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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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Misstrauen, bis ich schließlich glaubte, einem Streich des gesamten Dorfes aufgesessen gewesen zu sein. Eine andere Erklärung dafür ließ ich nicht zu. Doch dann beherzigte ich den Ratschlag meines Professors Harschung. Ich verbannte das Ereignis in meinem Hirnhinterstübchen auf dem Dachboden, schloss gut ab, hängte den Schlüssel weg und vergaß es. Bis heute.
Denn die Toten sind zurückgekommen – und die Welt ist böse.

    Meine Einstellung zum Tod, die Mischung aus faszinierter Neugier und Furcht, habe ich wohl erklären können, aber wie es zu dem kam, was nun war, habe ich bisher verschwiegen. Mit dem Blick aus der Gegenwart lässt sich Vergangenes einfach erklären, ähnlich wie man sich nach einem Kernkraftunfall beim Blick auf die Ursachen immer fragt, warum er nicht verhindert worden war. So auch hier. Es war vorhersehbar und kam dennoch für die meisten vollkommen überraschend.
Im Norden Hamburgs wurde ein Bauernhof unter Quarantäne gestellt. Ein neuartiges Virus sei dort aufgetreten, hieß es. Es kam in kurzer Folge zu weiteren Quarantänemaßnahmen in einer Hamburger Schule, in der Universität für Rechtsmedizin und am Frankfurter Flughafen. Dort betraf es eine aus Hamburg kommende Maschine. Die Medien überschlugen sich mit reißerischen Berichtserstattungen und rückblickend war das darauffolgende Schweigen sämtlicher Nachrichtenportale viel beunruhigender, nur niemanden war es in dieser schnelllebigen Zeit aufgefallen.

    Zwei Wochen später erreichte uns eine Briefwurfsendung der Hamburger Gesundheitsbehörde, die vor der Übertragung einer Infektion durch Tierbisse warnte. Es wurde empfohlen, nach Tierbissen sofort einen Amtsarzt aufzusuchen und Kinder nicht mehr unbeaufsichtigt im Freien spielen zu lassen. Ich erinnere mich noch, wie wir unseren Nachbarn mitgeteilt haben, dass wir Rattengift in unserem Garten ausgelegt hatten und Karsten sich an einer dieser Rattenfallen verletzt hatte. Wir machten Späße darüber und vertrieben somit das schleichende Unbehagen über die sich anbahnende Bedrohung.
Und noch deutlicher erinnere ich mich an unseren letzten Abend. Wir saßen beim Essen zusammen als mein Diensthandy klingelte. Bernd, der Geschäftsführer unseres Bestattungsunternehmens war am anderen Ende und kündigte einen Notfall an. Er bat darum, dass wir uns noch am selben Abend alle in unserem Geschäft in der Weidenallee treffen sollten. Es hätte unerwartet viele Todesfälle gegeben und die Behörde hatte alle Bestattungsinstitute aufgefordert, die zusätzlichen Fälle so schnell wie möglich abzuarbeiten.
Ich kündigte mein Kommen an und verabschiedete mich kurz darauf von Karsten und Lisa – und ich las nicht mehr, nie mehr, aus Winnie Puh vor. Ich nahm Schlafsachen mit, da wir, wie Bernd angekündigt hatte, wohl bis in die Nacht ein Strategiepapier entwerfen wollten, um dann gleich 5:00 Uhr Morgens beginnen zu können.
Auf dem Weg von Buchholz nach Hamburg übersah ich weitere Anzeichen der nahenden Katastrophe. Ein Rettungswagen nach dem anderen begegnete mir, ungewöhnlich viele Polizeieinsatzfahrzeuge waren unterwegs und ich wunderte mich über ein größeres Feuer, welches ich vom Autobahnzubringer hatte sehen können.
Im Radio achtete ich auf die Nachrichten, schaltete sogar einen Regionalsender ein, jedoch war nur der Verkehrsfunk auffällig lang, weil ziemlich viele Straßen im Hamburger Stadtgebiet gesperrt waren. Heute wundere ich mich über eine fehlende Begründung, aber damals lies ich mich von der Moderatorenstimme einlullen und war mit den Gedanken woanders.

    Im Büro saßen wir bei Kaffee und Gebäck zusammen und tagten. Sogar unsere Aushilfen hatte Bernd zusammengerufen. Auf der Wochentafel hatte er die Todesfälle angepinnt und es verschlug mir bei der Menge den Atem. Wir alle wollten wissen, was denn für diesen Anstieg verantwortlich war, obwohl wir es längst ahnten.
»Das Virus«, antwortete Bernd, drehte sich um und zerrte zwei Kartons Hygieneartikel aus einer Ecke des Büros. Es waren Laborschutzanzüge mit integrierten Atemmasken. Wir waren sprachlos.
»Das haben die von der Gesundheitsbehörde geschickt?«, fragte Klaas.
»Eben gerade, per Express«, bestätigte Bernd. Wir hauptberuflichen Bestatter wussten um die Risiken unseres Berufs. Die Aushilfen klärte Bernd auf und stellte ihnen frei, von der Arbeit fern zu bleiben. Zwei gingen, die anderen vier blieben.
»Gut. Da wir uns nun alle der anstehenden Risiken und Strapazen bewusst sind, dann lasst uns

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