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Diabolus

Diabolus

Titel: Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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in Sachen TRANSLTR die Hosen herunterzulassen. Es ging also doch nur um Erpressung. Er hatte die NSA vor die Wahl gestellt: Entweder bekennt ihr euch zu dem TRANSLTR, oder ihr verliert eure Datenbank. Susan betrachtete nicht ohne Respekt den Text vor ihren Augen. Ganz unten blinkte eine Aufforderung. 

    PRIVATE-KEY EINGEBEN:____

    Susan begriff. Der Virus, der Schlüssel, Tankados Ring - ein genialer Erpressungscoup. Der Key hatte mit dem angeblichen Algorithmus gar nichts zu tun. Er war die Notbremse. Er konnte den Virus aufhalten. Susan hatte schon viel über derartige Viren gelesen. Sie waren tödlich, aber sie hatten eine eingebaute Notbremse, eine geheime Tastenkombination, mit der man sie deaktivieren konnte. Tankado hat keinen Anschlag auf unsere Datenbank geplant, er wollte uns lediglich zwingen, den TRANSLTR der Öffentlichkeit preiszugeben. Sobald das geschehen wäre, wollte er uns den Schlüssel geben, mit dem wir den Virus schachmatt setzen können! Aber leider war Tankados Plan entsetzlich schief gegangen. Er hatte nicht mit seinem Tod gerechnet. Er hatte gedacht, er könne in Spanien irgendwo an einer Bar sitzen und sich auf CNN die Pressekonferenz über Amerikas streng geheimen Dechiffrierungs-Großcomputer ansehen. Dann hätte er Strathmore angerufen, den Key von seinem Ring abgelesen, und die Datenbank wäre gerettet gewesen. Er hätte sich kräftig ins Fäustchen gelacht und wäre von der Bildfläche verschwunden - als eine Art Säulenheiliger der EFF. Susan hieb mit der flachen Hand auf den Tisch. 

    »Wir brauchen diesen Ring! Es gibt gar keinen zweiten Schlüssel!« Sie hatte verstanden. Es gab keinen North Dakota, keine Kopie des Schlüssels. Aber selbst wenn die NSA mit dem TRANSLTR sofort an die Öffentlichkeit gegangen wäre, es gab auch keinen Ensei Tankado mehr, der als Retter hätte auftreten können. Strathmore brütete stumm vor sich hin. Die Lage war ernster geworden, als Susan es je für möglich gehalten hatte. Am meisten schockierte sie, dass Tankado es so weit hatte kommen lassen. Er musste gewusst haben, was geschehen würde, wenn die NSA nicht in den Besitz des Ringes gelangte - aber dennoch hatte er den Ring in den letzten Sekunden seines Lebens fortgegeben. Er hatte ihnen den Ring willentlich vorenthalten. Aber was hätte man andererseits schon erwarten sollen - etwa, dass er der NSA den Ring auf dem Silbertablett servieren würde, nachdem er davon ausgehen musste, dass man dort seine Ermordung betrieben hatte? Trotz allem war Susan nicht bereit zu glauben, dass Tankado es so weit kommen lassen wollte. Er war Pazifist. Er war gegen Zerstörung. Er wollte lediglich für ausgeglichene Kräfteverhältnisse sorgen. Es ging ihm bestimmt nur um den TRANSLTR und das allgemeine Bürgerrecht auf eine ungestörte Privatsphäre, nur darum, dass die Welt von den Schnüffelpraktiken der NSA erfuhr. Die zentrale Datenbank der NSA zu löschen wäre ein so ungeheuerlicher Akt der Aggression gewesen, wie sie ihn Ensei Tankado nicht zutraute. Das Alarmgeheul brachte sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Susan betrachtete den am Boden zerstörten Commander. Sie wusste, was in seinem Kopf vorging. Nicht nur, dass sein famoser Plan, Diabolus mit einem Hintertürchen zu versehen, sich schmählich in Luft aufgelöst hatte, seine Fahrlässigkeit hatte die NSA außerdem an den Rand der vermutlich katastrophalsten Sicherheitskrise in der Geschichte des Landes gebracht. 

    »Commander, das ist nicht Ihre Schuld«, versuchte Susan ihn zu trösten. 

    »Wenn Tankado noch leben würde, hätten wir eine Verhandlungsoption. Wir könnten etwas unternehmen.« Commander Strathmore hörte sie nicht. Sein Leben war ruiniert. Nach dreißig Jahren im Dienste seines Landes hätte die Installation des Hintertürchens im globalen Verschlüsselungsstandard der Augenblick seines größten Triumphs werden sollen, sein persönlicher Akt des gelungenen Widerstands gegen das Verbrechen. Stattdessen hatte er der NSA einen Virus in ihre zentrale Datenbank geschossen! Es gab keine Möglichkeit, das Zerstörungswerk des Virus aufzuhalten - es sei denn, man stellte den Speichern den Strom ab, und das hieß, viele Milliarden Byte an unwiederbringlichen Daten restlos zu löschen. Nur der Ring konnte die Katastrophe noch verhindern. Aber wenn David Becker ihn bis jetzt nicht gefunden hatte . . . Susan übernahm die Initiative. 

    »Ich werde jetzt dem TRANSLTR den Strom abstellen. Ich gehe runter in die Untermaschinerie und

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