Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
dass Zayl unwillkürlich zurückzuckte. „Du … du bist einer von ihnen …!“
Er war enttarnt, er konnte sich nicht verstecken, und Ausflüchte würden ihn nicht weiterbringen. Der Totenbeschwörer murmelte einen Spruch, so schnell seine Zunge es erlaubte. Für die Vorbereitungen, die er normalerweise vor einem Zauber traf, war keine Zeit. Außerdem würde es vermutlich nichts bringen, Runen auf den Boden zu zeichnen, denn er bezweifelte, dass er hier Geister beschwören konnte. Doch das wollte er auch gar nicht …
Trag’Oul , dachte er, mächtiger Drache, höre mich an …!
Die Wache griff an mit einem mächtigen Hieb, und auch Zayl hob seine Waffe. Das heilige Schwert prallte gegen den Knochendolch, und eine Woge gewaltiger Energie und grellen Lichts rollte von den Klingen. Zayl spürte, wie seine Beine nachgaben, doch er richtete sich wieder auf und bereitete sich auf den sengenden Schmerz vor, der ihn gewiss gleich erfassen würde, wenn die scharfe Engelsklinge in sein Fleisch schnitt.
Doch die glühende Klinge setzte ihre bogenförmige Bewegung nicht fort; der winzige Dolch hatte sie aufgehalten. Der Luminarei blickte überrascht; dann schlug er erneut zu, und wieder parierte Zayl den Hieb, wobei er einen Schritt nach hinten tat, in Richtung der Gärten. Die Wache drang weiter auf ihn ein, und die Kräfte des Totenbeschwörers ermüdeten rasch unter den Angriffen; seine Muskeln zitterten nach jedem mächtigen Hieb, den er mit seiner Klinge ablenkte, und kurz darauf hörte er die andere Wache auf dem Korridor. Sie rief etwas, doch er widerstand dem Drang, über die Schulter zu blicken; jede Ablenkung bedeutete den sicheren Tod.
Bislang war er in der Defensive geblieben, hatte sich darauf beschränkt, die Attacken abzuwehren, doch jetzt musste er die Initiative ergreifen. Falls er nicht schleunigst von hier verschwand, würde der zweite Luminarei ihn erreichen, und dann war jede Hoffnung, diesen Kampf zu überleben, dahin!
Doch Trag’Oul blieb stumm. Die Geister der Toten sprachen an diesem Ort nicht. Zayl war auf sich allein gestellt.
Plötzlich tauchte ein Antlitz vor seinen Augen auf, klar und deutlich: Salene . Von einer Sekunde zur nächsten war sie aus seinem Leben verschwunden. Er sah noch einmal, wie die schwarzgeflügelten Kreaturen sie davontrugen in den nachtschwarzen Himmel, wie ihre geisterhafte Gestalt kurz vor ihm aufflackerte, durch grenzenlose Trauer von den Toten zurückgebracht. Ja, er hatte sie geliebt, obwohl seine Ausbildung darauf angelegt gewesen war, derartige Gefühle aus seiner Seele zu verbannen. Vielleicht machte gerade das ihn menschlich …
Die Wache sah sein Zögern – und schlug zu.
Im letzten Moment riss Zayl den Dolch empor, und er konzentrierte seinen gesamten Willen auf die Knochenklinge, lenkte alle Energien hinein, die in seinem Innersten zusammengerollt waren wie eine Schlange. Er wusste noch, was Tyrael über die Nephalem gesagt hatte, über das Blut von Engeln und Dämonen, das in ihren Adern floss. Seine stärkste Waffe war er selbst. Und er war entschlossen, sie zu nutzen.
Begleitet von einem ohrenbetäubenden Donner prallten Schwert und Dolch aufeinander in einer Entladung purer Energie. Doch statt sich gegen sie zu stemmen, nahm Zayl die Energie in sich auf und stärkte durch sie die Worte der Macht, die er nun laut aussprach. Einen Moment später absorbierte die Knochenklinge alle Kraft, die der Engelskrieger in sich trug; sie saugte seine Essenz auf wie ein blutsaugendes Monster, und der Schimmer um ihn verblasste, wurde schwächer und schwächer.
Der Dolch glühte dafür umso gleißender, und dann brach der Luminarei schließlich in sich zusammen. Außer der Rüstung, die er getragen hatte, war nichts mehr von ihm übrig. Als die zweite Wache heranstürmte, entfesselte Zayl einen Energiestoß, der den Feind an der Brust traf. Der Engel wurde quer durch den Säulengang geschleudert und prallte gegen die hintere Wand, wo er reglos liegenblieb.
Der Leib des Totenbeschwörers prickelte, und noch immer spürte er die Essenz seines Opfers durch sich strömen.
Der neue Engel, Gealith, war plötzlich anwesend. Sie stand nur ein paar Schritte entfernt, doch sie rührte sich nicht, als könnte sie nicht fassen, was sie gerade gesehen hatte.
„Wirst du mich auch töten?“, fragte sie. Ihre Stimme klang neugierig, und ihre Haltung kündete eher von Verwirrung als von Furcht. „Ich bin unbewaffnet. Doch weiter wirst du nicht kommen.“
„Wir sind nicht
Weitere Kostenlose Bücher