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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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ihre Köpfe pendeln und ihre Ohren nervös hin und her zucken. Aleytys sondierte tiefer, spürte nach einem Zeichen anderen Lebens oder irgendeinem anderen Grund für die Bedrängnis ihrer Seele. Nichts. Nur dieses eigenartige Bild furchtbarer schwarzer Schwingen in ihrem Kopf. Schwingen, die näher heranflatterten …
    Der Mann trat unter den Bäumen hervor und blieb ein paar Schritte von ihr entfernt stehen und sah sie an. Als sie ihn erkannte, entspannte sie sich. „Tarnsian!“ rief sie aus, und die Erleichterung ließ ihre Stimme ein wenig herzlicher klingen, als dies normalerweise der Fall gewesen wäre. „Bring mir Neuigkeiten von den Wadis. Seit mehr als zwei Monaten habe ich niemanden gesehen, geschweige denn, mit jemanden gesprochen. Zigeuner, ich bin froh, dich zu sehen!“ Sie setzte sich auf und stieß ihre Arme in die Ärmel ihrer Abba, die sie sich übergezogen hatte. Sie band die Verschlüsse und fuhr fort: „Erzähl mir doch, was in den Tälern vor sich geht. Hast du versucht, dich zu schützen, wie ich es dir gezeigt habe? Du siehst verändert aus.“
    Langsam erstarb ihre Stimme, während er noch immer in unerschütterlichem Schweigen dastand, seine kalten Augen auf sie geheftet. Erdrückende Kraft strömte aus ihm heraus, stieß sie gegen den Stamm des Horan zurück. „Was machst du da, Zigeuner?“ sagte sie heiser, während sie mit ihrem Handrücken über ihre Stirn rieb. „Hör auf, ja?“
    Schwärze schlug nach ihr. Sie erstarrte. Ihre Arme und Beine gefroren zu hilflosen Klumpen. Viel zu spät wehrte sie sich, aber sie schien gegen Rauch zu kämpfen. Schwärze hüllte sie ein, begrub sie unter sich, sie konnte sich nicht mehr bewegen. Das Denken floß langsamer in ihrem Verstand, die Worte und Bilder wurden zähflüssig, so daß sie schwerer zu bewegen, zu bündeln waren. Schwärze wirbelte umher, bis sie umkippte und in den wirbelnden Rauch fiel.
    Eine ihr unbekannte Zeitspanne später öffnete sie blinzelnd ihre Augen. Sie lag flach auf dem Rücken, konnte Horli sehen, die halb hinter den Bergen verschwunden war. Hesh hing eine Fingerbreite von ihr entfernt, nördlich, und berührte die Horizontlinie. Ich war eine lange Zeit weg, dachte sie. Was ist passiert?
    Panik durchspülte sie. Sie versuchte, sich aufzusetzen, und entdeckte, daß ihre Hände auf ihren Rücken gebunden waren; ihre Füße waren ebenfalls gefesselt. Angebunden wie ein Schlachtkalb. Mit bleichem Gesicht und zitternd riß sie wild an den Stricken, aber der Karawanenmann hatte sein Handwerk verstanden.
    Nachdem sie zweimal umgekippt war, wälzte sie sich auf die Knie und blickte sich um. Ihr Bündel war auf Mulaks Rücken vertäut. Er stand neben Pari an einen jungen Bydarrakh gebunden. Andere Pferde standen mit hängenden Köpfen neben ihnen. Tarnsian ging um den Hengst herum, zerrte versuchsweise an den Schnüren, die das Bündel hielten, um zu sehen, ob es festsaß.
    Aleytys schüttelte vorsichtig ihren Kopf, versuchte, das Wattegefühl loszuwerden, das nicht von ihrer Erkältung herrührte. Sie tastete nach dem Verstand der Pferde und verfiel beinahe wieder in die zitternde Panik, als sie sich in ihren eigenen Schädel eingeschlossen fand. Der Schock ließ ihr Herz gegen ihre Rippen hämmern. Tränen der Verzweiflung und der Furcht füllten ihre Augen, sie keuchte, kämpfte gegen die Stricke an ihren Armen an – zog, zerrte daran, scheuerte sich die Haut ab, bis Blut aus der Wunde quoll.
    Ihre Nase triefte, ihre Oberlippe war wund und rissig, ihr Mund trocken und ledrig von der Luft, die sie hart ein- und ausatmete. Seltsam genug: Das dumpfe Elend ihres Kopfes durchdrang die Panik, beruhigte sie.
    Sie unternahm eine große Anstrengung und wischte ihre Nase an ihrer Schulter trocken, spuckte den hinderlichen Schleim aus und warf ihr Haar aus den Augen; verbissen schweigend wartete sie darauf, daß Tarnsian sagte, was er von ihr wollte.
    Mit arrogant schwingenden Armen und einem befriedigten Lächeln, das seine Lippen verzog, schlenderte Tarnsian zu ihr herüber. Er beugte sich herunter und überprüfte die Stricke an ihren Handgelenken und kniff schrill kichernd in das wunde Fleisch. Der hohe Ton rief eine kalte, harte Angst in ihrer Magengrube hervor. Sie leckte sich über die Lippen und drehte ihren Kopf, damit sie ihn ansehen konnte. „Warum, Tarnsian? Ich habe dir nie weh getan. Warum?“
    Ohne ihr zu antworten, ergriff er sie um die Hüfte herum und warf sie brummend über seine Schulter. Schwer stapfte er

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