Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
seltsames Gefühl überkam ihn, eine Reaktion auf die Leere Chalad’ars, und obwohl er sich dagegen sträubte, begann er doch plötzlich sich zu fragen, ob Balzael nicht von Anfang an recht gehabt hatte: Das Licht muss über die Dunkelheit triumphieren, das ist wichtiger als alles andere . Er trieb durch ein endloses Geflecht aus Lichtfäden, sein Blick und sein Geist klärten sich, und er begriff, dass es eigentlich nur zwei Fragen gab, die beantwortet werden mussten: Die erste hatte mit dem Schwarzen Seelenstein zu tun, die zweite mit dem Schicksal Sanktuarios.
Der Stein war noch immer in den Himmeln und verbreitete Hass und Schmerz. Er musste von hier fort. Und Sanktuario war all seines Potenzials zum Trotz ein befleckter Ort, an dem das Böse ebenso stark war wie das Gute. Vielleicht wäre es das Beste, die Bedrohung zu eliminieren, sie auszumerzen, bevor sie sich ins Reich der Himmel ausbreitete und sie alle verschlang?
Er wusste nicht, wie lange er fort gewesen war, doch irgendwann gab ihm jemand eine Ohrfeige, und dann noch eine, diesmal fester. Er blinzelte, und die Welt um ihn nahm wieder Konturen an. Balzael stand über ihm und verpasste ihm gerade einen weiteren Schlag mit dem Rücken seiner behandschuhten Rechten.
„So ist es schon besser“, sagte er. „Noch sollst du nicht aufgeben! Denn du musst erst noch etwas erledigen.“
Sie befanden sich nicht länger in der Faust; Tyrael stand nun an die Säule der Tränen gefesselt, wo die Statuen der Schuldigen und Verdammten ihre Arme für alle Ewigkeit nach oben streckten, um Erlösung zu erbitten.
„Eine bemerkenswerte Wendung, findest du nicht?“, fuhr der Luminarei fort, wobei er dem Sicarai zunickte, der steif neben ihm stand. „Als Erzengel der Gerechtigkeit hast du in diesem Raum auf deinem Thron gesessen und sprachest über die Köpfe zahlloser Gefangener dein Urteil. Doch bei dieser kleinen Verhandlung werde ich Richter, Geschworener und Henker zugleich sein. Ich werde dir zeigen, wie mühelos wir dich kontrollieren können.“
„Du kontrollierst gar nichts“, entgegnete Tyrael, doch seine Stimme war zu rau und schwach, um wütend oder trotzig zu klingen. Balzael trat zur Seite, und nun sah der Erzengel Cullen, der mit gefesselten Armen und einem Knebel im Mund vor der Säule stand. Der Gelehrte blinzelte, doch seine weiten Augen starrten blicklos ins Nichts.
„Wir haben Imperius benachrichtigt, dass ich die Eindringlinge in die Enge getrieben habe“, erklärte Balzael. „Er wird gerade noch rechtzeitig erscheinen, um mit anzusehen, wie du deinen Freund tötest. Und dann werde ich der Gefahr ein Ende setzen, ein für allemal. So wird es zumindest für Imperius aussehen. Du wirst dich gegen einen hilflosen Menschen wenden, um deine eigene Haut zu retten. Gibt es einen besseren Beweis für die Schwäche deines sterblichen Herzens? Imperius hegt vielleicht wenig Zuneigung für die Menschheit, doch nichts ist ihm wichtiger als Ehre auf dem Schlachtfeld. Nach dieser feigen Tat, in Verbindung mit deinem Verrat am Angiris-Rat, wird selbst er anerkennen, dass ich keine andere Wahl hatte, als dich für deine Sünden hinzurichten.“
„Dein Blutdurst verzehrt dich“, meinte Tyrael. „Der Stein beeinflusst auch dich, Balzael. Du begehst einen großen Fehler.“
„Im Gegenteil.“ Der Luminarei-Leutnant drückte Cullen auf die Knie. „Diese kleine Szene wird Imperius ablenken, während der Rest deiner Truppe mit dem Stein flieht. Sie haben ihn bereits in ihrem Besitz. Und wenn die Mitglieder des Rates feststellen, dass ihr nicht allein in die Himmel eingedrungen seid, wird es bereits zu spät sein.“
„Das mag so sein. Doch ich werde dein Spiel nicht spielen.“
„Warum nicht? Ich spüre, dass du allmählich die Richtigkeit unserer Motive erkennst. So ist es doch, nicht wahr? Chalad’ar spricht die Wahrheit. Sanktuario hätte nie entstehen dürfen. Es ist eine Pestbeule auf dem Antlitz des Lichts, ein Tor, durch das die Brennenden Höllen und ihre Dunkelheit die Himmel bedrohen. Dieses Tor muss geschlossen werden. Für alle Zeiten.“
Fast gegen seinen Willen musste der Erzengel die Logik in Balzaels Worten anerkennen: Sanktuario hatte kein göttliches Existenzrecht. Es war einst entstanden als Versteck für abtrünnige Engel und Dämonen, und die Geburt der menschlichen Rasse war nichts weiter gewesen als ein nebensächlicher Unfall. Das Opfer, welches der Nephalem Uldyssian vor all diesen Jahren dargebracht hatte, hatte Tyraels
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