Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
heiligen Ort umherstreifen, ob einer von ihnen nun ein Erzengel ist oder nicht.“
„Dann werde ich sie begleiten, Sir“, meinte Lorath mit einem Seitenblick auf Tyrael. „Sofern sie damit einverstanden sind.“
Der Erzengel nickte. „Wir sind nicht Eure Feinde, General“, beteuerte er. „Falls es Euch beruhigt, wenn der junge Lorath mit uns kommt, dann willigen wir gern ein.“
„Na schön“, brummte Torion. „Wir werden inzwischen das Gebäude sichern und draußen Wachen aufstellen. Norlun hat nicht so viele Anhänger unter den Menschen der Westmark, wie er denkt. Doch kann es nicht schaden, wachsam zu bleiben. Ihr habt Zeit bis Tagesanbruch, um euer Artefakt zu finden.“
Während die Templer in die Zellen der Folterkammer gesperrt wurden oder von den Rittern nach oben geführt wurden, drangen die Horadrim vor in die Eingeweide der Kathedrale. Gemeinsam mit Lorath Nahr traten sie durch den Bogen an der hinteren Wand des mächtigen Raumes. In der Kammer dahinter befand sich eine weitere Öffnung, und vor ihr stand Cullen, reglos und augenscheinlich in Gedanken versunken. Als Thomas ihn an der Schulter berührte, zuckte der Gelehrte zusammen und blinzelte.
„Ich habe den geheimen Eingang entdeckt“, meinte er nur. „Sofern man es so nennen kann.“
Die anderen spähten durch die Öffnung: Eine Treppe führte hinab in tiefschwarze Finsternis, Wände und Decke aus grob behauenem Stein, und die kalte Luft, die mit dem Geruch staubiger, längst verlassener Räume gesättigt war, ließ sie erschaudern.
Tyrael schickte Jacob und Mikulov zurück in die Folterkammer, um Fackeln zu holen. Dann stiegen sie die Stufen hinunter, hintereinander, wobei Tyrael die Spitze bildete und Lorath den Abschluss.
Die Fackel in Tyraels Hand flackerte, obwohl er keinerlei Windhauch verspürte. Die Stufen beschrieben eine sanfte Biegung und schienen sich endlos hinzuziehen, bis dem Erzengel schließlich ein Muster auffiel: Er sah einen Riss hoch oben in der Wand auf der rechten Seite, und dann, ein paar Minuten später, war da wieder ein Riss, in derselben Höhe, von selber Tiefe und mit derselben Form. Zudem war ein Teil einer Stufe zerbröckelt, und ein paar Dutzend Schritte später gelangten sie zu einer Stufe, die genau die gleiche Lücke aufwies.
Er hielt inne und leuchtete mit der Fackel auf den Boden. Im Staub vor ihm waren deutlich Fußabdrücke zu sehen, doch er war sicher, am Anfang der Treppe keine Spuren gesehen zu haben. Und entlang der Wände gab es auch keine Durchgänge, um diesen Bereich zu betreten oder zu verlassen. Wo stammten diese Spuren also her?
Er spürte eine Berührung an seinem Arm.
„Wir gehen im Kreis“, stellte Cullen fest. „Diese Spuren hier sind unsere eigenen, seht Ihr?“ Er stellte seine Sandale auf einen der Abdrücke – er passte genau.
„Ihr seid sterblich, doch kein Mensch. Und der Eingang ist abgeschirmt. Vielleicht sollte ich vorangehen?“
Tyrael gab ihm die Fackel, und der Gelehrte schob sich an ihm vorbei um die nächste Biegung. Einen Moment später gab es plötzlich keine Biegung mehr, und die Stufen führten kerzengerade nach unten, während die Wände zu beiden Seiten zurückwichen. Kurz darauf erreichten sie den Fuß der Treppe –
und damit den Eingang zu einem weiteren Gang.
Ohne Cullens Scharfsinn wären sie vermutlich ewig im Kreis gegangen, dachte Tyrael. Der Gedanke verstärkte das Gefühl, dass er keiner von ihnen war. Er ließ sich zurückfallen und übernahm Loraths Platz am Ende, während die Gefährten ihren Weg fortsetzten.
Sie schritten jetzt einen stillen und leeren Tunnel entlang, der das Geräusch ihrer Schritte zu verschlucken schien; dann kamen sie durch eine unterirdische Höhle, die natürlichen Ursprungs zu sein schien. Fackellicht erhellte die Wände, die allmählich wieder näher um sie rückten, doch dann weitete das Gewölbe sich abrupt wieder, und die Decke wich zurück über ihren Köpfen. Der Pfad durch die Höhle wirkte ausgetreten, doch es gab keinerlei Anzeichen, dass während der letzten Jahrhunderte ein Mensch auf ihm gewandelt war. Ein paar Mal hörten sie in den Schatten ein Geräusch wie von plätscherndem Wasser, doch nichts war zu sehen, während die Höhle sich weiter und weiter durch endlose Finsternis wand.
Zunächst flüsterten sie noch, doch dann verstummten ihre Stimmen in der Dunkelheit, und sie marschierten schweigend dahin. Das gewaltige Ausmaß der Höhle rang ihnen Respekt ab, und jedes kurze Wort, das fiel,
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