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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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was hat es zu bedeuten?«
    »Was?«
    »Du weißt schon, Reina de la irgendwas.«
    Olympio verdrehte die Augen. » Reina de la Noche , das heißt ›Königin der Nacht‹. Und sie selbst ist das Oberhaupt einer gleichnamigen Gang.«
    »Oh.« Wie passend – auch in Bezug auf die Shirts und die Tattoos mit den Vampirbissen. Wer diese Königin wohl war? Ich kannte nur eine, die vielleicht einen solchen Titel für sich beanspruchen könnte, und die war zufällig wirklich ein Vampir: Anna, die meine Ächtung ausgesprochen hatte. »Würdest du mir einen Gefallen tun, Olympio?«
    »Was denn?«
    Ich fischte zwei Zwanziger aus meiner Handtasche und streckte ihm das Geld entgegen. »Könntest du mir ein kleines Kreuz aus Silber besorgen?«
    »Warum das denn? Du siehst nicht besonders religiös aus.«
    »Vielleicht bin ich es aber doch.«
    »Nein, bist du nicht.«
    Ich konnte ihn nicht anlügen. »Stimmt, bin ich nicht. Es ist für einen Freund. Du kannst auch das Wechselgeld behalten. Also, besorgst du mir jetzt ein Kreuz, oder nicht?«
    Olympio musterte mich so durchdringend, als wittere er eine Falle. Als er kein Anzeichen dafür fand, dass ich ihn irgendwie reinlegen wollte, verfiel er wieder in seine Version eines weltgewandten Geschäftsmanns, die vor allem selbstgefällig wirkte. »Ich übernehme keine Garantie dafür, dass ich heute irgendjemanden finde, der genau so etwas hat. Einen Zwanziger behalte ich auf jeden Fall, für den Versuch, alles klar? Immerhin verpasse ich in der Zeit vielleicht irgendwelche Leute, die ich zu meinem Großvater schicken könnte.«
    »Okay, klingt fair.«
    Er wollte schon losziehen, drehte sich aber noch einmal um. »Dafür musst du mir aber auch einen Gefallen tun.«
    Ich blinzelte überrascht. »Alles klar, was denn?«
    Er warf mir einen ironischen Blick zu. »Hör auf so zu tun, als könntest du Spanisch. Das ist einfach nur peinlich.«

Kapitel 12
     
    Um Punkt fünf Uhr verließ ich die Klinik. Während ich mich auf den Bürgersteig setzte, um auf Tovar zu warten, und der Kanal leise vor sich hin stöhnte, entdeckte ich Olympio.
    »Hast du es bekommen?«, fragte ich ihn. Der Junge streckte mir die geöffnete Hand entgegen, in der ein kleines silbernes Kreuz lag, kaum größer als mein Daumennagel.
    »Musste lange suchen. Du kriegst also kein Geld zurück.«
    »Schon okay.« Es war nicht an einer Kette befestigt, und natürlich konnte ich nicht wissen, ob es echtes Silber war, auch wenn es schön glänzte.
    Olympio schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Dein susto wird schlimmer«, informierte er mich. »Wenn du nicht bald eine limpieza bekommst, dann …«
    »Möchtest du das Extrasandwich, das ich mitgebracht habe«, fiel ich ihm ins Wort und öffnete die Papiertüte.
    »Nein, danke.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich wütend ab.
    Stur war er ja schon. Ich schuldete ihm Respekt. Ein Blick auf das Sandwich verriet mir, dass es nicht mehr appetitlich aussah. In der Hochbahn hatte ich nicht besonders gut darauf aufgepasst, sodass es ganz platt gedrückt worden war. Das wollte ich nicht wieder mit nach Hause nehmen, und morgen würde ich es auch nicht mehr essen.
    Ich stand auf, ging über die Straße und warf die Papiertüte in den Abfluss. Vielleicht hatte ich dadurch irgendein Loch gestopft, denn das leise Heulen verstummte.
    Nach und nach verließen auch die anderen Angestellten die Klinik – wobei Catrina mir einen bösen Blick zuwarf –, und dann kam endlich Dr. Tovar heraus. »Wie nett von Ihnen, dass Sie auf mich gewartet haben.«
    »Tja, wissen Sie, es wäre mir unangenehm, zufällig in die örtlichen politischen Konflikte verwickelt zu werden, nur weil ich unbeaufsichtigt war«, erwiderte ich achselzuckend.
    Olympio, der uns demonstrativ ignorierte, warf einen Blick über die Schulter und verdrehte die Augen.
    Das Silberkreuz hatte ich in meiner Handfläche verborgen – obwohl es mir lieber gewesen wäre, wenn ich es an einer Kette hätte tragen können, dann wäre es viel einfacher gewesen, mein Vorhaben zu verbergen. Eigentlich glaubte ich nicht, dass Dr. Tovar ein Tageslichtagent war – die würden niemals etwas so Selbstloses tun wie in einem heruntergekommenen öffentlichen Gesundheitszentrum zu arbeiten –, aber da waren dieses Blut, die Tattoos und so einige andere ungeklärte Dinge. Ich hatte den ganzen Nachmittag darüber nachgedacht, und meine Theorie war noch die angenehmste Erklärung, die mir eingefallen war.
    »Dr. Tovar …«, setzte

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