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Diabolus

Diabolus

Titel: Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Hals nach hinten. Im Flintergrund fielen die über sechseinhalb Meter hohen vergoldeten Türflügel knarrend ins Schloss. Wenn ihm sein Verfolger bis hierher gefolgt war, saß er jetzt in der Falle. Von den vielen Portalen und Türen der Kathedrale wurde nur ein einziger Zugang benutzt, wodurch sichergestellt war, dass jeder Tourist, der die Kathedrale besuchte, auch Eintritt bezahlt hatte. Becker duckte sich in seine Bank. Er war der Einzige, der nicht schwarz gekleidet war. Irgendwo setzte frommer Singsang ein. 

    Im hinteren Bereich der Kathedrale bewegte sich eine Gestalt langsam den Seitengang empor. Der Mann, der sich im Dunkeln hielt, war gerade noch hereingeschlüpft, bevor das Portal zugeschlagen war. Er lächelte selbstgefällig. Die Jagd wurde allmählich spannend. Becker ist hier. . . du spürst es. Systematisch bewegte er sich Bankreihe um Bankreihe voran. In langen lässigen Schwüngen pendelte hoch oben das Rauchfass hin und her. 

    Ein schöner Ort zum Sterben, dachte Hulohot. Hoffentlich triffst du es auch einmal so gut. 

    Becker hatte sich auf den kalten Steinboden der Kathedrale gekniet und zog das Genick ein - ein höchst ungehöriges Betragen in einem Gotteshaus. Der Mann, der neben ihm saß, blickte indigniert auf ihn hinunter. 

    »Me encuentro mal«, sagte Becker entschuldigend. 

    »Mir ist schlecht.« Er wusste, dass er unten bleiben musste. Er hatte eine vertraute Silhouette langsam den Seitengang heraufkommen sehen. Er ist da! Becker steckte zwar inmitten einer großen Menschenmenge, aber er musste befürchten, ein leichtes Ziel abzugeben. In diesem Meer aus Schwarz wirkte sein Khakijackett wie ein Leuchtsignal. Er hatte schon daran gedacht, es abzulegen, aber das weiße Oxfordhemd, das er darunter trug, hätte seine Lage auch nicht verbessert. Er verkroch sich noch tiefer. Der Mann neben ihm sah strinrunzelnd auf ihn hinab. 

    »¡Tourista!«, grunzte er. 

    »Soll ich einen Arzt holen?«, schob er sarkastisch nach. Becker blickte in das leberfleckige Gesicht des Alten empor. 

    »No, gracias. Es geht schon.« Der Alte funkelte ihn zornig an. 

    »¡Pues siéntate! Dann setzen Sie sich gefälligst hin!« Ringsum machten ein paar Leute 

    »schhht!«. Der Alte verstummte und starrte stur nach vorne. Becker schloss die Augen und rutschte noch mehr in sich zusammen. Er fragte sich, wie lange der Gottesdienst wohl dauern würde. Protestantisch erzogen, wie er war, hatte er immer schon den Eindruck gehabt, dass die Katholiken gerne aus allem eine lange Oper machten. Er hoffte sehr, dass ihn dieser Eindruck nicht trog, denn sobald der Gottesdienst vorüber war, würde er aufstehen müssen, um die Leute aus der Bank zu lassen. Und in seinem Khakijackett war er ein toter Mann. Im Moment jedenfalls blieb ihm nichts anderes übrig, als auf dem kalten Steinboden der großen Kathedrale knien zu bleiben. Der Alte hatte das Interesse an ihm verloren. Die Gemeinde war aufgestanden und sang. Becker blieb unten. Seine Beine verkrampften sich allmählich, aber zum Strecken war es zu eng. Geduld!, dachte er, nur Geduld! Er holte tief Luft und ergab sich in sein Schicksal. Becker blieb abgetaucht und hoffte hier unten am Boden vorerst vor Hulohot sicher zu sein. Solange er sich nicht regte, schien er die Andacht der Gläubigen nicht zu stören. Er hörte Gesänge, Gebete, eine kurze Predigt. Die Gemeinde stand auf, setzte sich, kniete sich hin, erhob sich wieder. Becker schien ein Teil der Bestuhlung geworden zu sein. Becker spürte, wie ihn jemand mit dem Fuß anstieß. Er sah hoch. Der Alte mit dem leberfleckigen Gesicht stand ungeduldig rechts neben ihm und wollte durchgelassen werden. Becker geriet in Panik. Wie? Er will schon gehen? Der Gottesdienst ist doch noch nicht zu Ende! Er bedeutete dem Mann, über ihn hinwegzusteigen, aber da wurde der Alte erst recht böse. Er zog die Schöße seines schwarzen Jacketts eng an den Körper, lehnte sich zurück und wies empört auf die Leute neben sich, die ebenfalls alle aus der Bank treten wollten. Becker drehte den Kopf nach links. Der Mann, der dort gesessen hatte, war fort. Die ganze Bank hatte sich bereits bis zum Mittelgang geleert. Der Gottesdienst kann doch noch nicht vorüber sein! Aber als Becker die beiden Menschenschlangen im Mittelgang sah, die sich im Gänsemarsch langsam nach vorne zum Altar schoben, begriff er, was vorging. Die Kommunion!, stöhnte er, die verdammten Spanier wollen natürlich alle zu ihrer heiligen

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