Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
der Katakomben zutaumelte. Er hörte, dass der Zerstörer wieder näherkam, doch er war fast da. Nur noch ein paar Schritte …
Die Welt begann zu verblassen, und er registrierte kaum, wie von beiden Seiten jetzt Phantome auf ihn zuhuschten, schwarze Schemen, im Lichte der Morgendämmerung nur vage sichtbar. Seine Arme waren schwer wie Blei, jede Bewegung eine unerträgliche Kraftanstrengung, doch bevor er zusammenbrach, wurde er plötzlich wieder aufgerichtet wie ein Blatt, das vom Wind emporgehoben wird. Er tauchte ein in die Schwärze der Tunnel, die in die Tiefe unter dem Sumpf führten.
siebenundzwanzig
Die Katakomben
Jacob führte die Gefährten durch den schwach beleuchteten Gang. Niemand sagte ein Wort; alle Gesichter waren gezeichnet vom Schock des plötzlichen Angriffs. Er wusste nicht, wie viele Männer sie verloren hatten, doch es war fast ein Wunder, dass überhaupt noch jemand lebte.
Tyrael war noch immer draußen und kämpfte allein gegen den Zerstörer. Jacob war versucht, umzukehren und ihm beizustehen, doch er wusste, dass er den Rest der Gefährten in Sicherheit bringen musste. Wut loderte in ihm empor, doch er verdrängte sie; genau das hätte sein Vater von ihm erwartet. Glaube nie, dass dein Zorn dich unbesiegbar macht!
„Wo ist der Totenbeschwörer?“
Gynvirs keuchende Stimme brach die Stille, nachdem sie die Statue erreicht hatten. Während Cullen sich an dem Schlüsselschlitz zu schaffen machte und den Durchgang öffnete, blickte Jacob über die Schulter. Doch auch er konnte Zayl nirgendwo entdecken.
„Seit wir ihn in Tristram trafen, beschwerst du dich über ihn“, sagte Shanar, „und jetzt machst du dir plötzlich Sorgen um ihn?“
„Er hat die Tasche“, entgegnete die Barbarin. „Ohne sie können wir den Seelenstein nicht mitnehmen.“
Einen Moment später tauchten zwei Gestalten hinter der Biegung auf. Zayl hatte den Arm um Tyraels Mitte geschlungen, und der Kopf des Erzengels hing schlaff herab auf seine Brust. Seine Rüstung war gespalten, seine Brust rot vor Blut.
Mikulov hastete ihnen entgegen, um dem Totenbeschwörer zu helfen, während hinter ihnen ein donnernder Kriegsschrei ertönte. Der Sicarai war in der Nähe; Jacob hatte keine Ahnung, ob er den Tunnel betreten konnte oder nicht. In jedem Falle wollte er sie alle so schnell wie möglich auf die andere Seite der Wand bringen und den Zugang wieder verschließen, bevor es zu spät war.
Endlich hatten Zayl und Mikulov zu den anderen aufgeschlossen; sie mussten Tyrael tragen, während sie zu dritt durch das Portal schritten. Jacob wartete, bis auch Shanar und Gynvir die durchsichtige Wand passiert hatten, dann folgte er ihnen.
Als er auf die andere Seite trat, lag Tyrael bereits ausgestreckt vor der Treppe, die in die unteren Ebenen des Nephalem-Heiligtums führte.
Das blaue Licht der Fackeln tanzte über die besorgten Gesichter, die auf den Erzengel blickten, während der Totenbeschwörer ihm vorsichtig die zerschmetterte Brustplatte abnahm. Darunter kam eine grausige Wunde zum Vorschein, etwa acht Finger breit lang und sehr tief.
Blut sickerte aus dem Schnitt, und Zayl holte hastig mehrere Fläschchen und Päckchen aus seiner Tasche. Dann träufelte er ihren Inhalt über Tyraels Brust und stimmte mit geschlossenen Augen einen leisen Gesang an. Seine behandschuhte Rechte beschrieb langsame Kreise über der Wunde, und seine Gesichtsfarbe wechselte von weiß zu aschgrau. Als er die Hand schließlich zurückzog, hatte der Schnitt sich geschlossen; nur eine gekrümmte Narbe prangte noch auf der Brust des Erzengels.
Der Totenbeschwörer schüttelte den Kopf. Offenbar war er so erschöpft, dass er kaum noch sprechen konnte.
„Etwas bewahrte ihn vor dem tödlichen Schlag“, brachte er hervor. „Etwas, was stärker war als seine Rüstung.“ Er tippte den Gegenstand an, der unter Tyraels Brustpanzer hervorblitzte. Er schien aus Metall zu sein, doch es war kein Metall, das Jacob je zuvor gesehen hatte.
„Meine Magie vermag Wunden zu heilen und ihm einen Teil seiner Energie zurückzugeben. Doch er hat viel Blut verloren, und gegen diese Schwächung kann auch ich nichts tun.“
„Helft mir auf“, sagte Tyrael. Er hatte die Augen aufgeschlagen und seine Stimme klang fest, wenn auch rau vor Schmerzen. Nachdem er Zayls Hand abgewehrt hatte, schob er das Metallobjekt unter seine Rüstung; dann stemmte er sich, gestützt von den anderen, auf die Füße. Nur kurz verzog er das Gesicht, bevor er in die grimmigen
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