Diagnose negativ
rauschte und brodelte das Wasser.
»Wenig rücksichtsvoll?« wiederholte ich. »Wieso?«
»Nun, kein Kommandeur ist begeistert, wenn ihm die Befehlsgewalt plötzlich genommen wird.«
Ich verstand. Wenn die Kollegen zu solchen Maßnahmen gegriffen hatten, mußten sie vom Chef Sonderbefehle erhalten haben. Übrigens war es für General Reling wieder einmal typisch, daß er mich darüber nicht informiert hatte.
Der Fahrer hielt vor einem Nebengang. Hier unten schien hektisches Leben zu herrschen. Ich kam immer mehr zu der Ansicht, daß wir über diese Marinebasis längst nicht soviel wußten, wie ich noch kurz vor der Landung angenommen hatte.
»Was machen Sie hier eigentlich?« erkundigte ich mich. »Für einen rein wissenschaftlichen Betrieb erscheint es mir zu lebhaft.«
Er verwies mich an den Admiral. Wir durchschritten ein geräumiges Vorzimmer. Die Wände waren sauber verkleidet und die Luft so angenehm temperiert, daß man sich kaum mehr unter dem Eis des sechsten Kontinentes wähnte. Diese Anlagen hatten Milliarden gekostet, das stand fest.
Als ich den schlanken, hochgewachsenen Mann mit der unverkennbaren GWA-Dienstmarke sah, ahnte ich, was die Uhr geschlagen hatte. Ich hatte schon oft mit TS-19 zusammengearbeitet, so daß wir uns gegenseitig in jeder Maske erkannt hätten.
Hinter den Schlitzen der Kunststoffolie glänzten seine grauen Augen. Fregattenkapitän Elodry verzog ironisch die Lippen. Natürlich fand er unsere Maskerade mehr als lächerlich. Es wäre jedoch sinnlos gewesen, ihn über die Grundsätze der GWA-Führung aufklären zu wollen.
Es bestand seit der Gründung dieser weltweiten Organisation die Vorschrift, daß die aktiven Agenten niemals ihre wahren Gesichter zeigen dürfen. Ich wußte nicht genau, wie vielen Kollegen diese etwas absurd erscheinende Maßnahme schon das Leben gerettet hatte. Auf alle Fälle hatte das gegenseitige Nichtkennen Erfolge gebracht. Darüber konnte auch der ärgste Spötter nicht hinwegsehen.
»Treten Sie bitte ein, wenn Sie sich ausgesprochen haben«, meinte der Captain etwas kühler. Sein höflicher Gruß war nicht mehr als eine Geste.
TS-19, mein zuverlässiger Verbindungs- und Rückendeckungs-Mann, sah dem Offizier sinnend nach. Dann kam das, womit ich gerechnet hatte.
Unsere Begrüßung war kurz und zwanglos. Weit entfernt rumorten Maschinen. Sonst schien der Stützpunkt plötzlich ausgestorben zu sein.
»Also Großeinsatz, wie?« fragte ich übergangslos.
Er neigte den Kopf.
»Ich habe Sie erwartet, Sir. Zum Glück waren Sie noch nicht gestartet. Das wird auf dem Mond einigen Wirbel geben. MA-23 sitzt in Zonta auf heißen Kohlen. Wir kommen einfach nicht mehr weiter; besser gesagt, wir kamen nicht weiter. Die Spuren verlaufen sich im Sand. Weitere Informationen sollen Sie im Hauptquartier erhalten, Sir.«
»Was ist mit dem Toten?«
»Reichlich seltsam. Wir stehen vor einem Rätsel.«
»Haben Sie bereits mit Admiral Woolser gesprochen?«
»Noch nicht. Ich hatte die Anweisung erhalten, Ihre Ankunft abzuwarten. Den Toten habe ich jedoch bereits gesehen.«
Eine merkwürdige Erregung kam in mir auf.
»Und …?«
Die Augen meines Kollegen trübten sich. TS-19 gehörte zu unseren zuverlässigsten und beherrschtesten Leuten. Wenn er eine solche Reaktion zeigte, dann lag allerhand in der Luft.
»Wenig schön, Sir«, entgegnete er. »Einem der hiesigen Marineärzte wurde übel.«
Das war eine klare Auskunft.
»Der Transporter wird in einer knappen halben Stunde landen«, fuhr er fort. »Haben Sie besondere Anweisungen, Sir? Leutnant Oparth ist noch oben. Passiver Offizier, Sir. Ich wollte ihn mit der
Weitere Kostenlose Bücher