Diamantendiebe
um in den Kongo zurückzukehren, hatte Tess jedoch erzählt, dass sein Herz immer hier zurückgeblieben war und er nun zurückkehrte, um hier wieder sein Leben aufzubauen.
Sie blickte in den Seitenspiegel. Der Passagier und der Fahrer des anderen Lastwagens waren ebenfalls herausgesprungen. Sie eilten auf den Fahrer zu und sprachen laut und wild gestikulierend. Dann hörte sie Gelächter. Sie entspannte sich ein wenig, hielt jedoch immer noch ihr Gewehr im Anschlag, wobei sie hoffte, dass ihre Eskorte das ebenso hielt.
Sie rutschte auf den Fahrersitz, steckte den Kopf hinaus und rief auf Französisch: »Was ist denn los?«
Ihr Fahrer drehte sich mit einem breiten Lächeln um. »Das sind neue Freiwillige aus dem Flüchtlingslager. Als sie gehört haben, dass Essen und Medikamente unterwegs sind, sind sie losgefahren, um uns auf halbem Weg zu treffen. Sie hatten Angst, wir könnten ausgeraubt oder noch schlimmer, von den Guerillas getötet werden, also wollten sie uns ins Camp begleiten.«
Tess stieß erleichtert den Atem aus. »Gut, sage ihnen, dass ich ihnen sehr dankbar bin für ihre Mühe und ihre Sorge. Und jetzt los, bevor uns die Geier bekommen.«
Der Fahrer rief den beiden Männern etwas zu und der Konvoi setzte sich wieder in Bewegung. Das Camp war fünf Meilen von Kigali entfernt und sie mussten ein verlassenes Dorf durchqueren. Immer noch konnte man die Skelette der Opfer sehen, die in ihren verbrannten Häusern lagen. Man hatte sie absichtlich dort gelassen, um der ganzen Welt zu zeigen, was die Hutu Extremisten den Tutsis angetan hatten.
Tränen stiegen in Tess‹ Augen. Warum nur gab es so viel Schreckliches in der Welt?
Es war fast Abend, als sie schließlich ankamen. Tess nahm den Anblick des weiten Tales in sich auf, das mit Holzhütten und weißen Zelten, in denen die Flüchtlinge lebten, übersät war. Eine große Gruppe von Kindern aller Altersstufen und Erwachsene liefen auf die Lastkraftwagen zu, als der Konvoi in das bewachte Camp einfuhr.
Sie winkten und schrien durcheinander, »Essen! Medizin! Der Engel der Barmherzigkeit ist angekommen!«
Die Lastwagen hielten. Tess sprang heraus und lächelte den Kindern zu, die zu ihrer Begrüßung gekommen waren. Zwei Freiwillige von den Hilfsorganisationen und eine Ärztin kamen ebenfalls aus den Zelten.
»Tess, es ist großartig, Sie wieder zu sehen. Ich hoffe, Sie haben die Lebensmittel und die Medikamente gebracht, wie Sie es versprochen hatten«, sagte Dr. Maria Santiago. Ihr Gesicht war von der unbarmherzigen Sonne verbrannt und ihre Augen waren müde von der harten Arbeit.
Tess nickte und führte sie zur Rückseite des Lastwagens. Mit einer Kopfbewegung bedeutete sie dem Fahrer, die Türen zu öffnen. Kaum waren sie offen, brachen die Kinder und Erwachsene in Jubelrufe aus und redeten alle durcheinander. Einige von ihnen versuchten auf den Wagen zu springen, um die Fracht abzuladen, aber der Fahrer und die Freiweilligen hinderten sie daran. Sie befürchteten, dass ein Aufruhr ausbrechen könnte, der damit endete, dass die Flüchtlinge um das Essen und die Medikamente kämpften. Alles musste ordentlich verteilt werden.
Um die Kinder abzulenken, zog Tess Säcke mit Süßigkeiten und Spielsachen aus einer der Kisten hervor und die Kinder rannten lachend und glücklich mit ihren Geschenken davon. Die Erwachsenen weigerten sich, sich von den Lastwagen zu entfernen, aus Angst, nichts von den Vorräten zu bekommen. Sie blieben mit erwartungsvollen und aufgeregten Gesichtern daneben stehen, während alles entladen wurde.
Ein kleines Mädchen mit einem zerknitterten, weißen Kleidchen zupfte an Tess‹ Hosen. Sie hielt die Ärmchen hoch und Tess beugte sich hinab und nahm sie auf den Arm. Die Kleine war nach ihr benannt.
»Hallo Tessie, wie geht’s?« Tessie kicherte und drückte ihr Gesicht an Tess‹ Hals. Tess sah mit Freude, dass das einst so magere Kind nun fast doppelt so dick geworden war. Sie streichelte ihr den Rücken und bot ihr eine Süßigkeit an. Tessie griff danach und stopfte sie in den Mund und Tess küsste sie auf die Wange. Gemeinsam mit Dr. Santiago gingen sie zum Kommandoposten, einem großen Zelt, das gerade nur die grundlegendsten, selbstgemachten Büromöbel enthielt. Als Tess eintrat, wurde sie mit einem breiten Lächeln und einer Umarmung von Schwester Jo, einer Nonne aus den Vereinigten Staaten, begrüßt.
»Wie wunderbar, dass Sie wieder hier sind, Tess. Wie war Ihre Reise von Wien weg?«
Sie füllte ein Glas
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