Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
wiedererlangte, waren seine Arme hinter den Rücken gefesselt, und der Sicarai zerrte ihn auf die Füße. Sein Kopf schmerzte fürchterlich, doch er biss die Zähne zusammen und blickte sich um. Da war eine gewaltige Säule mit in Stein geschnittenen Figuren, die sich bis zur Decke erhob, und hinter ihm Reihen leerer Sitze. Sie mussten sich im Ring der Richtbarkeit befinden. Hier wollte Balzael über ihr Schicksal richten. Doch was der Luminarei nicht zu begreifen schien: Ihr Schicksal spielte keine Rolle. Cullen war bereits tot. Man musste nur noch seinen Herzschlag anhalten.
Er sah, wie Balzael den Erzengel mit heftigen Ohrfeigen weckte, und er hörte ihr Gespräch, doch sein Geist weigerte sich, die Worte zu verarbeiten. Doch was immer gesagt wurde: Tyrael schien kurz mit sich zu ringen, dann fielen die Fesseln von seinen Handgelenken und er zog sein Schwert. Da begriff der Horadrim endlich: Balzael wollte, dass Tyrael den Henker spielte.
Diesen Gefallen würde der Erzengel ihm gewiss nicht tun, da war Cullen gewiss. Doch dann trat Tyrael vor und hielt sein Schwert an den Nacken des Gelehrten.
Moment . Das konnte nicht sein. Etwas stimmte nicht; Tyrael würde ihn niemals verraten. Doch die Klinge presste sich heiß gegen seine Haut, und er spürte, wie Blut seinen Rücken hinabrann. Dieses Gefühl erweckte etwas in ihm, etwas, was er verloren gewähnt hatte, das tatsächlich jedoch nur geschlummert hatte.
„Warte“, wollte er rufen, doch die Augen des Erzengels waren blicklos und dunkel.
Deine Ketten mögen von dir gefallen sein , dachte Cullen, doch du bist noch immer gefangen.
Einen Moment später explodierten die Himmel.
Ein gewaltiger blauer Lichtblitz bohrte sich in den Rücken des Sicarai und schleuderte ihn zu Boden. Der Zerstörer brüllte vor Überraschung und Schmerz, doch er sprang sofort wieder auf und wirbelte zum Eingang des Saales, wo Shanar stand und weitere Magieblitze in den Ring der Richtbarkeit sandte. Gynvir stürmte mit ihrer Axt herbei, ebenso wie Jacob, dessen Engelswaffe in grellem Feuer loderte, und dicht hinter ihnen stürzte der Totenbeschwörer in den Raum.
Chaos breitete sich aus in den himmlischen Höfen der Gerichtsbarkeit. Cullens Herz schlug schneller, als er Balzael seine eigene Waffe zücken sah, und als er nach oben blickte, hatte Tyrael bereits El’druin über den Kopf gehoben. Der Gelehrte versuchte sich wegzurollen, doch er konnte sich nicht rühren, und die anderen waren noch immer zu weit entfernt, um die Klinge aufzuhalten, die jetzt auf ihn niedersauste.
Doch das Schwert durchtrennte nicht seinen Hals, sondern nur die Fesseln, die um seine Arme geschlungen waren. Cullen war frei. Dann zog Tyrael ihm den Knebel aus dem Mund.
Die Augen des Erzengels waren wieder klar.
„Es tut mir leid. Ich war ein Narr.“
Nach diesen Worten wandte er sich um und stürzte sich in den Kampf, während Cullen noch immer wie betäubt auf seinen Knien lag. Er war nicht gewiss, was gerade geschehen war, doch es traf ihn wie ein Schock, dass er plötzlich wieder am Leben war. Dann überkam ihn der Wunsch nach Rache.
Das Auftauchen der Horadrim hatte den Bann gebrochen. Tyrael hatte nicht damit gerechnet, dass sie kommen würden; schließlich hatte er während ihres Trainings immer wieder betont, dass die Mission zuerst kam. Nichts war wichtiger, als den Stein aus den Himmeln fortzuschaffen. Sollte jemand zurückbleiben, war es ein Opfer für die gute Sache. An diese Regel mussten alle sich halten, nur so konnte ihr Plan ein Erfolg werden.
Und doch waren sie zurückgekommen. Sie riskierten ihr Leben und ihre Mission, um ihre Freunde zu retten.
Um ihn zu retten.
Auf einmal war der Einfluss Chalad’ars verschwunden, und er begriff, dass er sich auf schreckliche Weise geirrt hatte. Er hatte die Verderbnis und Dunkelheit in sein Herz gelassen, doch was genau das für ihn bedeutete, das würde warten müssen. Jetzt war es Zeit, zu handeln – solange ihnen noch Zeit blieb!
So unglaublich es schien: Die Horadrim schienen ihren Gegnern gewachsen. Jacob und Zayl hatten Balzael in die Zange genommen, doch der Luminarei griff sie nicht an, sondern hielt sein Schwert zwischen dem hell glühenden, geheiligten Zerstörer und dem gezückten Knochendolch.
Ein paar Schritte entfernt pulsierte blaues Feuer durch Shanars Stab, während Gynvir leichtfüßig um den Sicarai tänzelte und jede Gelegenheit für mächtige Hiebe nutzte. Die Barbarin kämpfte wie nie zuvor, schien eins mit der
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