Diamantendiebe
Freiheit jedes dieser Kinder geboten.
Der Händler hatte sich eisern geweigert, bis Tess mit einer Pistole an seine Stirn und mit der anderen auf seine Leistengegend gezielt hatte.
»Ich blas dich weg, du geiziger Hurensohn!«
Das hatte gewirkt und sie hatte nicht nur die beiden Mädchen zurückbekommen, sondern seine ganze Kollektion entführter Mädchen und Frauen. Sie hatte geweint, als eine Gruppe davon HIV positiv war, vermutlich waren sie von dem Händler selbst oder einem seiner Gehilfen angesteckt worden. Am liebsten wäre sie in deren Lager zurückgekehrt und hätte die Bastarde, die die Mädchen vergewaltigt hatten, niedergeknallt. Sie war statt dessen zu den Behörden gegangen, um sie dazu zu bewegen, der Sklaverei ein Ende zu machen. Ihre Vorhaltungen und Drohungen waren jedoch auf taube Ohren gestoßen und sie hatte sich bei den Vertretungen der Vereinigten Staaten und der Vereinten Nationen beschwert.
Aber obwohl diese Verständnis gezeigt hatten, waren sie hilflos, da sie nicht die geringste Macht oder den Rückhalt der Regierungen besaßen. Das Rote Kreuz hatte die Mädchen dann aufgenommen und sich vorübergehend um sie gekümmert. Die Leute dort hatten Tess versichert, dass die Mädchen später in ein Waisenhaus gebracht werden würden.
Sie war wütend, weil der Rest der Welt nichts tat, um Ruanda zu helfen. Die internationalen Medien berichteten über unzählige Vorfälle von Völkermord, Vergewaltigungen und schrecklichen Gräueltaten von den Hutu-Extremisten unter den Tutsi. Fast eine Million Frauen und Kinder waren gemeinsam mit den Männern gequält und getötet worden. Fünftausend Tutsis, die in einer Kirche in Gitarama Zuflucht gesucht hatten, waren massakriert worden.
Die Sklaverei war weit verbreitet und es gab so viel Gewalt und Gräuel, dass ohne die Hilfe der Industrienationen, die Menschen in Ruanda keine Chance hatten, ein weiteres Massaker zu überleben. Was noch schlimmer war: Die internationalen Friedenstruppen taten rein gar nichts, obwohl sie wussten, dass die Tutsi eiskalt ermordet wurden. Sie wandten ein, dass ihnen die Hände gebunden seien und sie Anweisung von ihren Regierungen hätten, sich nicht einzumischen.
Tess war entsetzt über diesen Völkermord und dem Bürgerkrieg, der nun schon zehn Jahre andauerte. Viele Ruander hatten ihre Familien und ihre Heimat verloren und waren seelisch kaputt. Leider gab es hier keine Hollywood Stars, die entweder die Öffentlichkeit aufmerksam machten oder halfen, Geld für die Flüchtlinge zu sammeln.
Also hatte Tess sich entschlossen, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen. Nachdem sie von diesem Völkermord erfahren hatte, hatte sie sich entschlossen zu stehlen, um den Flüchtlingen zu helfen. Sie selbst hatte ja ein sehr komfortables Leben mit einigen Millionen Dollar auf der Bank, einer Jacht und drei luxuriösen Häusern in San Francisco, auf Hawaii und in Paris. Doch mit dem Geld aus dem Verkauf der Diamanten wollte sie noch mehr Kinder befreien und die Flüchtlinge mit Lebensmitteln versorgen.
Ein rumpelnder Lastwagen, dessen Plane von Einschüssen durchlöchert war, näherte sich ihnen. Tess und der Fahrer waren sofort auf der Hut. Sie schulterte ihre Waffe und befahl dem Fahrer weiterzufahren. Der heruntergekommene Lastwagen drehte um, folgte ihnen und fuhr neben Tess‹ Wagen. Der Beifahrer steckte den Kopf heraus, winkte und rief dem Fahrer auf Französisch und Englisch zu, anzuhalten.
Tess hatte die Befürchtung, dies könnte eine Falle sein und deswegen beschleunigten sie das Tempo. Der andere Wagen folgte und der Beifahrer schrie ihnen immer lauter zu, stehen zu bleiben. Aus Tess‹ Walkie-Talkie kam die Stimme ihres Leibwächters, der den zweiten Lastwagen ihres aus fünf Fahrzeugen bestehenden Konvois begleitete.
»Miss Weathers, diese Leute sind aus dem Flüchtlingscamp. Sie sind auf unserer Seite.«
Tess wusste nicht, was sie tun sollte und blickte auf ihren Fahrer. Dieser beruhigte sie, lugte aus seinem Fenster und brachte den Wagen langsam zum Stehen. Dann öffnete er die Tür und sprang hinaus, bevor Tess ihn noch zurückhalten konnte. Ihr Herz begann vor Angst heftig zu schlagen, dass der Fahrer getötet werden könnte. In einem Land, das wie dieses im Chaos versank, konnte man einfach niemandem trauen. Ihr Fahrer war im Kongo geboren und aufgewachsen, hatte jedoch viele Jahre in Ruanda gelebt und war bei dem Völkermord beinahe ums Leben gekommen. Er hatte Ruanda dann für kurze Zeit verlassen,
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