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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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nickten, und er sah mich fragend an.
    Ausschlafen wollte ich schon, immerhin war es mein erstes Wochenende im Tagesschichtrhythmus. »Um neun?«, schlug ich deshalb vor.
    Hector lächelte. »Ich werde an der Haltestelle auf dich warten.«

Kapitel 15
     
    Der Tag hatte mir keine neuen Erkenntnisse gebracht – zumindest nicht in Bezug auf die Vampire. Vielleicht war Montalvo ja der Tageslichtagent? Über die nötige Selbstbeherrschung verfügte er jedenfalls. Das würde auch erklären, warum seine Anhänger diese Tätowierungen hatten, er aber nicht. Außerdem war er ein Arschloch, was ebenfalls prima ins Bild passte.
    Ich stieg aus dem Zug, lief zu meinem Wagen und suchte mir eine Eisenwarenhandlung, wo ich einen Akkubohrer und einige zusätzliche Kettenschlösser für meine Wohnungstür erwarb.
    In dieser Nacht schlief ich nicht. Kein Stilnox für Edie. Stattdessen lag ich wach im Bett und wartete. Wenn Jorgen mich einmal gefunden hatte, würde er mich auch wiederfinden, und diesmal in Begleitung von Dren, jede Wette. Wenn ich wählen müsste, wer aus meiner Vergangenheit am ehesten die Ächtung ignorieren und mich aufsuchen würde, um mir Ärger zu machen, würde ich immer auf Dren tippen. Er war ein Schäler, also ein Vampir, der darauf spezialisiert war, Leute aufzuspüren und ihnen – entweder weil er dafür bezahlt wurde oder aus reiner Lust an der Freude – mit seiner Sichel die Seelen zu rauben. Was er hinterher mit ihnen machte, wusste ich nicht; war wohl irgendein vampirisches Mysterium.
    Minnie sprang aufs Bett, und ich kraulte ihren weichen Bauch. Dren hatte einmal versucht, mir die Seele zu rauben, was ihn eine Hand gekostet hatte. Und ich zweifelte nicht daran, dass er dieses Risiko erneut eingehen würde. Dren war nicht der Typ Vampir, der aus Fehlern lernte. Er würde es einfach wieder versuchen, nur diesmal noch grausamer.
    Ein Becher Kaffee am Abend hielt mich problemlos bis drei Uhr morgens wach. Mein Körper freute sich geradezu, nach zehn noch auf zu sein, und meine Nachtschichtseite kam wieder zum Vorschein. Um vier war ich allerdings hundemüde, und um halb fünf fragte ich mich ernsthaft, ob ich lebensmüde gewesen war, als ich Hector versprochen hatte, morgens wieder zum Dienst anzutreten. Ach, richtig, er hatte mich ja sozusagen darum gebeten. Ich zog mir die Decke über den Kopf, um mich vor mir selbst zu verstecken.
    Und dann hörte ich es. Ein dumpfer Knall.
    Ruckartig setzte ich mich auf, und spätestens als Minnie vom Bett huschte, war jeder Zweifel beseitigt. Ich nahm das Kreuz, das ich bei Sonnenuntergang bereitgelegt hatte, und rannte zur Wohnungstür.
    »Wer ist da?«
    Keine Antwort. Ich spähte durch den Spion. Der Bewegungsmelder hatte die Außenbeleuchtung aktiviert, sodass ich Jorgens Kopf in einem seltsamen Winkel sah, der seit seiner Verwandlung in einen Spürhund ohnehin ziemlich entstellt war. Er schob erst ein schwarzes Auge vor das Guckloch, dann das andere. Sein Schädel war fast so massig wie der eines Pferdes, hatte aber die Form eines Wolfskopfs.
    »Ich werde die Tür jetzt aufmachen«, kündigte ich an. »Du weißt, dass du mir nichts tun darfst, ja? Ich bin eine Geächtete«, fügte ich vorsichtshalber hinzu.
    Am Abend hatte ich fünf zusätzliche Ketten angebracht, auch wenn sie mir im Ernstfall wahrscheinlich nicht helfen würden. Ich schob den Riegel zurück und öffnete die Tür so weit, wie die Ketten es zuließen. Dren war ein Vampir, er konnte nicht hereinkommen. Aber ich wusste nicht, ob diese Regel auch für vampirische Vertraute, Haustiere oder was auch immer Jorgen als Drens Spürhund darstellen mochte galt.
    »Was willst du?« Ich konnte Jorgen immer nur in zehn Zentimeter großen Ausschnitten sehen, da er draußen herumtigerte. Sein Körper war mit grauem, räudigem Fell bedeckt, er ging auf allen vieren, und seine Haut hing so lose an ihm herab, als wäre sie ihm zwei Nummern zu groß. Insgesamt sah er aus wie eine Kreuzung aus Wolf und Faltenhund, die schwer an Lepra erkrankt war.
    Immer wieder lief er auf und ab. Aber er antwortete nicht.
    »Jorgen?«
    Das Biest kam dichter an die Tür heran und setzte sich. Blitzschnell schob es eine Pfote in den Türspalt.
    »Aaah!«
    Fast hätte ich die Tür zugeschlagen und sein Bein eingeklemmt, doch im letzten Moment hielt ich mich zurück. Er hatte keine richtigen Finger, aber auch keine echte Pfote; fast sah es so aus, als wäre er zwischen den beiden Extremen seiner Verwandlung stecken geblieben, also

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