Diagnose negativ
Eisdecke der Antarktis brodelt das Leben. Wir haben gewaltige Kohlenflöze gefunden, was uns einwandfrei beweist, daß es hier einmal riesenhafte Wälder gegeben hat. Während Sie, Colonel, laufend in den Weltraum starten, sind wir bemüht, weitere Geheimnisse unseres Planeten zu lüften.«
Seine Worte klangen etwas ironisch. Recht hatte er, das mußte ich eingestehen.
»Ein Glück, daß es noch Männer von Ihrer Art gibt, Sir«, entgegnete ich reserviert. Dann zu Nefroth:
»Welche Umstände machten Sie auf den Toten aufmerksam? Bitte, erwähnen Sie jede Einzelheit.«
»Ich stand in einer Tiefe von genau eintausendfünfhundertsechsundachtzig Meter, Sir. Der Hols-Graben beginnt direkt an der Felswand. Von da an verläuft er mit einem Neigungswinkel von etwa dreißig Grad in den Meeresboden hinein. Die größte bisher gemessene Tiefe beträgt viertausendeinhundertzwanzig Meter. Meine Unterwasser-Ortungsgeräte fingen heute, sieben Uhr zwanzig Stationszeit, ein klares Echo auf. Wir hatten einen kaum torpedogroßen Körper ausgemacht, der mit hoher Fahrt aus dem Hols-Graben auftauchte. Elektronische Berechnungen wiesen aus, daß der Körper mit etwa fünfundsechzig Seemeilen Geschwindigkeit in genau westlicher Richtung lief. Direkt nach der ersten Ultraschallortung, die uns die ersten Ergebnisse brachte, bekamen wir ihn auf die Reliefschirme der Unterwasser-Infrarottaster. Die Wärmestrahlung war beträchtlich. Der Partikel-Ferntaster stellte eine geringfügige Radioaktivität fest. Nach wenigen Augenblicken begann der Körper mit wilden Manövern, die ihn schließlich auf Gegenkurs zur Unterseeküste zurückführten. Dicht davor unternahm er ein gewagtes Auftauchmanöver, das mit einem erneuten Kurswechsel um zirka dreihundertzwanzig Grad verbunden war. Da gab ich …«
Kapitänleutnant Nefroth verstummte abrupt. Sein hilfesuchender Blick traf den schweigend lauschenden Admiral. Ich sah ihn nicken. Nefroth vollendete seinen Satz:
»… Alarm für alle Stationen. Die Sache erschien mir nicht geheuer. Ich brachte das Boot mit ausgeblasenen Flutzellen nach oben, wo es in nur hundert Meter Tiefe, dicht unter dem Packeis, aufgefangen und eingependelt wurde. Dabei hatten wir den Körper vorübergehend aus den Tastern verloren. Als die Automatik ansprang, registrierten wir eine starke Wärmeausstrahlung. Weit unter uns und dicht vor der Tiefseeküste schien ein Vulkan ausgebrochen zu sein. Wir wurden von den Ausläufern einer Dampfdruckwelle erfaßt, die uns mit den Turmaufbauten gegen die Eisdecke preßte. Der Druckkörper das Bootes blieb jedoch dicht. Ich blies den Alarm ab, um mich erst einmal mit hoher Fahrt aus dem Gefahrengebiet abzusetzen und lief in dreihundert Meter Tiefe mit achtzig Knoten in westlicher Richtung.«
Der Kommandant schwieg. Es war überhaupt sehr still geworden in dem Raum.
Wenn ich Woolsers Stirnrunzeln richtig deutete, dann schien er soeben auf die nicht unbegründete Idee gekommen zu sein, daß der Vorfall über dem Hols-Graben doch wesentlich ungewöhnlicher war als er vor einigen Minuten noch behauptet hatte.
TS-19 räusperte sich. Ich ahnte, was in ihm vorging. Meine Unruhe steigerte sich. Bereits in diesen Augenblicken war mir klar, daß ich mir den Ort der Geschehnisse aus der Nähe betrachten mußte. Woolser mochte ein ausgezeichneter Seemann und U-Boot-Kommandeur sein, jedoch hatte er keine Ahnung, was während der letzten Monate geschehen war.
Ich wandte mich an den jungen U-Boot-Kommandanten. Nefroths Schilderung war anschaulich und exakt gewesen. Man konnte sich ein recht genaues Bild
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