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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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kleinen, buckligen Frau zu erkennen. Doch ehe ich meinen Blick bewusst zu dieser Stelle lenken konnte, war der schwarze Schlund der Gasse auch schon aus meinem Sichtfeld verschwunden.
    Außer diesen wenigen Menschen schien Arc´s Hill ausgestorben zu sein. Kein Hund streunte durch die engen Gassen zwischen den verwitterten Häuserfronten, keine Katze … sogar Vögel schienen die Bäume des Ortes zu meiden, was mir allerdings erst später in den Sinn kam und mich zu deprimierenden Gedankengängen anspornte. Der Wind wehte braune und schwarze Blätter über die Straße – dies war die einzige Geste, mit der mich Arc´s Hill begrüßte. Mit jedem Zoll, den ich tiefer in die dunklen Häuserschluchten des Ortes eindrang, verstärkte sich in mir das grauenvolle Gefühl, eine fremdartige, übellaunige Welt betreten zu haben.
    Mark hatte mir ein Zimmer in einer kleinen Pension angemietet, die ich im Zentrum des Dorfes am Rande eines kleinen Marktplatzes fand. Über der Tür hing an zwei rostigen Ketten ein schlichtes Schild mit dem Namen des Besitzers. Als ich meinen Wagen davor parkte und den Motor ein zweites Mal abstellte, ergriff die Stille mich diesmal mit erbarmungsloser Kälte und ließ mich erschauern. Ich kann das Gefühl plötzlich aufkommender Furcht nicht näher beschreiben, denn bis zu diesem Zeitpunkt war mir diese kalte, meinen Körper lähmende Angst, völlig fremd gewesen.
    Doch wusste ich, als ich aus dem Wagen stieg und zum ersten Mal die stille Luft von Arc´s Hill meine Lungen füllte, dass ich diesen Ort so schnell nicht wieder verlassen würde.

    Der Besitzer der Pension war ein junger Mann, der ungefähr mein Alter besaß, jedoch wesentlich älter und verhärmter wirkte, wenn man ihm genauer in Gesicht und Augen blickte. Letztere wirkten müde und schienen nicht mehr in diese Welt zu gehören.
    Nach dem Schild mit den beiden verrosteten Ketten über dem Eingang des Hauses zu schließen, war der Name des Mannes Rufus Paxton, und mit diesem Namen sprach ich ihn auch an, als ich den Empfangsbereich betrat, eine schlichte Stube mit einem langen Tisch und dem obligatorischen Gästebuch, sowie einer silbernen Glocke darauf.
    Paxton saß bei meinem Eintreten auf einem Stuhl hinter dem Tisch und blätterte gelangweilt in einer Zeitschrift. Als er mich erblickte, schien er für den Bruchteil einer Sekunde verwirrt. Beiläufig legte er das Magazin zur Seite und erhob sich.
    »Guten Tag, Sir«, begrüßte er mich mit der schleppenden Stimme eines Mannes, der bereits zu viel in seinem jungen Leben erfahren zu haben schien, und reichte mir die Hand. Über sein schmales, bleiches Gesicht zog sich der Anschein eines Lächelns, das jedoch die Grenze zu seinen Augen nicht überschreiten konnte.
    Ich erwiderte seinen Gruß mit einem Kopfnicken, denn der schwache, fast gebrechlich wirkende Händedruck des Mannes erschreckte mich.
    »Es wurde ein Zimmer für mich reserviert«, sagte ich schließlich. »Der Name ist Pierce.«
    Paxton nickte, griff hinter sein Ohr und beförderte einen schwarzen Stift zu Tage, mit dem er über das vor ihm liegende, aufgeschlagene Gästebuch fuhr.
    Die Seite war fast leer. Lediglich zwei Namen standen in kleiner, graziler Schrift am Kopfende. In einem der Namen erkannte ich meinen eigenen, was seltsamerweise einen kalten Schauer in mir auslöste.
    »Hier haben wir es, Mr. Pierce. Zimmer 7.«
    Paxton drehte sich um und trat an einen kleinen, braunen Schrank, der bereits einige Jahrhunderte alt sein mochte. Als er sich mir wieder zuwandte, hielt er einen silbernen Schlüssel mit einem Anhänger daran in der Hand.
    »Wie lange beabsichtigen Sie zu bleiben, Mr. Pierce?«, fragte Paxton mit müder Stimme, während ich in dem Gästebuch hinter meinem Namen unterschrieb. »Der Herr, der das Zimmer für Sie reservierte, konnte mir darüber keine Angaben machen.«
    Ich hielt inne und betrachtete nachdenklich den Schlüssel in meiner Hand. Es mochte Einbildung sein ob der vielen düsteren Eindrücke, die Arc´s Hill bislang auf mich gemacht hatte. Meine feinen Sinne schienen verwirrt, doch ich hatte das grausige Gefühl, als besäße der Schlüssel eine eigene, nicht vom Metall stammende Kälte.
    »Ich weiß nicht, Mr. Paxton«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Ich habe hier etwas zu erledigen und kann nicht sagen, wann ich wieder abreisen werde.«
    ... ob ich jemals wieder abreisen werde, schoss mir plötzlich ein erschreckender Gedanke durch den Kopf, der alles Blut in meinem Körper binnen

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