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Diabolus

Diabolus

Titel: Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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und die helle Jacke nicht angezogen. Becker hätte gern einen Blick nach hinten riskiert, wagte es aber nicht - aus Furcht, die Nickelbrille könnte ihm ins Gesicht starren. Hoffentlich war die neue schwarze Jacke hinten lang genug, um die helle Khakihose zu verdecken. Er machte sich so klein wie möglich. Von rechts kam der Kelch schnell näher. Die Leute ließen sich die Hostie auf die Zunge legen, bekreuzigten sich, standen auf und gingen. Nicht so schnell! Becker hatte es durchaus nicht eilig, von der Kommunionbank zu verschwinden. Aber wenn zweitausend Menschen die Kommunion empfangen wollten, die von lediglich acht Priestern gespendet wurde, war es schon sehr ungehörig, aus dem Empfang der Hostie eine umständliche Prozedur zu machen. Als der Kelch rechts neben Becker angelangt war, hatte Hulohot die hellen Khakihosen erspäht. 

    »Estás ya muerto«, zischte er leise, während er den Mittelgang nach vorne trabte. 

    »Du bist so gut wie tot.« Jetzt war kein Fingerspitzengefühl mehr gefragt. Zwei Schüsse in den Rücken, den Ring gepackt und ab! Der größte Taxistand von Sevilla war noch nicht einmal eine Straßenecke weiter an der Calle Mateus Gago. Er griff nach der Waffe. Adiós, señor Becker . . . El cuerpo de Jesús, el pan del cielo. Der Leib Jesu, das Brot des Himmels. Der glänzende Silberkelch in Pater Herreras Händen senkte sich herab. Becker beugte sich vor. Als der polierte Kelch seine Augenhöhe passierte, sah er in der spiegelnden Wölbung undeutlich eine ins Unförmige verzerrte Gestalt von hinten an sich herantreten. Wie ein Hundertmeterläufer beim Startschuss schnellte Becker hoch und flog im Hechtsprung über die Kommunionbank. Der Pater prallte entsetzt zurück. Der Silberkelch segelte durch die Luft, ein Hostienregen ergoss sich auf den weißen Marmor. Priester und Messdiener stoben auseinander. Ein Schuss hustete aus dem Schalldämpfer und fuhr neben dem hart aufkommenden Becker spritzend in den Marmorboden. Sekundenbruchteile später stolperte Becker drei Granitstufen in das valle hinunter, einen schmalen Zugang zum Altarraum, der es den Geistlichen gestattete, gleichsam durch die Gnade Gottes emporgehoben neben dem Altar aus dem Boden zu wachsen. Am Fuß der Stufen glitt Becker aus und ging zu Boden. Er landete auf der verwundeten Seite und schlidderte unkontrolliert über den polierten Steinboden. Ein qualvoller Schmerzblitz zuckte durch seine Eingeweide. Er rappelte sich hoch, taumelte durch einen Vorhang in einen Gang und gleich darauf ein paar hölzerne Stufen hinunter. Becker rannte durch die Ankleide einer Sakristei. Es war dunkel. Vom Altarraum drang wüstes Geschrei herunter. Laute Fußtritte polterten hinter ihm her. Becker platzte durch eine

    Doppeltür und stolperte in eine Art Studierzimmer, einen düsteren, mit dicken Orientteppichen und glänzenden Mahagonimöbeln ausgestatteten Raum. An der gegenüberliegenden Wand hing ein lebensgroßes Kruzifix. Taumelnd hielt Becker inne. Eine Sackgasse. Er hörte schnell näher kommende Schritte. Becker starrte das Kruzifix an. 

    »Verdammt nochmal!«, schrie er. Zu seiner Linken hörte er ein Räuspern. Er fuhr herum. Ein geistlicher Würdenträger in roter Robe hob den Blick aus seinem Brevier und sah Becker entgeistert an. 

    »jSalida!«, schrie Becker. 

    »Der Ausgang!« Kardinal Guerra reagierte prompt. Ein Dämon war zu einem leider höchst unpassenden Zeitpunkt in seine geheiligte Kammer eingebrochen und flehte kreischend um Entlassung aus dem Hause Gottes - ein Begehren, dem Guerra ebenso umgehend wie mühelos nachzukommen vermochte. Der Kardinal deutete auf einen Vorhang links an der Wand, hinter dem sich eine Tür verbarg, die direkt auf den Hof hinausführte. Er hatte sie vor drei Jahren in die Mauer brechen lassen, nachdem er es leid geworden war, die Kathedrale wie ein gewöhnlicher Sünder durch das Hauptportal betreten zu müssen.  

KAPITEL 96
    Susan war völlig durchnässt. Zitternd kuschelte sie sich in die Polster der Couch von Node 3 . Strathmore breitete fürsorglich sein Jackett über sie. Wenige Meter entfernt lag Hales Leiche. Die Alarmhörner plärrten. Das Gehäuse des TRANSLTR gab ein scharfes Knacken von sich. Es klang wie tauendes Eis auf einem zugefrorenen Teich. 

    »Ich werde jetzt hinuntersteigen und den Strom abschalten«, sagte Strathmore und legte Susan aufmunternd die Hand auf die Schulter. 

    »Bin gleich wieder da.« Der Commander eilte durch die Kuppel davon. Susan sah ihm mit

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