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Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Titel: Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Kenyon
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angetrieben hatte, begann Risse zu zeigen. Gewiss, er hatte mit Zweifeln gerungen, doch tief in seinem Inneren hatte er stets darauf vertraut, dass sie diesen Ort finden und seine Energie spüren würden. Dass sie instinktiv wissen würden, dass er einen machtvollen Schutz bot gegen die Legionen der Engel, wenn sie von den Himmeln auf sie herabstießen. Doch jetzt konnte er nur noch daran denken, wie verschwindend klein die Erfolgschancen ihrer Mission waren. Die Horadrim mochten stärker geworden sein, und ja, die kleine Gruppe hatte begonnen zusammenzuarbeiten, doch sie waren noch längst nicht bereit. Es gab noch vieles zu tun, bevor sie den Herausforderungen, die sie in der Silberstadt erwarteten, gewachsen waren. Doch was nutzte ihnen all das, wenn es keinen Ort gab, wo sie den Seelenstein verbergen konnten? Sein hoffnungsvoller Plan erschien ihm plötzlich wie ein närrisches Unterfangen, eine selbstmörderische Verirrung.
    Er wandte sich zu den Abenteurern, die vor ihm versammelt standen. Sie waren erschöpft und warteten auf sein Wort. Ihm war klar: Er musste die Stärke finden, um sie zu führen; er durfte sich seine Enttäuschung und Schwäche nicht anmerken lassen.
    Sieh in den Kelch, dann wird dir alles klar werden.
    Die Stimme in seinem Kopf klang wie Donner. Er griff in die Innentasche seiner Robe, spürte Chalad’ar an seiner Brust, hörte seinen Ruf. Der Drang, sich zurückzuziehen und dem lockenden Ruf Folge zu leisten, verzehrte ihn wie brennender Durst. Was waren diese Menschen schon für ihn? Früher oder später würde der Tod sie ereilen, wie er alle Sterblichen heimsuchte. Vor der Macht des Schicksals waren sie unbedeutend, ein Nichts; nach ihrem Ende würde die Welt sie ebenso schnell vergessen wie jene, die in diesen Katakomben gelebt hatten, bevor sie vom Staub der Zeit verschlungen worden waren …
    Er zuckte aus seiner Trance; Mikulov und Lorath waren zu ihm getreten. Die beiden berieten sich leise, wobei der Ivgorod-Mönch gestikulierte, während der Ritter die Arme vor der Brust verschränkt hielt. Tyrael wusste nicht, wie er seinen Gesichtsausdruck deuten sollte.
    „Dem jungen Lorath ist etwas Wichtiges aufgefallen“, begann Mikulov. „Ich halte es für das Beste, er erzählt es Euch selbst!“
    Nahr zog die Schultern hoch, dann begann er unsicher: „Die Statue am Eingang … sie sah Euch an, bevor wir durch die Wand gingen. Uns andere hat sie ignoriert.“
    „Doch das ist nicht alles“, fügte Mikulov hinzu, „nur zu, raus damit! Es ist wichtig!“
    „Als Ihr auf dieser Seite herauskamt, da haben die beiden weiblichen Statuen Euch ebenfalls beobachtet. Ich dachte mir nur, es könnte vielleicht daran liegen, dass Ihr … anders seid.“
    „Er meint sterblich. Weder Engel noch Dämon“, warf Mikulov ein. „Doch auch kein Mensch. Vielleicht weiß dieser Ort nicht, was er von Euch halten soll?“ Er tat einen Schritt auf Tyrael zu. „Das aber bedeutet, dass die Magie in dieser Stadt noch nicht erloschen ist! Die Schutzzauber sind noch aktiv, die Wächter wissen nur nicht, wie sie Euch einordnen sollen. Doch immerhin scheinen Sie fürs Erste entschieden zu haben, dass Ihr keine Bedrohung darstellt.“
    Die düstere Stimme in Tyraels Kopf verebbte, und seine Gedanken wanderten zu Imperius und ihrer Konfrontation im Ratssaal. Er dachte daran, wie er seine Schwingen abgelegt hatte, und an alles, was aus dieser Entscheidung erwachsen war: an den Zorn seines Bruders, an die Trauer und Enttäuschung Auriels. Er dachte an die Geburt des Engels unter dem Bogen, an die verdorbenen grauen Stränge, die der Lichtergesang in seine Schwingen gebrannt hatte, während Tyrael hilflos danebengestanden war. Er dachte an den Schwarzen Seelenstein, der selbst jetzt, in diesem Moment, auf seinem Podest ruhte, während die Hüter der Himmel über ihr weiteres Vorgehen berieten; er dachte daran, wie sein Schatten der Dunkelheit und Zerstörung sich ausbreitete, ohne dass irgendjemand in den Himmeln etwas dagegen tat … Er war jetzt ein Sterblicher; sein Leben war für alle Zeit verändert. Die Schmerzen und Beschwerden seines Leibs würden wachsen, je weiter seine Existenz sich dem unausweichlichen Ende entgegen neigte. Früher oder später würde er aus dieser Welt scheiden, und auch die Himmel und Engel, die er seit Jahrtausenden gekannt hatte (seine eigene Geburt unter dem Bogen!), auch sie würden zurückbleiben. Er würde sterben, doch ohne das tröstliche Wissen, dass er ein Mensch gewesen

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