Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
leid“, keuchte Zayl, die Hände erhoben. „Einen Moment lang sah ich … ich sah die schwarz gefiederten Phantome und Salenes verstümmelten Leib. Ich ließ zu, dass dieser Ort mich manipuliert, und ich verlor die Kontrolle.“
„Hoffentlich passiert das nicht noch mal“, brummte Jacob, während er sich den Hals rieb. „Wo sind die anderen?“
Der Ausdruck auf dem Gesicht des Totenbeschwörers wurde noch verzweifelter. „Tyrael und Cullen wurden von dem Sicarai zu den Höfen der Gerichtsbarkeit gebracht. Und Thomas … Thomas ist tot.“
Nein . Jacob schüttelte ungläubig das Haupt. „Wie ist das geschehen?“
„Der Sicarai hat ihn niedergestreckt. Cullen kämpfte zwar tapfer, doch es war zu spät. Und Tyrael wurde von hinten niedergeschlagen.“
„Du lügst“, schnappte Gynvir, „das ist nur ein Trick!“
„Verdammt noch mal“, fluchte Humbart, „er sagt die Wahrheit!“
Die Barbarin tat wieder einen Schritt auf Zayl und den Schädel zu, doch Jacob hielt sie zurück. Er versuchte das Beben in seiner Stimme zu überspielen, während er sagte: „Wir können hier nicht länger bleiben, sonst werden wir entdeckt. Thomas hätte gewollt, dass wir weiterkämpfen!“ Er hielt dem Totenbeschwörer die Hand hin. „Gib mir die Tasche.“
Zayl schüttelte den Kopf, und einen Moment lang wurden seine Augen glasig, bevor sie wieder ins Hier und Jetzt zurückkehrten. „Nein“, erklärte er, „du kannst den Stein nicht tragen.“
„Ich kann, und ich werde“, entgegnete Jacob. Es überraschte ihn selbst, wie entschlossen er klang, doch er wusste einfach, dass er diese Bürde auf sich nehmen musste.
„Gib her, Totenbeschwörer!“
Zayl griff nach der Tasche, die er sich an den Gürtel gehängt hatte, doch seine Finger zitterten, sodass Jacob ihm schließlich helfen musste, den Verschluss zu öffnen.
„Jacob“, warf Shanar ein, „die Tasche und ihr Zauber wurden beschädigt! Der Stein wird dich umbringen, wenn du ihn trägst!“
Er ignorierte den Blick, den sie ihm zuwarf und nahm die Tasche, während Zayl sich bückte, um seinen Dolch aufzuheben. Fast war es, als spüre er einen Herzschlag, als lebe der Stoff zwischen seinen Fingern, und als er jetzt das Schwert zog und das Pulsieren des geheiligten Zerstörers spürte, fühlte er sich endlich bereit. Er wandte sich zum Eingang der Ratskammer.
„Gehen wir“, sagte er und trat durch die Tür.
Die Horadrim erstarrten, kaum, dass sie über die Schwelle getreten waren, so überwältigend war die Schönheit des Raumes. Licht strömte von hohen, schmalen Fenstern herab, welche die Wände unterhalb einer mächtigen Kuppel säumten. Die Wände waren gerundet und mit unglaublich detaillierten Reliefs verziert, welche die Wellenbewegung von Wasser oder Energie nachahmten. Der Boden schien aus Glas oder Kristall zu sein und war seinerseits von einem Muster goldener Linien durchzogen, welche von außen in die Mitte des Raumes führten, wo sich fünf Kreise um einen Stern wölbten. Dort erhob sich ein Steinaltar – und auf ihm lag das Objekt, das sie alle hierhergeführt hatte.
Jacobs Blick wanderte empor zu den Flügeln, die über den Thronen der Erzengel in die Wände gehauen waren. Er hatte erwartet, dass eine Wache im Ratssaal postiert sein würde, doch der Raum war leer, und so steckte er sein Schwert zurück in die Scheide.
Trotz all der Schönheit gab es hier auch Dunkelheit: Der Schwarze Seelenstein lag auf seinem Platz, geschwollen und umgeben von einem tief blutroten Schein.
Er weiß, dass wir hier sind, fuhr es dem Abenteurer durch den Sinn. Keine Ahnung, wie oder warum, doch er weiß es .
Das Artefakt war beinahe so groß wie ein menschlicher Oberkörper – viel größer, als die Horadrim es erwartet hatten. Vorsichtig näherten sie sich dem Altar. Jacob hatte den Eindruck, als pulsiere der Stein im Schein des Lichts. Er war abscheulich, eine Perversion der natürlichen Ordnung, erschaffen aus Hass, genährt von Elend und Leid. Und es war ein Mensch gewesen, der ihn in die Welt gebracht hatte. Schlimmer noch: ein Mitglied der Horadrim. Der Gedanke erfüllte ihn mit Grauen. Doch gleichzeitig hatte der Seelenstein etwas Hypnotisches an sich, etwas, was ihn gegen seinen Willen nähertreten ließ.
Das ist sein Geheimnis . Hass ist verführerisch. Nur zu leicht verfällt man ihm.
„Fass ihn nicht an“, warnte Shanar.
„Keine Sorge“, erwiderte er. Allein der Gedanke bescherte ihm eine Gänsehaut. Doch dann fiel ihm etwas ein. „Wie
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