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Diabolus

Diabolus

Titel: Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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musterte Strathmore verstohlen. Ein unentschlüsselbarer Code ist mathematisch unmöglich. Das muss er doch wissen! Strathmores Hand glitt über seinen schweißnassen Schädel. 
    »Dieser Code basiert auf einem völlig neuen Algorithmus. So etwas ist uns noch nie
    begegnet.« Susans Skepsis wuchs. Verschlüsselungs-Algorithmen waren lediglich mathematische Formeln, Rezepte zur Verwandlung von Klartext in chiffrierten Text. Mathematiker und Programmierer entwickelten täglich neue Algorithmen. Sie waren zu Hunderten auf dem Markt - PGP, Diffie-Hellman, ZIP, IDEA, El Gamal. Der TRANSLTR knackte die mit ihrer Hilfe erzeugten Codes Tag für Tag ohne Probleme. Für diesen Megarechner sahen alle Codes gleich aus, egal, mit welchem Algorithmus sie geschrieben waren. 
    »Das verstehe ich nicht«, wandte Susan ein. 
    »Wir reden hier nicht vom Aufdröseln einer komplexen mathematischen Funktion, wir reden hier von der Brute-Force-Methode. PGP, Lucifer, DSA — darauf kommt es doch gar nicht an! Der Algorithmus generiert einen Schlüssel, den er für unentschlüsselbar hält, und unser TRANSLTR probiert einfach so lange sämtliche Kombinationen durch, bis er den richtigen Schlüssel gefunden hat!« Strathmore antwortete mit der schwer zu erschütternden Geduld eines guten Pädagogen. 
    »Richtig, Susan, unser TRANSLTR wird den Schlüssel immer finden - egal, wie groß er ist.« Strathmore machte eine bedeutungsschwere Pause. 
    »Es sei denn. . .« Susan wollte etwas einwenden, aber es war klar, dass Strathmore gleich die Bombe platzen lassen würde. Es sei denn. . . was? 
    »Es sei denn, er merkt nicht, wann er es geschafft hat.«
    »Wie bitte?« Susan wäre fast vom Stuhl gefallen. 
    »Ja, der Computer errät zwar den richtigen Schlüssel, rechnet dann aber trotzdem weiter, weil er nicht erkennt, dass er ihn schon hat.« Strathmore machte ein undurchdringliches Gesicht. 
    »Ich glaube, dieser Algorithmus hat einen rotierenden Klartext.« Susan blieb wieder einmal der Mund offen stehen. Die Idee eines rotierenden Klartexts war zum ersten Mal 1987 in einem obskuren Artikel des ungarischen Mathematikers Josef Harne aufgetaucht. Da die nach der Brute-Force-Methode arbeitenden Computer den Text auf identifizierbare Wortmuster durchsuchten, mittels deren sie ihn Stück für Stück in Klartext zurückverwandeln konnten, schlug Harne einen Verschlüsselungs-Algorithmus vor, der zusätzlich zur üblichen Verschlüsselung bereits verschlüsselte Textbestandteile längs einer Zeitvariablen verschob. In der Theorie bewirkte diese kontinuierliche Mutation, dass der angreifende Computer nie auf erkennbare Muster stieß, anhand deren er feststellen konnte, wann er den richtigen Schlüssel gefunden hatte. Die Idee erinnerte ein wenig an die Kolonisierung des Mars - als intellektuelles Planspiel durchaus denkbar, aber praktisch noch weit außerhalb jeglicher Möglichkeiten. 
    »Wo haben Sie dieses Programm denn her?«, wollte Susan wissen. 
    »Ein kommerzieller Programmierer hat es geschrieben.«
    »Wie bitte?« Susan war völlig perplex. 
    »In unserem Laden arbeiten die besten Programmierer der Welt! Und keiner hat es bisher auch nur im Ansatz geschafft, ein Programm mit rotierender Klartextfunktion zu entwickeln. Wollen Sie mir etwa erzählen, irgendein kleiner Hacker mit einem PC hätte es zusammengebastelt?« Strathmore senkte die Stimme, als gälte es, Susan zu beruhigen. 
    »Einen kleinen Hacker würde ich diesen Urheber nicht unbedingt nennen.« Susan hörte ihm gar nicht zu. Sie war überzeugt, dass es eine andere Erklärung geben musste: eine Macke im Rechner, einen Virus. Alles war wahrscheinlicher als ein nicht dechiffrierbarer Code! Strathmore sah sie bedeutungsvoll an. 
    »Diesen Algorithmus hat einer der brillantesten Kryptographien aller Zeiten entwickelt.« Susans Zweifel wurden noch größer. Die brillantesten Kryptographen aller Zeiten saßen in ihrer Abteilung! Wenn einer von ihnen einen solchen Algorithmus entwickelt hätte, wäre sie längst im Bilde. 
    »Und wer?«, wollte sie wissen. 
    »Ich denke, Sie werden von alleine darauf kommen«, sagte Strathmore. 
    »Es handelt sich um jemand, der uns nicht besonders wohl gesinnt ist.«
    »Na, wer soll denn da noch übrig bleiben?«, sagte sie sarkastisch. 
    »Er hat am TRANSLTR-Projekt mitgearbeitet, aber sich nicht an die Regeln gehalten. Er hätte um ein Haar einen nachrichtendienstlichen Super-GAU losgetreten. Ich habe ihn in die Wüste schicken

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