Diadem von den Sternen
durch das sonnengebleichte Gras zu ihrer Stute hin. Er ließ sie über ihren Rücken gleiten, bis sie quer über dem Sattel lag, die Beine auf der einen Seite, Kopf und Arme auf der anderen herunterhängend.
Sie versuchte ein paar feine Sondierungen in seinem Geist, versuchte, sich durch den Flanellstoff, der ihren eigenen Geist einhüllte, hindurchzuschlängeln … Wieder flatterte das Bild der Schwingen um die Peripherie ihres umhüllten Bewußtseins. Er lachte und schlug ihr auf das Hinterteil.
„Sinnlos, Hündin! Ich weiß Bescheid.“
Ihre Nase verstopfte wieder. Sie öffnete ihren Mund, rang nach Luft. Binnen weniger Sekunden war ihr ganzer Kopf verstopft und fühlte sich wie ein massiver Knochen an. „Tars’hn“, platzte sie heraus. „K-kann nicht atm …“
Verärgert kam er um die Stute herum, krallte seine Hand in ihr Haar und riß ihren Kopf hoch, damit er ihr gerötetes, aufgedunsenes Gesicht sehen konnte. Beim Anblick ihrer Qual stieß er einen gereizten Ruf aus und hob sie auf den Boden herunter. Er richtete sich auf, trat zurück und funkelte sie an. „Was ist los?“
„Ich habe mich schlimm erkältet. Mein Kopf ist ganz zugestopft.“ Sie hustete und spuckte den Schleim auf den Boden vor seine Füße. „Mußte im Regen schlafen … Ich habe mir diese Erkältung geholt.“
„Dummes Weibsbild!“
Sie schniefte und spuckte wieder aus, ihr Kopf begann, frei zu werden, ihr Verstand arbeitete besser. „Verdammt, Mann, ich kann nichts dafür.“ Sie schluckte ein paarmal, pumpte Luft in ihre Lungen, sah ihn unsicher an. „Du bringst mich in den Raqsidan zurück?“
Er lächelte und ließ seine Blicke langsam über ihren Körper gleiten. „Du hast mich einmal abgewiesen.“
Die Furcht, die kalt in ihrem Magen lag, breitete sich überall in ihr aus; das Böse in seinem Gesicht verstärkte sich. „Nein, ich bringe dich nicht zurück“, flüsterte er. „In den vergangenen Wochen haben sich eine Menge Dinge geändert.“
„Das sehe ich.“ Sie kleisterte ein süßes, verführerisches Lächeln in ihr Gesicht und wackelte zweideutig mit ihrem Körper. „Warum hältst du mich gefesselt? Ich kann dir nichts anhaben.“
Er kicherte. „Dummes Weib, ich lese die Lüge aus deinen Gedanken heraus! Einfach so!“ Er schnippte vor ihrer Nase mit Daumen und Zeigefinger. „Ich halte dich gefesselt, weil ich es so will. Ich halte dich gefesselt, bis du gezähmt bist.“
Zorn verstieß die Furcht aus ihr. Sie zerrte eine Sekunde lang vergeblich an den Stricken, dann verwandelte sich Raserei in kalte Wut, die die Geduld einer Gurb vor einem Mauseloch anheizte. Ruhig beobachtete sie ihn.
Er grinste sie an. „So. Hat keinen Sinn, deine Kraft zu verschwenden, Hure. Ein Dreckskerl kennt seine Knoten.“ Sein Grinsen verwandelte sich in ein Kichern. „Und das andere … Ich habe dich auch in deinem Kopf gefesselt. Die Gefühle anderer Menschen belästigen mich jetzt nicht. Ich finde sie sehr befriedigend.“
Sie erforschte sein Gesicht. Einst schmal, fast abgezehrt, war es jetzt voll, angeschwollen. Sein nervöser, knochiger Körper entwickelte sich in der Körpermitte faßförmig, er sah wie eine aufgeblähte Spinne aus. Innerlich angewidert, weigerte sie sich, daran zu denken, was ihn nährte.
Er zirpte leise. Ein roter Lusuq kroch aus seinem Ärmel, verharrte auf seinem Daumen und starrte Aleytys aus trüben Augen heraus an. Das giftige Ding hielt sich fest und richtete seine Flügel. Tarnsian schaute liebevoll darauf. „Meine Armee. Siehst du, ich habe gelernt, was du angefangen hast, mich zu lehren.“
„Warum läßt du mich nicht frei?“ schmeichelte sie. „Bist du nicht in meiner Schuld?“
„O nein. Du gehörst mir.“ Langsam schloß sich seine Faust. „Und ich behalte, was mir gehört.“ Er zirpte erneut, und der Lusuq krabbelte in seinen Ärmel zurück.
Er sattelte die Stute und ging zu Aleytys zurück. Zwei Seile baumelten in seinen weichen Händen. Er ließ sich neben ihr auf ein Knie nieder und schob die Messerspitze unter die Stricke, die ihre Füße banden; eindringlich starrte er sie an. „Versuche wegzurennen, Weib, und wenn ich dich fange, dann spiele ich hiermit.“ Er schnitt die beiden obersten Verschlüsse ihrer Abba auf, schlug den Stoffrand mit der Messerspitze zurück und entblößte eine Brust. Dann schrieb er den Anfangsbuchstaben seines Namens auf das weiche Fleisch; eine haarfeine Blutlinie folgte der sich bewegenden Messerspitze. Schließlich berührte er
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