Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
zeigte viel Potenzial, wann immer Mikulov ihn nach dem täglichen Training beiseite nahm und ihn ein wenig in die Manipulation der Elemente einweihte. Der Mönch hatte sich schnell mit dem jungen Ritter angefreundet, und er begegnete Loraths Neugier und Übereifer mit endloser Geduld.
Kommandant Nahr war derweil aus Bramwell eingetroffen und arbeitete rund um die Uhr in der Schmiede, bis er dem Zusammenbruch nahe war. Zayl war ebenfalls rastlos gewesen, und nun war die Tasche fertig: Wenn sie mit dem Seelenstein in Berührung kam, so hatte der Totenbeschwörer erklärt, würde sie sich weit genug dehnen, um ihn zu umschließen. Doch sie konnte die Horadrim nur ein paar Minuten vor seiner Verderbnis schützen, bevor der Zauber seine Wirkung verlor.
Und dann war der Moment gekommen, ihre Pläne in die Tat umzusetzen.
In der Nacht vor dem Angriff auf die Himmel lag Tyrael auf seinem Strohbett und konnte nicht schlafen. Seine Gedanken wirbelten, gingen ein Szenario nach dem anderen durch, malten sich all die Dinge aus, die fehlgehen konnten und suchten nach Möglichkeiten, Fehler zu korrigieren. Die Stunden der Trennung von seinen Brüdern und Schwestern, die Leiden seines sterblichen Leibs – dies alles holte ihn nun ein.
Er dachte an Imperius’ Worte, damals nach der Zusammenkunft des Rates: Einmal mehr hast du Partei für Sanktuario ergriffen. Doch was, wenn der Rat sich entscheidet, diese Welt zu zerstören und die Bedrohung, die sie darstellt, ein für alle Mal zu beseitigen? Wirst du auch dann noch auf der Seite der Menschen stehen? Wirst du mit ihnen zu Grunde gehen?
Der Erzengel des Heldenmutes sah die Lage falsch, dachte Tyrael. Es ging nicht darum, sich für das eine und gegen das andere zu entscheiden; vielmehr darum, beide Welten zu retten, weil er sie beide zu lieben gelernt hatte. Uldyssians Opfer fiel ihm ein. Trotz der Jahrhunderte, die vergangen waren, hatte die Zeit die Erinnerung daran nicht trüben können. Es war der Moment gewesen, da Tyrael erkannt hatte, welches Potenzial zum Guten in den Menschen schlummerte. Das Licht in ihnen konnte über die Finsternis triumphieren, ganz gleich, wie gering die Chancen dafür auch stehen mochten.
Genau das war es, worauf er baute. Er hatte seine Horadrim vorbereitet, so gut es ging; jetzt lag es an ihnen, sich über Verlockungen und Schrecken zu erheben. Die Menschheit war imstande zu Großem, daran zweifelte er keine Sekunde. Dennoch war da in seinem Hinterkopf auch der Gedanke an Zoltun Kull, immerhin ein Gründungsmitglied der Horadrim. Er hatte sich von der Dunkelheit verderben lassen. Er hatte den Schwarzen Seelenstein erschaffen.
Ja, Kull war auch ein Mensch gewesen.
Doch wie konnte Tyrael über ihn urteilen, da er doch mit seinen eigenen Verlockungen rang? Kurz, bevor die Sonne über Westmark aufging, hielt er es schließlich nicht mehr aus: Obwohl er sich fühlte wie ein Verräter, holte er den Kelch hervor und tauchte hinab in seine Tiefen.
Noch vor Sonnenaufgang brachen sie auf aus der Stadt. Die Ritter waren informiert worden, damit die Männer der Stadtwache nicht Alarm schlugen, wenn mehrere bewaffnete Gestalten in schweren Roben auf sie zukamen. General Torion hatte ihnen seinen Segen gegeben, auch, wenn sie nicht wieder den Einstieg durch die Kirche des Heiligen Ordens nehmen würden. Zum einen war die unterirdische Brücke nicht mehr passierbar, zum anderen machten sie so einen Bogen um die Ladenbesitzer und Botenjungen, die zu dieser Stunde auf den Straßen waren. Stattdessen zogen sie durch das Tor, um die Katakomben durch den Sumpf zu betreten.
Unter ihren Roben verbargen sich stämmige Umrisse; Kommandant Nahr hatte ganze Arbeit geleistet, auch, wenn die Anstrengung und der Zeitdruck ihn an den Rand des Zusammenbruchs geführt hatten. Für Mikulov fühlte die Larve sich jedoch schwer und fremdartig an; als Mönch war er leichte Gewänder und Bewegungsfreiheit gewöhnt, und er fragte sich, wie er im Kampf zurechtkommen würde, sollte es dazu kommen.
„Während der letzten Woche habe ich bewiesen, dass ich Euch von Nutzen sein kann. Wollt Ihr mir wirklich nicht erlauben, mitzukommen?“
Lorath Nahr sprach mit gedämpfter Stimme, während er hinter Tyrael dahinstapfte. Alles in allem waren sie dreißig Mann, die sich in einer langen Reihe durch das trügerische Terrain des Sumpfes vortasteten. Lorath hatte Ritter mitgebracht, die sie begleiten und vor dem Eingang Wache stehen sollten. Mikulov, der ein Stück vor Borads Sohn ging,
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