Diagnose negativ
Scheuning noch. Jetzt schien er plötzlich nervös zu sein. »Menschen sind dem Automaten bekannt. Treten Sie also ruhig als Menschen auf. Außerdem denken Sie an das neue Auswertungsergebnis.«
Und ob ich daran dachte! Andere Überlegungen hatten in meinem Gehirn überhaupt keinen Platz mehr. Unser mitgeführter Elektronenrechner hatte nämlich auf Grund der neugefundenen Grundwerte ermittelt, daß zwischen den Befehlsautomaten auf dem Mond und dem in der Antarktis eine Verbindungsschaltung auf überlichtschneller Hyperfunkbasis bestehen müsse. Demnach war es nicht ausgeschlossen, daß die Ankunft der angeblich vom Pluto-Stützpunkt kommenden ›Hilfstruppen‹ dem auf der Erde installierten Robotergehirn bekanntgeworden war.
»Mich soll nur keiner schief ansehen!« stieß Hannibal hervor. »Egal, wer auftaucht – es soll mir nur niemand mit einer Kanone drohen. Dann ziehe ich durch.«
»Fertig?« kam es fragend vom Schaltaggregat. Ich bejahte. Mein Herzschlag steigerte sich noch. In mir stieg die Erinnerung an das Ergebnis des positronischen Rechengehirns auf. »Diagnose negativ« hatte es geheißen.
Die Schulung hatten wir heil überstanden, aber nun kam es darauf an, ob wir von den vollrobotisierten Transmittern auch anerkannt wurden.
Ehe ich den Gedanken zu Ende denken konnte, begann es in der unter uns liegenden Kraftstation zu röhren. Die beiden Meiler wurden auf Höchstleistung geschaltet.
Auf dem metallischen Boden, noch innerhalb des grünen Kreises, wurde ein zartblaues Flimmern sichtbar. Urplötzlich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, schoß die Flut gebändigter Energien nach oben.
Wir standen hinter einem umschließenden Vorhang aus kalter Glut. Das anscheinend Widersinnige gab uns keine Zeit für weitere Bedenken und Vergleiche. Etwas stürzte sich auf uns. Wir waren schneller zum Brennpunkt des violetten Glühens geworden, als wir es mit den Sinnen erfassen konnten.
Ich sah Manzos Gestalt verschwimmen. Es war, als hätte man unvermittelt meine Augen getrübt. Die draußen stehenden Männer wurden zu wesenlosen Schatten. Sie ballten sich zusammen, lösten sich in Fragmente auf, um schließlich zum konturlosen Nichts zu werden.
Ein kurzer, ziehender Schmerz überfiel mich. Dann war auch das vorbei. Meine Denkprozesse erloschen. Nur dort, wo sich noch einzelne Molekülballungen meines aufgelösten Gehirns befanden, zuckte der klägliche Rest eines Gedankenfunkens auf.
Auch das hallende Dröhnen verging. Es wurde Nacht. Mein allerletzter Sinneseindruck war der einer brutal zugreifenden Gewalt. Das Assimilierungs-Energiefeld hatte wie ein drohender Stern geleuchtet.
9.
Der zurückkehrende Schmerz wurde augenblicklich vom wiedererwachenden Bewußtsein überlagert. Eigentlich fühlte ich nur ein kurzes Ziehen, das durch den ganzen Körper huschte und mit einem grellen Stechen im Kopf endete.
Mir war, als wäre überhaupt nichts geschehen. Vor meinen langsam klarwerdenden Augen war das Wallen und Glühen des Energiefeldes. Neben mir schälten sich Gestalten aus dem uferlosen Nebel. Sie wurden rasch massiver und damit auch annähernd erkennbar.
Meine Denkprozesse mußten mit irrsinniger Geschwindigkeit ablaufen. Es konnte nur Millisekunden dauern, bis die aufgelösten Körper wieder normalisiert waren. Dennoch kam mir der Vorgang sehr langwierig vor.
Mein erster klarer Gedanke sagte unmißverständlich »Mißlungen«! Die Umgebung war genau die gleiche, und jenseits der flammenden Energiehülle tauchten die verschwommenen Umrisse wartender Personen auf. Ich konnte sie deutlich
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