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Diabolus

Diabolus

Titel: Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Falle. Ohne jede Vorwarnung schlossen sich von hinten zwei Arme um ihren halb betäubten Körper. Wieder dieses ekelhafte Gefühl, das sie bereits kannte. Auch ohne die brutale Kraft eines Greg Hale fehlte der Umklammerung nicht die entschlossene Härte der Verzweiflung. Als Susan sich umdrehte, schaute sie in ein ihr unbekanntes, von Angst und Hoffnungslosigkeit verzerrtes Gesicht. 

    »Susan«, flehte Strathmore, »ich kann alles erklären!« Sie wollte weglaufen, wollte schreien, aber ihre Stimme versagte. Starke Hände hielten sie fest. 

    »Ich liebe dich!«, flüsterte Strathmore atemlos. »Bleib bei mir! Ich habe dich schon immer geliebt.« Entsetzliche Bilder wirbelten durch Susans Kopf - Davids strahlend grüne Augen, die sich zum letzten Mal schlossen, Greg Hales Leiche und das auf den Teppich sickernde Blut, der verkrümmte und verbrannte Phil Charturkian auf dem Generator . . . Susan drehte sich der Magen um. 

    »Der Schmerz wird sich geben«, säuselte es in ihr Ohr. »Du wirst wieder lieben können.« Susan hörte es noch nicht einmal. 

    »Bleib bei mir«, flehte die Stimme, »lass mich deine Wunden heilen.« Susan versuchte, sich zu wehren - erfolglos. 

    »Ich habe es für dich getan. Wir sind doch füreinander bestimmt! Susan, ich liebe dich!« Die Worte flossen Strathmore über die Lippen, als hätte er zehn lange Jahre darauf gewartet, sie loszuwerden. »Ich liebe dich! Ich liebe dich!« Der zwanzig Meter entfernte TRANSLTR gab ein bösartiges Fauchen von sich. Es klang wie ein höhnischer Kommentar zu Strathmores schändlichen Liebesschwüren. Ein bislang noch nie gehörtes Geräusch, ein unheilschwangeres fernes Zischen schlängelte sich aus den Eingeweiden des Silos empor. Das Kühlmittel hatte offenbar doch nicht mehr rechtzeitig seine Wirkung getan. Strathmore ließ Susan fahren. Mit entsetzt aufgerissenen Augen fuhr er zu seinem Zwei-Milliarden-Computer herum. 

    »Oh nein!« Er barg den Kopf zwischen den Händen. 

    »Nein!« Der sechs Etagen hohe raketenartige Maschinensilo begann zu beben. Strathmore taumelte dem rumorenden Gehäuse entgegen, bevor er nach ein paar Schritten wie ein der Verdammnis anheim gefallener Sünder vor dem Thron des zürnenden Gottes auf die Knie fiel. Es nützte nichts. Tief im Silo hatten sich die ersten Prozessoren entzündet.  

KAPITEL 105
    Ein durch drei Millionen Prozessoren emporrasender Feuerball verursacht ein einzigartiges Geräusch. Es klingt, als wären ein prasselnder Waldbrand, ein heulender Tornado und ein gischtender Geysir in einem einzigen brüllenden Gehäuse zusammengesperrt. Der Atem des Teufels schien durch eine versiegelte Höhle zu fegen und nirgends entweichen zu können. Von der fürchterlichen Geräuschkulisse überwältigt, war Strathmore in die Knie gesunken. Der teuerste Computer der Welt war im Begriff, als acht Stockwerke hohes Inferno aufzulodern. Strathmore drehte sich langsam zurück zu Susan, die wie gelähmt neben dem Tor der Kuppel stand. Er starrte in ihr tränenüberströmtes, vom Licht der Leuchtstoffröhren in einen magischen Schimmer getauchtes Gesicht. Sie ist ein Engel! Sein forschender Blick suchte in ihren Augen den Himmel, aber er schaute nur den Tod, den Tod von Vertrauen, Liebe und Ehre. Die Phantasie, aus der er all die Jahre die Kraft zum Weitermachen gezogen hatte, war elend gestorben. Strathmore würde Susan Fletcher nie sein Eigen nennen dürfen. Niemals. Eine überwältigende, unsagbare Leere höhlte sein Innerstes aus. Susan streifte den TRANSLTR mit einem vagen Blick. Sie wusste, dass in seinem Inneren, noch von keramischem Gehäuse umschlossen, ein Feuerball mit wachsender Geschwindigkeit emporraste. Die Cryptokuppel konnte sich jeden Moment in ein flammendes Inferno verwandeln. Der Verstand trieb Susan zur Flucht, aber Davids Tod drückte sie mit Bleigewichten nieder. Sie glaubte, Davids Stimme zu hören, glaubte zu hören, wie er ihr zurief zu fliehen, aber wohin hätte sie sich wenden sollen? Die Cryptokuppel war ein versiegelter Sarg! Doch das war nun gleichgültig. Der Tod konnte sie nicht mehr schrecken. Er war die Erlösung von ihrem Schmerz. Er würde sie mit David vereinen. Strathmore wankte herbei. Sein Gesicht erinnerte nur noch entfernt an den Mann, der er einmal gewesen war. Seine ehedem so kühlen grauen Augen waren leblos geworden. Der Patriot aus Susans Erinnerung war tot. Ein Mörder stand vor ihr. Unversehens hatte er sie wieder umschlungen und wollte ihre Wangen

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