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Diabolus

Diabolus

Titel: Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Einstiegsklappe wie der auferstandene Lazarus seinem Grabe. Ungeachtet seiner durchweichten Kleidung strebte er mit energischem Schritt seinem Ziel entgegen, Node 3 - und Susan. Die Cryptokuppel war wieder in Licht gebadet. Frische Kühlflüssigkeit durchströmte den überhitzten TRANSLTR wie sauerstoffreiches Blut und würde bald auch den letzten Winkel des Rechners erreicht haben. Es war nur noch eine Frage von Minuten, dann war die Selbstentzündung der überhitzten Prozessoren definitiv abgewendet. Strathmore war sicher, noch rechtzeitig eingegriffen zu haben. Triumphierend stieß er die Luft aus. Du bist ein Überlebenskünstler, dachte er. Er verschmähte den bequemen Weg durch das klaffende Loch in der Glaswand und betrat Node 3 durch die zischend auseinander fahrenden Flügel der automatischen Tür. Susan stand nass und zerzaust in seinem Jackett vor ihm. Sie wirkte auf ihn wie ein in einen Wolkenbruch geratener Teenager, dem er fürsorglich etwas Trockenes zum Überziehen geliehen hatte. Seit Jahren fühlte er sich zum ersten Mal wieder jung. Sein Traum stand vor der Erfüllung. Als er sich Susan näherte, traf ihn ein eiskalter Blick. Er glaubte, in die Augen einer Unbekannten zu schauen. Alle Weichheit war von ihr abgefallen. Susan Fletcher stand starr und unbeweglich da wie eine Statue. 

    »Susan?«

    Eine Träne rollte über ihre bebende Wange herab. 

    »Was ist?«, sagte Strathmore in flehendem Ton. Die Blutlache unter Hales Leiche hatte sich wie auslaufendes Öl über den Teppich verbreitet. Strathmore streifte zuerst den Toten und dann Susan mit einem unbehaglichen Blick. Weiß sie womöglich Bescheid? Nein, ausgeschlossen. Strathmore hatte sämtliche Zeugnisse seiner Tat beseitigt. Er trat einen Schritt näher. 

    »Susan«, sagte er, »was ist denn?« Sie rührte sich nicht. »Machen Sie sich Sorgen wegen David?« Ihre Oberlippe zitterte unmerklich. Strathmore kam noch näher. Er wollte die Arme nach ihr ausstrecken, zögerte aber. Der Klang von Davids Namen hatte offenbar den Damm ihres Leids zum Bersten gebracht. Anfangs war da nur ein leichtes Zittern, ein Beben, aber dann schien eine gewaltige Woge des Grams über sie hinwegzurollen. Kaum noch fähig, die bebenden Lippen zu kontrollieren, öffnete Susan den Mund. Sie wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Ohne den Blick von Strathmore zu lösen, nahm sie die Hand aus der Tasche seines Jacketts und hielt ihm etwas entgegen. Strathmore hätte sich nicht gewundert, in den Lauf der Beretta zu blicken. Aber die Pistole lag immer noch von Hales Hand umklammert auf dem Boden. Der Gegenstand, den Susan ihm entgegenhielt, war kleiner. Strathmore starrte ihn an und begriff. Der Mann, der viele Jahre siegreich gegen Giganten angetreten war, hatte sich von einem Augenblick zum anderen durch eigene Torheit selbst demontiert, durch die Torheit des Verliebten. In einem Anfall von Kavalierssucht hatte er Susan sein Jackett gegeben - mit dem SkyPager in der Tasche. Jetzt war Strathmore derjenige, der erstarrte. Susans Hand zitterte. Das Gerät entglitt ihrer Hand. Sie rannte aus Node 3 hinaus. Der Ausdruck ihrer Augen, in dem sich fassungsloses Erstaunen und maßlose Enttäuschung mischten, brannte sich Strathmore unvergesslich ein. Strathmore wich zurück. Wie in Zeitlupe bückte er sich und hob seinen Pager mit der Liste der gespeicherten Botschaften auf, die Susan gelesen hatte:

ZIELPERSON: ENSEI TANKADO - ELIMINIERT
ZIELPERSON: PIERRE CLOUCHARDE - ELIMINIERT
ZIELPERSON: HANS HUBER - ELIMINIERT
ZIELPERSON: ROCÍO EVA GRANADA - ELIMINIERT

    Die Liste ging weiter. Strathmore bekam es mit der Angst zu tun. Aber du kannst es doch erklären! Sie muss es einfach verstehen. Ehre! Vaterland! Doch am Ende kam eine Botschaft, die er noch nicht gesehen hatte. Eine Botschaft, für die es niemals eine Entschuldigung geben konnte: ZIELPERSON: DAVID BECKER - ELIMINIERT Strathmores Kopf sackte herab. Sein Traum war ausgeträumt. 

KAPITEL 104
    Susan taumelte aus Node 3 hinaus. 

ZIELPERSON: DAVID BECKER - ELIMINIERT

    Wie in Trance bewegte sie sich zum Haupteingang der Kuppel. Greg Hales Stimme hallte in ihrem Kopf wider. Susan, Strathmore wird mich umbringen! Am Portal angekommen, stocherte sie verzweifelt auf dem Tastenfeld für die Tormechanik herum. Sooft sie es auch versuchte, die mächtige rotierende Stahlscheibe rührte sich nicht. Der Stromausfall hatte offenbar die Codes im Speicher gelöscht. Susan stöhnte auf. Sie saß nach wie vor in der

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