlen durch die Wolken brachen, um ein scharfes Muster aus Schwarz und Weiß über die Stadt zu werfen.
    Mikulov stand auf der

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