Diadem von den Sternen
hatte. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, aber ich entspannte mich und folgte dem Rest des Schauspiels mit starkem Interesse und, ich muß es zugeben, mit nicht wenig Selbstgefälligkeit.
,Hört dies’, sagte sie mit einer metallisch harten Stimme. ,Ich lege diesen Fluch auf das Haus Azdar und auf das Haupt des Azdar. Meine Saat wird dieses Haus in Trümmer legen. Azdars eigene Saat wird ihn ruinieren. Solange das Kind meines Leibes glücklich im Hause Azdars lebt, solange wird das Haus blühen und fruchtbar sein.
Solange wird das Tal des Raqsidan gesegnet sein. Aber ich hänge dies wie ein Damoklesschwert über eure Köpfe … Sollte meinem Kind Schmerz oder Tod begegnen, so werden die Herzen und Geister des Hauses Azdar zerbröckeln wie die Steine des Hauses. Das Haus wird fallen, bis kein Stein mehr auf dem anderen steht. Und dies hänge ich wie ein Damoklesschwert über eure Köpfe. Meine Saat wird dieses Haus zerstören.’ Sie lachte; ein hohes, schneidendes Schreien, kalt wie der Wind eines Winterstur-mes. ,Paßt gut auf, ihr Dummköpfe.
Haltet ängstlich Ausschau nach einem rothaarigen Mann mit zornigen, grünen Augen. Zittert in euren Schuhen, ihr weltengebundenen Dreckfresser!’
Selbst jetzt erinnere ich mich noch daran, wie ich beim Klang ihrer Stimme und der furchtbaren Erregung in ihrem Gesicht zitterte.
Zitterte, obwohl ich wußte, daß sie bluffte, sie alle, aus einem Grund heraus, den ich nicht verstehen konnte, zum Narren hielt.
,Damit ihr es wißt…’ Shareem breitete ihre Hände aus, und das goldene Licht umhüllte sie weiterhin, blieb daran hängen. Ihr Finger streckte sich, und die innere Mauer des Innenhofes zerbarst mit einem Donnerknalf, öffnete den Majlis wie eine zertretene Schachtel.
,Und damit ihr gleichfalls wißt, daß ich die Macht habe zu segnen …’ Sie schleuderte das Leuchten ihrer linken Hand zu der eingestürzten Mauer hin, und die Steine hoben sich, schwebten an ihren ursprünglichen Platz zurück, bis die Mauer wieder unversehrt war.
Dann schritt sie ruhig davon.
Daraufhin lebte sie im Mari’fat. Der Raqsidan verfiel in einen unbehaglichen Frieden, und sie ging in das Tanha. Als ihre Zeit kam, gebar sie eine Tochter, wie sie es vorhergesagt hatte. Sie nannte das Kind Aleytys, was Wanderer bedeutet. So sagte sie. Ihre Wehen waren lang und schwer, aber ihre Kraft war zu groß, um sich zu erschöpfen.
Azdar kam, sie zu sehen und, wie er hoffte, sie in ihrer Schwäche noch einmal erobern zu können. Aber sie lachte ihn aus, während der Schweiß ihrer Wehen auf ihrem Gesicht perlte. Abrupt wandte er sich von ihr ab und beugte sich über die Wiege des Kindes. Er griff hinein, um das Baby zu berühren. Shareem lachte. Eine tödliche Schwäche breitete sich in seinem Körper aus, ließ ihn in die Knie sacken. Hastig verließ er den Raum; nie wieder kam er in ihre Nähe.
Die Sonne vergilbte, es wurde Herbst, und die Ernte brachte Freude. An den Vrisha-Buschreihen hingen die Kapseln und platzten schier vor lauter Fasern. Sie waren so schwer, daß die Zweige über den Boden fegten. Die meisten Gav warfen Zwillinge. Zardal, Hullyu und Allucheh trugen schwer unter dem Gewicht ihrer Früchte, die Nußbäume warfen meterhohe Haufen auf die geharkte Erde. Und sogar das Brotgras verdoppelte die Zahl der Samenstengel. Als sich Nahrung, Fleisch und Fasern in den Häusern stapelten, strömte eine wilde Fröhlichkeit durch das Tal. Am Tag arbeiteten wir auf den Feldern, und die halbe Nacht hindurch tanzten wir, hüllten uns in Stroh und Trinkströme von Hulluwein.
Die Monate vergingen, und das Kind Aleytys wuchs wie ein kleines Unkraut. Sie hatte das rote Haar ihrer Mutter geerbt, aber ihre Augen waren mehr blau als grün und glänzten wie Juwelen in ihrem kleinen, runden Gesichtchen.
Sie war ein lachendes Baby, mit einem Zauber gesegnet, der die Mäuse aus den Wänden lockte. Aber selbst zu jener Zeit war eine Art Bestürzung in ihr, da alle, bis auf einige wenige, vor ihren freundlichen Vorstößen zurückwichen.
Shareem verbrachte im Mari’fat viele Stunden über dem Studium von Büchern und Aufzeichnungen. Zu jener Zeit lernte ich die Lieder, und so war ich ebenfalls oft dort, Stunde um Stunde verbrachten wir zusammen. Nach einer Weile begannen wir wieder, miteinander zu reden, aber nie sagte sie mir, wonach sie suchte, und ich habe sie nie danach gefragt. Die Monate glitten vor dem Feuer in der Bibliothek dahin, während die Sturmwinde den Schnee immer höher um
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