Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Titel: Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Kenyon
Vom Netzwerk:
Blumenpracht, die welligen Zweige halb aufgerollt, sodass sie sich nach außen und dann wieder nach innen schwangen. Da waren auch Brunnen, umgeben von Becken reflektierender Flüssigkeit, die Vorhänge herabstiebender Tropfen auffingen, sodass es aussah, als regneten Diamanten auf sie herab.
    Es war atemberaubend. Der Ort beflügelte Jacobs Geist; die Musik flößte seinem müden Leib neue Energie ein, bis er sich schwerelos fühlte, schwerelos und frei, so frei. Die dunklen Träume, die wie Spinnweb an ihm gehaftet hatten, die Tragödien der Vergangenheit, der Tod seiner Eltern, der Verlust seines Selbstvertrauens, seines Lebensinhalts – all dies wurde hinweggewischt, während die Gärten seine Seele streichelten und ihm eine Botschaft von Liebe und Frieden ins Ohr wisperten. Er war nicht mehr allein, und er würde es nie wieder sein. Wohin immer er auch ging, was immer er auch tat, er würde diesen Ort in seinem Herzen tragen. Das Paradies …
    „Hier lauern mächtige Gefahren“, warnte Tyrael leise. „Gebt acht, dass ihr euch nicht in der Schönheit dessen verliert, was ihr seht und fühlt! Hoffnung verwandelt sich an diesem Ort leicht in Verzweiflung, Gewissheit in Zweifel. Vergesst nicht: Es war euch niemals bestimmt, diese Welt zu betreten!“
    Die Worte rissen Jacob aus seinen schwelgerischen Gedanken, doch das Gefühl tiefer Zufriedenheit wärmte weiterhin seine Brust.
    Doch sie waren nicht allein in den Gärten der Hoffnung.
    In der Ferne streiften lautlos Engel umher, und ein paar weitere saßen reglos auf Bänken zwischen den Blumen, von wo aus sie die Lichterbrunnen betrachteten, als täten sie seit Jahrhunderten nichts anderes. Sie trugen keine Rüstungen, sondern Roben von der Farbe des Morgennebels, die ihre Schönheit und Eleganz unterstrich, ihre Vollkommenheit, die alles überstieg, was Sanktuario hervorbringen oder auch nur erdenken konnte.
    Niemand schien die Horadrim zu bemerken oder Notiz von ihnen zu nehmen. Für die Engel waren sie nur ein paar Luminarei, die zur Aufstiegszeremonie unterwegs waren. Shanars Magie täuschte sie.
    „Was unternehmen wir wegen der Tasche?“
    Jacob glaubte, dass die Frage von Gynvir kam, doch gewiss konnte er sich nicht sein. Die Illusion wirkte auch auf die Horadrim selbst, und alles, was er um sich sah, als er über die Schulter blickte, waren Engelskrieger, deren Schwingen auf- und niederwiegten.
    „Zayl wird einen Weg zum Ratssaal finden“, meinte Tyrael. „Und falls nicht, tragen wir den Stein eben mit bloßen Händen zurück.“
    Die anderen schwiegen. Sie wussten, dass der direkte Kontakt mit dem Stein einen qualvollen, schrecklichen Tod zur Folge hatte, doch nicht einmal dieser Gedanke konnte Jacobs Stimmung trüben. Die sanfte Musik und die friedliche Umgebung küssten alle Sorgen und Ängste hinweg.
    Wege aus zermahlenem Kristall wanden sich zwischen den Beeten dahin, gesäumt von baumartigen Lichtgewächsen und immer neuen Becken. Dahinter erhoben sich die dicken Mauern und himmelwärts ragenden Türme der Höfe der Gerichtsbarkeit in die schimmernde Luft.
    Tyrael führte sie auf einen Pfad, wo die Äste aus lebendigem Licht bis dicht über den Boden hingen, und als er unter einem Kristallbaum hindurchging, streifte ein Zweig ihn am Haupt. Wärme strömte in seine Glieder, und er keuchte, als Bilder aus seiner Kindheit in seinen Geist strömten. Sie waren frisch und lebhaft und trugen ihn zurück in eine Zeit, da die Seuche des Wahnsinns Staalbreak noch nicht erreicht hatte und er und seine Eltern ein friedliches Dasein führten. Sein Vater, der Schutzmann der Stadt, war ein ruhiger, besonnener Mensch – ein Mann, auf den man sich verlassen konnte, der nie impulsiv handelte, sondern der erst beide Seiten eines Streits anhörte, bevor er sein Urteil fällte. Dank ihm waren die Mauern der Stadt stark und sicher …
    Ein anderer Zweig berührte ihn an der Schulter, doch diesmal rann ein eisiger Schauder durch seinen Leib. Unvermittelt wurden die Bilder des Vaters blutig und dunkel. Er fand sich wieder in einem Netz aus Zeit und Raum, aus dem es kein Entkommen gab; sein Vater hatte einen Sohn gezeugt, der seiner Vergangenheit nicht entfliehen konnte, und die Plage, die seine Familie zerstört hatte, war nur ein Symptom eines weitaus größeren Übels, einer Verdorbenheit und Schwäche, die ihn immer wieder einholen würde, ganz gleich, wie weit er davonrannte …
    Jacob spürte eine weitere Berührung an seiner Wange. Sie fühlte sich kühl an,

Weitere Kostenlose Bücher