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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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Lüftungsgitter. In der einen Hand hielt er das angebissene Brot, in der anderen die leere Kornflasche.
    »Werner, komm her!«, rief Uwe. Er wusste selbst nicht, warum ihm so viel daran lag, dass dieser Mann, den er kaum kannte, zu ihnen hinter die Container kam.
    Werner reagierte nicht. Vielleicht war er schon tot? Nein, in der Kälte sah man einen unscheinbaren Hauch seines Atems aufsteigen.
    »Werner, um Gottes Willen!«, schrie Uwe. Er sprang auf, wollte zu ihm rennen, bevor das, was in der Dunkelheit geknurrt hatte, ihn erreichte.
    Stumpe riss ihn zurück. »Es ist zu spät«, flüsterte er eindringlich.
    »Ich muss …«
    »Du musst gar nichts!«
    Das Knurren erklang wieder. Diesmal war es lauter. Sehr laut. Es schmerzte in Uwes Ohren. Dann sprang ein Tier aus der Dunkelheit auf Werners Körper zu. Ein Hund? War das ein Hund? Aber Uwe hatte noch nie einen so großen Hund gesehen.
    »Ist das …?«
    »Ja, das sind Wölfe!«
    Stumpe hielt ihn noch immer fest in den Armen.
    Der Wolf schnupperte an Werners Kopf, dann biss er zu. Uwe hörte Knochen brechen, er hörte Fleisch reißen und glaubte sogar, Blut plätschern zu hören.
    »Das …«
    Nachdem der Wolf Werners Kehle durchgebissen hatte, hob er den Kopf und heulte herausfordernd. Sogleich kam die Antwort. Aus verschiedenen Richtungen erklang nun ebenfalls ein Heulen; keines davon sonderlich fern.
    Uwe war nun froh, dass Stumpe ihn festgehalten hatte. Er fühlte sich wie ein Kleinkind, das Schutz in Vaters Armen suchte. Aber da war auch eine grässliche Neugier. Er hörte ein Reißen, ein Kauen, ein Schlucken. In seinem Kopf sah er dazu Bilder, die er einfach nicht mehr ertragen konnte. Die Realität konnte kaum so schlimm sein, wie das, was er sich da ausmalte – er musste einfach hinsehen, wollte er nicht für immer seinen Verstand verlieren.
    Er öffnete die Augen und wand sich ein wenig aus Stumpes Griff. Jetzt konnte er an dem Müllcontainer vorbeischielen. Er hatte sich geirrt: Die Realität war schlimmer als jeder Alptraum.
    Werner lag nun auf dem Rücken und der Wolf stand auf seiner Brust. Er starrte wütend direkt in Uwes Augen. Dich werde ich auch fressen , schien er zu sagen. Dann riss er ein großes Stück Fleisch aus Werners Hals. Der bewegte sich zwar nicht, aber sein heißer Atem strömte aus dem Loch in seiner Kehle in die kalte Nacht hinaus; schwach, aber deutlich sichtbar.
    »Oh mein Gott«, flüsterte Uwe.
    »Schon gut«, tröstete ihn Stumpe.
    Plötzlich war da ein Kiefer voller Zähne, der nach Stumpe schnappte. Er warf sich zur Seite, aber der Wolf erwischte ihn am Arm.
    »Stumpeeeeeeee!«, schrie Uwe. Er warf sich auf den Anderen, schützte ihn mit seinem Körper.
    Der Wolf drängte sich zwischen die beiden Container und schnappte nach allem, was sich bewegte. Die Männer schlugen Bier- und Schnapsflaschen an der Wand oder dem Boden auf und attackierten das Tier mit scharfen Scherben. Blutend zog es sich zurück. Es heulte – vor Schmerz, aber mehr noch vor Wut.
    »Hat es dich schlimm erwischt?«, fragte Uwe keuchend. Er hatte seine Jacke ausgezogen und zerriss seinen Pullover, um seinen Freund mit den Fetzen zu verbinden.
    »He, was machste da?« Stumpe hatte seinen Arm untersucht und keine blutende Wunde vorgefunden.
    »Das Ding hat nur meinen Ärmel erwischt«, kicherte er.
    »Du bist einer«, kicherte auch Uwe. Er umarmte Stumpe heftig.
    »Nu is' aber gut, sonst denken die andern noch, wir hätten was miteinander.«
    Uwe lächelte verlegen und zog seine Jacke wieder an.

    Mittlerweile waren fünf Wölfe da. Sie schlichen um die Container herum, aber sobald einer seinen Kopf durch die Lücke steckte, holte er sich eine blutige Schnauze.
    »Ein Hoch auf Flaschenbier«, bemerkte Freddy trocken und warf Dose einen höhnischen Blick zu. Der verdrehte die Augen.
    Derweil machten sich die Wölfe über Werners Körper her. Sie balgten sich um das Fleisch, als schien ihnen der ausgewachsene Mann nicht genug zu sein. Immer wieder warfen sie hungrige und wütende Blicke in Richtung der Müllcontainer.
    Sie lauerten darauf, dass die Männer einschliefen.
    Es war kalt, bitter kalt. Dennoch schlief keiner von ihnen. Sie wussten was passierte, wenn sie einschliefen.
    »Warum ruft denn keiner die Polizei?«, fragte Uwe.
    »Warum sollten sie? Wir sind denen egal. Sie sind froh, dass sie sicher in ihren Wohnungen hocken.« Stumpe drehte sich eine Zigarette.
    »Ich hätte die Polizei angerufen!«
    »Hättest du auch einem Schwarzen geholfen, der von

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