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Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Titel: Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Kenyon
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Willkür einer trostlosen Zukunft überlassen?
    Der Gedanke war schockierend. All die Jahre hindurch hatte er niemals an Trag’Ouls Existenz gezweifelt. Oder an der Mission, die Rathma an Mendeln weitergegeben hatte, den Bruder Uldyssians und den ersten echten Konvertiten zur Priesterschaft der Totenbeschwörer. Das Gleichgewicht war bedeutsamer als alles andere. Deshalb war er hier, und deshalb setzte er sein Leben aufs Spiel.
    Doch nun schien es ihm plötzlich unfassbar, dass er die Lehren der Alten bislang nie kritisch betrachtet, dass er sich nie gefragt hatte, ob Trag’Oul vielleicht nur das Produkt eines verwirrten Geistes war – eines erstgeborenen Nephalem, verloren und gebrochen, der von seinem Vater und seiner Mutter bis an die Grenzen Sanktuarios verfolgt worden war, und darüber hinaus.
    Du weißt, dass die Lehren Rathmas wahr sind , beharrte eine leise, nüchterne Stimme in seinem Hinterkopf. Deine Kräfte beweisen es; sie ermöglichen es dir, in die andere Welt zu sehen, Kontakt mit den Toten aufzunehmen, das Gleichgewicht in allen Dingen zu spüren. Ganz zu schweigen von Humbart. Der Geist, den Zayl an den Schädel gebunden hatte, war der untote Beweis für alles, was er gelernt hatte. Für alles, was möglich war. Doch trotz dieser Gewissheiten fühlte alles sich plötzlich an wie Betrug, wie ein kosmischer Scherz auf seine Kosten. Es war, als wäre ein Vorhang zurückgezogen worden, und nun entpuppte sein Leben dahinter sich als eine Reihe fader, sinnloser Unternehmungen, die keinem höheren Ziel dienten als den Wahnvorstellungen seines eigenen Verstandes …
    Plötzlich merkte Zayl, dass die Musik sich verändert hatte. Sie war tiefer und komplexer geworden, lastete schwer auf seinen Schultern. Mit einem jähen Ruck kehrte er zurück in die Wirklichkeit. Was war nur über ihn gekommen? Ohne es zu bemerken, war er weiter den Gang hinabgewandert, und jetzt sah er die beiden Wachen wieder vor sich. Zum Glück hatte keine von ihnen über die Schulter geblickt.
    Sie standen vor einer gewaltigen Tür, und nachdem Zayl sich noch ein wenig näher herangeschlichen hatte, verharrte er hinter einer Säule und beobachtete sie. Er fühlte sich klein und unbedeutend, ein Staubkorn auf dem Antlitz der Welt. Wo war Trag’Oul jetzt, da er ihn so dringend brauchte? Wo war sein Glaube?
    Ein Engel öffnete den Luminarei die Tür. Er hatte den Leib einer Frau und trug keine Rüstung, sondern fließende Gewänder, welche die sanften Rundungen darunter nur erahnen ließen. Ihre Stimme bildete einen perfekten Gleichklang mit der himmlischen Musik, und sie anzublicken war, als blicke man in die Sonne.
    „Was führt euch her?“, fragte sie.
    „Unsere Pflicht“, erklärte die erste Wache. „Wir sollen Gealith zum Lichte begleiten.“
    „Sie wartet bereits auf euch“, antwortete der weibliche Engel. „Die Domäne des Schicksals steht euch offen.“
    Die Bibliothek des Schicksals. Zayls Herz schlug so schnell und leicht wie die Schwingen eines Kolibris. Natürlich: Als er sich diesem Ort genähert hatte, war er unter den mächtigen Einfluss der Bibliothek geraten. Sie hatte Schicksal in Unsicherheit verwandelt, Bestimmung in Zufall. Tyrael hatte sie gewarnt, dass solches geschehen konnte: Die Hohen Himmel mögen Menschen auf eine Weise beeinflussen, die ihr nicht verstehen könnt …
    Die Wachen schoben sich an dem Engel vorbei in das Leuchten im Inneren des Gebäudes, und Zayl wollte schon weitergehen, doch die Frauengestalt verharrte an der offenen Pforte. Sie würde ihn sehen, und er musste zu nah an ihr vorbei, als dass Shanars Magie sie täuschen könnte.
    Der Totenbeschwörer blickte auf seine Hände. Das weiße Feuer, das sie eingehüllt hatte, begann zu flackern. Shanars Magie ließ nach. Er hatte keine Zeit mehr.

zweiunddreissig
    Die Gärten der Hoffnung
    Jacob blickte fasziniert umher. Sie hatten die Deckung der Bäume verlassen, und nun erstreckte eine Landschaft sich vor ihnen, die unglaublicher war als alles, was er je gesehen hatte.
    Die Gärten der Hoffnung.
    Nichts – nicht einmal seine wildesten Träume – waren damit vergleichbar. Blumen bedeckten den Boden, und ihre farbigen Blüten, die aus reinem Licht gebildet waren, wechselten beständig ihre Farbe; mal glühte hier ein dichtes Beet auf, mal verblasste dort eines, doch nur, um von einer weiteren Explosion aus Farben ersetzt zu werden. Büsche aus Kristall, die wie lebendige Brunnen aus Licht und Klängen wirkten, sprossen hervor aus der

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