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Diabolus

Diabolus

Titel: Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Er legte die Hand auf die Schulter des Khakijacketts, zielte . . . und schoss. Man hörte ein zweifaches trockenes Hüsteln. Das Opfer versteifte sich und fiel in sich zusammen. Noch bevor sich auf dem Rücken des scheinbar Ohnmächtigen der erste Blutfleck bilden konnte, hatte ihm Hulohot unter die Arme gegriffen und ihn mit einem flüssigen Schlenker auf der ersten Bank abgesetzt. Ein paar in unmittelbarer Nähe stehende Leute wandten den Kopf. Hulohot achtete nicht darauf, war er doch schon so gut wie fort. Er betastete hastig die leblose Hand nach dem Ring. Die Finger waren nackt. In seiner Ungeduld riss er den Mann am Arm. Der Kopf fiel nach hinten. Der Schrecken fuhr Hulohot in alle Glieder. Es war nicht David Becker! Rafael de la Muza, ein kleiner Bankangestellter aus der Altstadt von Sevilla, war fast augenblicklich tot. Seine Hand umklammerte noch die Geldscheine, die ihm der Fremde für sein schäbiges schwarzes Jackett gegeben hatte.  

KAPITEL 94
    Midge Milken stand am Eingang des Konferenzsaals am Wasserspender. Sie kochte. Was zum Teufel geht in Fontaines Kopf vor? Sie zerknüllte den Pappbecher und schmiss ihn in den Abfalleimer. In der Crypto ist was faul! Das hab ich im Urin! Wenn sie beweisen wollte, dass sie Recht hatte, gab es nur eines: Sie musste selbst in der Crypto nachschauen. Zusammen mit Jabba, wenn nötig. Sie drehte sich auf dem Absatz um und strebte zur Tür. Wie aus dem Nichts stand auf einmal Brinkerhoff vor ihr und vertrat ihr den Weg. 

    »Wo willst du hin?«

    »Nach Hause!«, fauchte Midge. Brinkerhoff wich nicht von der Stelle. Midge sah ihn finster an. 

    »Fontaine hat gesagt, du sollst mich nicht rauslassen, richtig?« Brinkerhoff blickte unbestimmt ins Weite. 

    »Mensch, Chad, glaub mir doch, in der Crypto ist was faul . . . oberfaul! Ich weiß nicht, warum Fontaine sich dumm stellt, aber der TRANSLTR ist in Gefahr. Da unten ist heute Nacht die Kacke am Dampfen!«

    »Midge«, sagte Chad begütigend und ging zu der vorhangverhangenen Fensterfront des Konferenzsaals, »wir sollten uns da lieber raushalten. Soll sich doch der Chef darum kümmern.« Midges Blick wurde härter. 

    »Chad, hast du überhaupt eine Ahnung, was passiert, wenn die Kühlung vom TRANSLTR schlappmacht?« Brinkerhoff war an der Fensterfront angekommen. Er zuckte die Achseln. 

    »Inzwischen ist die Stromversorgung wahrscheinlich sowieso schon wieder normal«, sagte er. Er zog die Vorhänge ein Stück weit auf und sah hinaus. 

    »Immer noch dunkel, nicht wahr?«, sagte Midge. Brinkerhoff blieb ihr die Antwort schuldig. Er war wie gelähmt. Die Szenerie unten in der Crypto war jenseits jeder Vorstellung. Die ganze Kuppel war von zuckenden Blinklichtern und wirbelnden Dampfschwaden erfüllt. Brinkerhoff stand wie angewurzelt. Benommen lehnte er sich gegen das Glas. Plötzlich wurde er wieder lebendig. Wie von der Tarantel gestochen rannte er nach draußen. 

    »Herr Direktor! Herr Direktor!« 

KAPITEL 95
    Ein paar Leute umstanden den zusammengesunkenen Mann in der ersten Bank. Über ihren Köpfen schwang das Rauchfass friedlich hin und her. Nach links und rechts spähend, lief Hulohot den Mittelgang hinunter. Er muss doch hier sein! Hulohot wandte sich wieder nach vorne zum Altar. Dreißig Bankreihen vor ihm wurde nach wie vor die Kommunion ausgeteilt. Padre Gustaphes Herrera, der Hauptzelebrant mit dem Kelch, warf einen neugierigen Blick nach rechts auf die Bank, wo eine kleine Unruhe entstanden war, aber er war nicht irritiert. Manche Gläubige, vor allem ältere, wurden gelegentlich vom Heiligen Geist überkommen und fielen in Ohnmacht. Ein bisschen Frischluft, und sie waren schnell wieder auf den Beinen. Hulohot befand sich immer noch fieberhaft auf der Suche. Von Becker war nirgendwo eine Spur zu entdecken. An der langen Kommunionbank vor dem Altar knieten an die hundert Menschen. Falls einer davon David Becker gewesen wäre, hätte Hulohot einen Schuss aus fünfundvierzig Metern riskiert und den Rest im Sprinttempo erledigt. Unter den missbilligenden Blicken der zum Empfang der heiligen Kommunion anstehenden Gläubigen hatte Becker sich an die Kommunionbank gedrängt. Der fromme Eifer des Fremden war verständlich, aber das war kein Grund, sich derart ungestüm vorzudrängen. Mit gesenktem Kopf kniete Becker sich hin. Hinter sich spürte er eine gewisse Unruhe, eine Störung der Andacht. Er dachte an den Mann, dem er sein Jackett verkauft hatte. Hoffentlich hatte er die Warnung beherzigt

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