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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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aber auch keine Farbe, um mit dem Überstreichen der Schmierereien anzufangen.
    Tovar tat mir leid, auch wenn er Arzt war. Dieses Gesundheitszentrum war sein Baby, und die Drei Kreuze hatten es einfach ruiniert – und zwar nicht nur für ihn, sondern für alle hier. Deswegen hatten sie ihn hier angegriffen, und nicht in seinem Zuhause, wo auch immer das sein mochte. Gewalt gegen seine Person hätte er ignorieren oder schweigend erdulden können; das hätte zu ihm gepasst.
    Aber Gewalt gegen das hier, gegen diesen Ort und diese Menschen? Das war ein Schlag weit unter die Gürtellinie.
    Kein einziges Mal hatte ich gesehen, dass er nicht das Richtige tat, nicht, wenn es um seine Leute und seine Patienten ging. Wobei mir plötzlich klar wurde, dass ich ebenfalls zu ihnen gehörte; auch ich war ein verirrtes Küken, das er unter seine Fittiche genommen hatte. Er hatte mich eingestellt, um mich zu beschützen. Und er hatte mich zur Haltestelle begleitet. Normalerweise regte ich mich über so etwas auf, aber momentan fiel mir das ziemlich schwer. Es war ein schönes Gefühl, dass sich jemand um mich kümmerte. Ich fühlte mich dadurch sicher.
    Was, wenn der Roman meines Lebens an der Stelle angekommen war, wo man selbst entscheiden konnte, wie das Abenteuer weiterging, und ich mich dafür entschied, alles zu vergessen, was früher gewesen war, und endlich nicht mehr ständig hinterfragte, was mir die Leute sagten? Nicht mehr herumbohrte, keine schlafenden Hunde mehr weckte und mich nicht schlecht dabei fühlte, dass mein Boss offensichtlich ein gewisses Interesse an mir hatte und dabei auch noch umwerfend aussah? Abgesehen von dem Teil, bei dem meine Mutter starb, klang das wirklich nett.
    Eduardo tauchte auf, mit einem der Warteraumstühle in der Hand. »Stuhllieferung«, verkündete er. Ich rutschte zur Seite und ließ ihn rein, was mich auch vor weiteren, seltsamen Gedanken rettete.
    Im Laufe des Vormittags kamen nach und nach die Stühle zurück. Sie waren an den merkwürdigsten Stellen abgeladen worden, etwa auf Hausdächern oder in verlassenen Hinterhöfen. Meine Kollegen hatten die Nachricht verbreitet und die Leute gebeten, uns alle Stühle zu bringen, die sie fanden.
    Der Gutachter von der Versicherung war erstaunlich schnell zur Stelle, um Fotos zu machen. Anschließend verbrachte ich den Rest des Tages damit, Planen auszulegen – oder besser gesagt lange Bahnen der Papierauflagen, die wir auf den Behandlungstischen benutzten. Als das geschafft war, kamen mehrere Schichten weiße Farbe an die Wand.
    Am späten Nachmittag waren wir immer noch dabei, als plötzlich ein Mann in der Tür erschien. Er selbst trug zwar keine Tätowierungen am Hals, dafür aber seine beiden Begleiter.
    Er hatte kurz geschnittene schwarze Haare, und seine Haltung machte deutlich, dass er es gewohnt war, das Kommando zu haben. Gekleidet war er ganz in schwarz: Hemd, Jeans, sogar die Cowboystiefel waren schwarz. Um seinen Hals hing eine Kette mit Anhänger, dessen Form ich nicht ganz erkennen konnte. Sobald sie ihn sah, rannte Catrina nach hinten, um Dr. Tovar zu holen, und kam nicht wieder. Die anderen blieben zwar, wurden aber sehr still. Alle legten die Pinsel nieder.
    »Sobald ich von dem Schaden erfahren habe, habe ich mich auf den Weg hierher gemacht«, verkündete der Mann, als der Arzt den Raum betrat.
    »Ich weiß Ihre Anteilnahme wirklich zu schätzen, Montalvo«, erwiderte Dr. Tovar ausdruckslos.
    »Pastor Montalvo«, berichtigte ihn der Mann und sah sich um. »Die Kreuze sollen eindeutig auf uns hinweisen, obwohl wir hierfür nicht verantwortlich sind.« Er drückte eine Hand an die Brust, als wäre er durch die künstlerischen Implikationen der Vandalen tief verletzt. Dabei glitten seine Finger über seinen Anhänger, als würde er seine Befugnisse oder Kräfte daraus ziehen. Wenn ich die Augen weit genug zusammenkniff und meine Vorstellungskraft bemühte, konnte ich gerade noch die Sense in der Hand des Figürchens erkennen.
    »Eindeutig«, wiederholte Dr. Tovar sarkastisch.
    Der Mann musterte weiter die Zerstörungen um uns herum, dann blieb sein Blick an der Wand hängen, die besonders traurig aussah, weil sie schon halb übermalt war. »Wissen Sie, ich könnte meine Männer dort ein Wandgemälde anbringen lassen. Als Zeichen für Santa Muertes Pracht.« Er hob seinen Anhänger an die Lippen und küsste ihn flüchtig, bevor er die Kette wieder freigab.
    Dr. Tovar grunzte abfällig, dann sagte er: »Wenn sie so großartig

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