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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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umklammerte einen Pfeil und zog ihn aus seiner Brust, dann den anderen. „Komm“, schluchzte sie, „Lebe, Talek! Lebe, Mensch! Ahai, Abruya Madar …“ Tiefer und tiefer drang sie in seinen Geist, versuchte einen Rest von Lebenskraft zu nähren und gab erst auf, als sie sein Bewußtsein abblättern fühlte, da seine Hirnzellen starben.
    Sie wippte auf den Absätzen zurück, starrte den Körper benommen an, benommen und schmerzerfüllt. „Ah, Madar, warum?“ Tränen quollen in ihren Augen, tropften über ihre Wangen. „Warum …?“ Sie schlang die Arme um ihre Beine und verbarg das Gesicht an ihren Knien, während hilflose Schluchzer ihren Körper marterten. Warum …?
     
8
     
    Aleytys drehte sich um und sah zurück. Bittere Schmerzen wühlten in ihrem Inneren, während sie dem Rauch nachblickte, der in einer schwarzen Säule von Taleks Hütten-Bestattungsfeuer aufstieg und den roten Halbkreis zweiteilte, den Horli über die Baumkronen schob. Aleytys lächelte unter Tränen; Daimon fühlte ihre Traurigkeit und rieb sich beruhigend an ihrer Seite. „Wenigstens dich habe ich noch, mein Freund. Ein kleines Weilchen …“ Sie seufzte, dann zog sie sich auf den Rücken der Stute und lenkte sie stromaufwärts, Richtung Handelsstraße.
    Die Tage verschmolzen ineinander. Es gab jetzt keine Eile mehr. Der letzte Verfolger war endgültig von ihrer Spur abgekommen, und so verspürte sie wenig Eifer, auf dem langen Weg voranzukommen, der vor ihr lag. Das Denken war so schmerzlich, daß sie sich weigerte zu denken, sie hielt ihre Hände beschäftigt und ließ ihren Verstand in eine tiefe Lethargie sinken.
    Am fünften Tag jedoch konnte sie Daimons Unwohlsein nicht mehr ignorieren. Mit einem Ruck, der sie innerlich zerriß, schickte sie ihn zu seiner Familie zurück. Für eine lange Weile blieb sie noch mit ihm in Berührung, während er in furchtloser Majestät unter den Bäumen dahintrabte. Dann zerfaserte die Berührung, und sie war allein.
     
9
     
    Verträumt beobachtete Aleytys, wie sich das Sonnenlicht in den Schatten neben ihrem großen Zeh fraß. Sie gähnte und drehte sich auf den Bauch und bewegte ihre Füße von der Sonne weg.
    Das Tufan-Tuch knautschte unter ihr, und so setzte sie sich auf und breitete es neu aus; dann ließ sie sich mit einem zufriedenen Seufzer wieder zurückfallen. Über ihrem Kopf stieß der einsame Horan seine glänzenden Wipfel in den Himmel und warf einen dichten Schatten über ihren Körper. Sie streckte die Hand aus und fuhr mit ihren Fingern liebevoll über die rauhe, silbrige Rinde. Der Horan war in seiner hellsten Mittagsphase und glitzerte wie ein Juwel inmitten dem Braun und Grün der umstehenden Bäume.
    Sie hustete und spie den Schleim aus, der ihre Kehle verklebte; als sie das wunde Fleisch berührte, zuckte sie zusammen. Unter der aufkeimenden Erkältung fühlten sich ihre Augen steif und entzündet an, ihre Knochen schmerzten, und ihr Kopf kam ihr wie mit rohem Avrishum vollgestopft vor. „Was für eine erbärmliche Zeit, in der mir das passiert“, murmelte sie. Sie ließ ihren Kopf mit den feuchten Haaren auf die gekreuzten Arme fallen, streckte sich aus und ergab sich ihrer Müdigkeit. Allmählich, während sich ihr rechtes Nasenloch leerte, so daß sie atmen konnte, sank sie in den Schlaf, ihr Kopf schmiegte sich zwischen die Horan-Wurzeln, war heute irgendwie zufriedener, da die Schrecken der Vergangenheit zu ausgebleichten Bildern im Hintergrund ihres Bewußtseins wurden.
    Ein brennender Schmerz riß sie eine Weile später ins Wachsein zurück. Sie ruckte ihren Fuß aus dem sengenden Licht Heshs. Mit einem Seufzer setzte sie sich auf und sah nach Westen. Horlis Rand fegte über die graue Linie des Bergkammes, doch Hesh stand noch hoch. Der Nachmittag war klar und angenehm, mit einer frischen Brise, die die heiße Luft bewegte.
    Plötzlich fröstelte Aleytys. Sie rollte sich zusammen, preßte sich an den Horan und suchte die kleine Lichtung mit ihren Blicken ab. Um sie herum war ein toter Fleck, eine Vorahnung, die sie sich nicht erklären konnte, wie schwarze Schwingen, die bedrohlich über ihrem Kopf schwebten. Abwesend ließ sie ihre Finger über ihren Fuß laufen, suchte wieder den leeren Himmel ab, dann glitt ihr Blick über die Lichtung. Nicht einmal die Pferde waren zu sehen. Sie hatten unter den Bäumen Schutz gesucht. Aber sie konnte sie fühlen … Auch sie waren voller Unbehagen, unruhig, witternd. Sie hatten aufgehört zu grasen, standen still, ließen

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