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Diabolus

Diabolus

Titel: Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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sechs Stockwerken Tiefe heraufdringende Generatorgebrumm hatte heute einen merkwürdig bedeutungsschwangeren Unterton. Susan hatte sich nie gern allein in der Crypto aufgehalten. Sie kam sich immer vor wie mit einem riesigen futuristischen Untier im selben Käfig zusammengesperrt. Sie beeilte sich, zum Büro des Commanders zu kommen. Strathmores rundum verglastes Büro, das »Aquarium«, wie es wegen seines Aussehens bei geöffneten Vorhängen allenthalben hieß, hing wie ein Schwalbennest hoch an der hinteren Wand der Crypto-Kuppel. Als Susan über eine Treppe nach oben ging, fiel ihr Blick unwillkürlich auf das Wappen der NSA, das auf Strathmores schwerer Tür prangte - ein kahlköpfiger Adler mit einem altmodischen Bartschlüssel in den Klauen. Hinter dieser Tür saß einer der großartigsten Männer, denen sie je begegnet war. Commander Strathmore, der sechsundfünfzigjährige Vizechef der NSA, war für Susan wie ein Vater. Ihm verdankte sie ihre Anstellung. Er hatte die NSA zu ihrer Heimat gemacht. Als Susan vor gut einem Jahrzehnt in die NSA eingetreten war, hatte Strathmore noch die Entwicklungsabteilung der Crypto geleitet, eine Pflanzstätte für junge Kryptographien - junge männliche Kryptographen. Strathmore, der Reibereien im Team seiner Mitarbeiter ohnehin in keiner Weise duldete, hielt die Hand ganz besonders über seine einzige weibliche Beschäftigte. Vorwürfe der Begünstigung entkräftete er mit der schlichten Wahrheit: Susan Fletcher war eine der fähigsten Anfängerinnen, die er je unter seinen Fittichen gehabt hatte. Er war nicht gewillt, sie wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz zu verlieren. Im ersten Jahr von Susans Anstellung hielt ein etwas älterer Kryptograph es für nötig, Strathmores Entschlossenheit auf die Probe zu stellen. Susan hatte eines Morgens ein paar Unterlagen aus dem neuen Aufenthaltsraum der Abteilung holen wollen. Bei dieser Gelegenheit bemerkte sie auf dem schwarzen Brett ein Foto. Vor lauter Verlegenheit wäre sie am liebsten im Boden versunken. Mit nichts als einem knappen Slip bekleidet, lag sie da auf einem Bett. Wie sich herausstellte, hatte der besagte Kryptograph mit dem Scanner Susans Kopf auf ein Foto aus einem Männermagazin montiert. Das Ergebnis wirkte ziemlich überzeugend. Zum Leidwesen des Übeltäters fand Commander Strathmore die Sache überhaupt nicht witzig. Zwei Stunden später ging eine seither unvergessene Vollzugsmeldung durch die Abteilung: MITARBEITER CARL AUSTIN WEGEN UNGEBÜHRLICHEN VERHALTENS ELIMINIERT. Von Stund an hatte Susan Fletcher Ruhe.
Sie war Commander Strathmores  »Golden Girl«. Strathmores junge Kryptographen waren nicht die Einzigen, die ihn zu respektieren lernten. Schon früh in seiner Karriere hatte er sich seinen Vorgesetzten durch einige unorthodoxe, aber höchst wirkungsvolle nachrichtendienstliche Operationen empfohlen, die auf seinen Vorschlag hin durchgeführt wurden. Während Trevor Strathmore sich allmählich emporarbeitete, machte er sich für seine klugen und das Wesentliche kurz und bündig herausarbeitenden Analysen hochkomplexer Situationen einen Namen. Er schien eine nachgerade unheimliche Fähigkeit zu haben, ohne Gewissenskonflikte und unbelastet von der komplizierten moralischen Einbettung der schwierigen Entscheidungen der NSA, allein dem Gemeinwohl verpflichtet denken und handeln zu können. An Strathmores Vaterlandsliebe bestand für niemand auch nur der geringste Zweifel. Seine Kollegen schätzten ihn als Patrioten und Visionär. . . als einen Ehrenmann in einer Welt der Unaufrichtigkeit und Täuschungen. In den Jahren vor Susans Eintritt in die NSA hatte Strathmore einen kometenhaften Aufstieg vom Abteilungsleiter zum stellvertretenden NSA-Direktor absolviert. Es gab nur noch einen Mann über ihm: Direktor Leland Fontaine, den geheimnisumwitterten, alles beherrschenden Hausherrn des Rätsel-Palasts - nie gesehen, selten gehört und allzeit gefürchtet. Er und Strathmore hatten wenig persönlichen Kontakt, aber wenn es doch einmal dazu kam, war es eher ein Zusammenprall von Giganten. Fontaine war ein Titan unter Titanen, aber das schien Strathmore wenig zu beeindrucken - er vertrat seine Vorstellungen vor seinem obersten Chef mit der Zurückhaltung eines Preisboxers. Noch nicht einmal der Präsident der Vereinigten Staaten nahm sich heraus, Fontaine in der Weise anzugehen, wie Strathmore es tat. Ein solches Verhalten konnte sich nur jemand leisten, der politisch immun war - oder absolut

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