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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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fünf Skinheads zusammengetreten wird?«
    Uwe senkte beschämt den Kopf.

    Der Sonnenaufgang wäre fast schön zu nennen gewesen, aber das Rot des Himmels erinnerte Uwe zu sehr an Werners Blut. Er sah hinüber. Die Wölfe waren verschwunden. Über dem Lüftungsgitter lagen nur noch die Reste ihrer Mahlzeit: Vom Blut durchnässte Kleidung, welche langsam zu einem Klumpen Eis zu gefrieren begann, ein paar Brocken Fleisch, vereinzelte Knochen, ein Schädel, der sie aus leeren Augenhöhlen anstarrte.
    Uwe schluckte.
    »Sie werden die Leiche finden«, stellte er fest. »Werden sie uns für die Täter halten?«
    »Nein, wieso?«, fragte Stumpe. »Sie wissen doch Bescheid. Du glaubst doch nicht, dass die Wölfe in der Stadt jagen könnten, ohne dass man sie bemerkt?«
    »Sie wissen … Bescheid?« Uwe überlegte, ob sie nicht besser verschwinden sollten. Wenn die Behörden Bescheid wussten, legten sie vielleicht keinen Wert auf Zeugen.
    Aber die anderen machten keinerlei Anstalten, zu verschwinden. Uwe beschloss, sich an Stumpe zu halten. Bis jetzt war er nicht schlecht damit gefahren.
    Dann tauchte ein blauer Schein die Seitenstraße in flackerndes Licht. Die Polizei war da und sie hatte sich Unterstützung von der Feuerwehr mitgebracht. Die Feuerwehrmänner sammelten das, was von Werner übrig war, in brauen Säcken ein. Ob es Leichensäcke oder Müllsäcke waren, konnte Uwe nicht erkennen. Vermutlich machte es in diesem Fall auch keinen Unterschied.
    Mit einem Schlauch spritzten sie Werners Blut in den nächsten Gulli und beseitigten damit die letzten Spuren des nächtlichen Dramas. Dann verschwanden sie.
    Die Polizisten kamen auf die Penner zu.
    »Morgen«, grüßte ein breiter Kerl. Offensichtlich der Leitbulle.
    Stumpe grüßte zurück: »Morgen, Herr Harnisch.«
    Der Bulle hielt Stumpe eine Zigarettenschachtel hin. Als er dem Alten Feuer gab, fragte der nur: »Wer?«
    »Werner, Werner Klose.«
    »Okay!« Der Bulle nickte seinem Kollegen zu, der zum Kofferraum schritt. Dort holte er eine Palette billigen Dosenbiers und ein paar abgepackte Aufbackbrötchen heraus. Dann stiegen sie in ihren Streifenwagen und verschwanden.

    Die Männer rissen die Tüten auf und spülten die trockenen Brötchen mit Bier hinunter.
    »Was macht ihr da?«, schrie Uwe.
    »Wir frühstücken«, schmatzte Freddy. »Hier haste auch was.«
    Er hielt Uwe gleich zwei Brötchen hin.
    »Ihr lasst euch kaufen?« Uwe warf die Brötchen in die Gosse, in die soeben Werners Blut geflossen war.
    »Sie … werfen euch ein paar Krumen hin, damit ihr die Klappe haltet!«
    »He, wir können eh nichts ändern.« Stumpe kaute auf einem Brötchen herum. »Die einen sterben, die anderen leben. So is' das eben.« Er warf Uwe eine Bierdose zu. »So is' halt die Natur. Die Wölfe sind ein Teil davon. Sie sorgen dafür, dass wir nich' zu viele werden. Sonst werden wir zu 'nem echten Problem – und das kann sich die Gesellschaft nich' leisten.«

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