Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
ihre Unterhaltungen im Geheimen, und durch ihre Verbindung mit dem Menschen Jacob brachten sie noch einiges mehr in Erfahrung.“
„Und was? Was brachten sie in Erfahrung? Sag es mir, oder ich lösche dein elendes Leben aus!“
Die nächsten Worte des Sicarai trafen ihn wie ein Schlag ins Gesicht.
„Wir haben Grund zu der Annahme, dass er vorhat, hierher zu kommen“, berichtete der Zerstörer. „In die Himmel. Sie planen, den schwarzen Stein unter Euren Augen zu stehlen.“
Die Becken der Weisheit lagen still und verwaist, als Balzael aus dem Schatten des bogenförmigen Eingangs trat, noch immer erfüllt von brodelndem Zorn. Wie hatte er nur so blind sein können? Er hatte damit gerechnet, dass Tyrael gegen die Himmel vorgehen würde, gewiss. Doch dass es so früh schon geschehen könnte, hatte er nicht erwartet. Außerdem war er davon ausgegangen, dass der Sicarai ihn und seine Gefährten längst ausgelöscht hatte.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er allein war, eilte er über den geborstenen Stein des Pfades auf den Brunnen zu. Allzu schmerzlich war er sich dabei der Lücke bewusst, wo einst Chalad’ar geruht hatte; wie die Augenhöhle eines Totenschädels starrte sie ihn an. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Imperius und die Erzengel erwarteten ihn bei der Aufstiegszeremonie. Doch unter diesen Umständen war ein kurzes Treffen mit dem Wächter unabdingbar.
Die Himmel waren seit dem Angriff des Obersten Übels nicht mehr der gleiche Ort; dieser Tatsache konnte sich niemand verschließen. Doch eigentlich hatten die Veränderungen schon lange zuvor begonnen. Sogar die Becken der Weisheit waren ein Opfer dieses Wandels: Einst ein Ort der Wärme und des Friedens, lagen sie nun kalt und tot vor ihm. Doch noch gab es hier Leben. Man musste nur wissen, wie man es erwecken konnte.
Am Brunnen verharrte Balzael kurz, um in das ausgetrocknete Gefäß zu blicken. Das Licht hier war schärfer, teilte alles in makellose Helligkeit und dunkle Schatten, eine Landschaft aus Schwarz und Weiß. Nachdem er einen Moment lang gewartet hatte, hob der Luminarei die Arme über dem Brunnen und öffnete den Mund. Die tote Luft verschluckte seine Stimme fast, als er sprach.
Zunächst tat sich nichts. Doch dann erklang ein gurgelnder Laut aus der Tiefe, der rasch anschwoll, und ein wirbelnd flackerndes Licht regte sich im Becken. Kurz darauf war es schon bis zum Rand gefüllt mit glühenden Farben, verwoben zu einem Netz aus Linien, pulsierend und wogend wie bewegtes Wasser.
Ein Schauder rann durch Balzael, während er in das hypnotisierende Muster starrte. Er tat es nicht zum ersten Mal, doch dennoch überkam ihn jedes Mal die gleiche Mischung aus Furcht und Erwartung. Es war wie bei seiner Geburt unter dem Bogen, als sich ihm die unendlichen Möglichkeiten des Schicksals offenbart hatten, überwältigend und verwirrend, als die vibrierende Energie der Himmel selbst ihn durchströmt hatte, bis er sich unbesiegbar fühlte. Weisheit bedeutete, jene Verbindungen zu verstehen, die andere nicht verstanden. Da war ein Netz, dem alles andere zu Grunde lag, eine Welt unterhalb der Welten, die sorgsam gehütet werden musste. Wissen war Macht – und diese Art von Macht konnte gefährlich sein.
Eine Gestalt erschien im flackernden Licht. Zunächst war sie nichts als ein schwarzer Fleck zwischen den Fäden, als bildete sich in ihrer Mitte ein Knoten, doch dann wurde sie größer, bis sie fast das gesamte Becken ausfüllte. Im Gegensatz zu den vibrierenden Strängen war der Umriss reglos und strahlte frostige Dunkelheit aus; eine Dunkelheit, die Schatten über dem Brunnen aufziehen ließ, als schöben sich plötzlich Wolken vor die Sonne. Nun verdichtete der Schemen sich zu einer Gestalt in Robe und Kapuze. Einer Gestalt, deren Antlitz ein schwarzes, leeres Loch war.
Der Wächter.
Ein gedehntes Zischen hallte durch den Raum.
„Er kommt hierher, mein Lord“, berichtete Balzael. Seine Sorge war überdeutlich, und das beschämte ihn, doch er konnte sich nicht zurückhalten. „Der Sicarai und unsere Späher in Sanktuario haben es bestätigt …“
„Ja“, sagte der Wächter.
„Natürlich“, meinte der Luminarei, und mit einem Mal keimten Zweifel in ihm empor. Hatte er einen Fehler gemacht? Der Wächter sprach nur selten, und sein merkwürdiges Benehmen machte es zuweilen schwer, seine Gedanken zu deuten.
„Tyrael muss verzweifelt sein. Wir werden ihn niederstrecken, sobald er sein sterbliches Antlitz zeigt.“
„Unsere
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