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Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Titel: Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Kenyon
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Stadtmauer, während die Sonne stieg und Westmark mit ihrem warmen Schein übergoss. Der Morgen brachte Neuerung, Energie, Leben. Der Atem der Götter schwang mit in der Brise, die seine Haut streichelte, und ihre Wärme erfüllte die Sonnenstrahlen. In dieser Nacht hatte er keine Visionen gehabt, und er fragte sich, welchen Grund es für diese Stille gab, ohne sie jedoch in Frage zu stellen. Die Götter würden ihm weitere Einsichten schenken, wenn die Zeit gekommen war.
    Der Mönch kletterte wieder über die Mauer und ließ seine Muskeln spielen, während er sich schnell und lautlos von einem Halt zum nächsten hangelte und an der glatten Steinwand nach unten kletterte. Er achtete darauf, dass ihn weder die Stadtwache sah noch ein Passant unten auf der Straße; er wollte keine Aufmerksamkeit erregen.
    Gestern hatte er mit Tyrael gesprochen über seine Bedenken bezüglich Jacob, Shanar und Gynvir. Der Erzengel hatte sich seine Sorgen angehört, doch es war offensichtlich, dass ihn anderes beschäftigte – und es war nicht die bevorstehende Invasion durch die Hohen Himmel. Feilte er noch an seinem Plan, wie sie den Schwarzen Seelenstein stehlen konnten? Die Chancen auf Erfolg waren verschwindend gering, doch das waren sie so oder so, und Mikulov wusste nicht, was man an dem Plan noch verbessern konnte.
    Tyrael hatte ihn und die anderen erst vor wenigen Tagen in die Einzelheiten eingeweiht, unten in den Katakomben, wo er Skizzen in den Staub gezeichnet und alles genau beschrieben hatte. Der zeitliche Ablauf war von größter Bedeutung; außerdem mussten sie Verständnis für die verschiedenen Domänen der Himmel und deren Verhältnis zueinander entwickeln. Jede Domäne barg ihre eigenen Gefahren, und sie mussten lernen, welche Schrecken sich hinter ihrer Schönheit verbargen. Die Engel waren nicht ihre Freunde oder Beschützer; hier waren sie Feinde, so gefährlich wie die Dämonen der Brennenden Höllen, wenn nicht gar noch tödlicher, weil ein Vorhang aus blendendem Licht und majestätischer Erhabenheit sie schützte.
    Während ringsum die Stadt erwachte, huschte Mikulov durch die Straßen, vorbei an den Bewohnern von Westmark, die zu ihren Verrichtungen gingen, nichts ahnend, welches Drama sich in ihrer Mitte entfaltete. Was den Mönch am meisten beunruhigte, war Tyraels Zustand. Ein Konflikt tobte im Inneren des Erzengels, und er hatte mit diesem Artefakt zu tun, das er unter seiner Robe trug. Der Mönch hatte gespürt, dass der Gegenstand gewaltige Macht barg, doch er trug auch Dunkelheit in sich, eine Dunkelheit, die sein Blut in Eis verwandelte. Neben den Spannungen zwischen Jacob und den beiden Frauen und Gynvirs Misstrauen gegenüber dem Totenbeschwörer war dies im Augenblick wohl die größte Gefahr für ihre Mission.
    Mikulov fühlte, dass es einen Aspekt ihres Plans gab, der Tyrael keine Ruhe ließ. Doch falls der Erzengel ihnen etwas Wichtiges vorenthielt, konnte niemand ihn zwingen, es preiszugeben. Doch eins, das wusste der Mönch, war gewiss: Nur gemeinsam hatten sie eine Chance. Ohne Gemeinschaftsgefühl, ohne Vertrauen zueinander und ohne einen Anführer, der an ihren Erfolg glaubte, würde ihr Unterfangen scheitern.
    Tyrael führte sie durch den Sumpf zurück in die Katakomben und dann weiter, durch gewaltige Hallen, in denen das Echo ihrer Schritte über seltsame und undeutbare Wandreliefs hallte; und dann durch Gänge, die mit den Knochen längst toter Nephalem gefüllt waren, als wären die Bewohner der Stadt tot umgefallen und liegengeblieben, während ihr Fleisch verrottete und zu Staub zerfiel. Die Böden, über welche die Horadrim schritten, waren gefügt aus schönen Steinblöcken, angeordnet in komplizierten Mustern, deren Sinn sich im Nebel der Jahrhunderte jedoch verloren hatte. An anderen Stellen war der Stein zerbröckelt oder gebrochen, sodass sie durch gezackte Löcher in die darunterliegenden Ebenen spähen konnten.
    Jacob ging dicht neben Shanar und sog ihren reinen, süßen Duft ein. Eine Woge von Leidenschaft stieg in ihm empor, und er errötete unvermittelt. Jeder seiner Sinne war geschärft, war gerichtet auf die Signale, die sie aussandte. Leider waren diese Signale in letzter Zeit zweideutig; in einem Moment wirkte sie offen, im nächsten wieder abweisend, und dieses Wechselbad der Gefühle machte es immer schwerer für ihn, noch klar zu denken. Gynvirs Eifersucht war ihm nicht entgangen, doch konnte er nicht sagen, ob sie darin begründet lag, dass die Barbarin ebenfalls

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