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Diamantendiebe

Diamantendiebe

Titel: Diamantendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diamantendiebe
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Orangensaft und bot es Tess an. Diese nahm es dankbar an und ließ Tessie ein Schlückchen kosten, bevor sie es selbst trank.
    »Ich bin so glücklich, Sie alle zu sehen. Die Flugreise war ermüdend. Aber wie geht’s hier?«
    Dr. Maria Santiago und Schwester Jo erzählten ihr abwechselnd, dass vor einer Woche einhundertfünf Flüchtlinge an einem Virus gestorben waren. Sie hatten erbrochen, hohes Fieber und Atembeschwerden gehabt. Die Antibiotika hatten nichts genutzt und sie waren innerhalb von Tagen gestorben. Es war eine seltsame neue Krankheit und Dr. Santiago fürchtete, dass ein Ausbruch das ganze Camp infizieren könnte. Sie hatte die Familien der Verstorbenen auf der anderen Seite des Camps in Quarantäne gesteckt, unter ihnen hauptsächlich die Kinder, die sie hinterlassen hatten. Ein Arzt und etliche Fürsorgearbeiter kümmerten sich nun gemeinsam um sie.
    Diese Nachricht machte Tess traurig. »Glauben Sie, es ist SARS?«
    »Ich habe keine Ahnung. Wir haben nur wenig Ausrüstung da, um Krankheiten austesten zu können. Von den Symptomen her sieht es nicht danach aus. Aber Symptome können täuschen und Viren verändern sich. Diese neuen Krankheiten erfassen die Opfer, die dann sehr schnell daran sterben. Wenn es aber wirklich SARS ist, wäre ich jetzt schon tot.«
    Tess nickte. »Ich habe über die Ausbrüche von SARS in China, Hongkong und Vietnam gehört. Es hat sich nach Kanada und in die Vereinigten Staaten verbreitet. Es ist erschreckend.« Sie unterbrach sich, weil Tessie ihr Haarband weggezogen hatte. »Du schlimmes Mädchen, lass mein Haarband.« Die Kleine kicherte und begann, an dem Band zu kauen.
    »Igitt, nicht!«, sagte Tess sanft und nahm Tessie das Band weg, worauf die Kleine sofort in Tränen ausbrach. Tess wiegte sie im Arm. »Ach, Honey, es tut mir Leid. Hör auf zu weinen.«
    Dr. Santiago schüttelte den Kopf. »Neugieriges Zwerglein.« Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Tessies Mutter starb vor zwei Wochen an AIDS.«
    Tess rang nach Luft, ihre Augen wurden von Tränen überschwemmt. »Oh nein, armes Kind. Hat Tessie ebenfalls den Virus?« Tessies Mutter Jane war von einer Gruppe Hutu-Extremisten vergewaltigt worden, war jedoch weder schwanger oder mit irgendeiner Krankheit infiziert worden. Ein Jahr danach war sie von einem der Überlebenden im Camp geschwängert worden und hatte sich vermutlich bei ihrem Liebhaber angesteckt. Tess wiegte die Kleine leise summend im Arm.
    »Haben Sie irgendwelche überlebenden Verwandten von ihr ausfindig machen können?«
    Dr. Santiago schüttelte den Kopf. »Leider hat sie keine überlebenden Verwandten. Wie du ja selbst weißt, wurden ihr Vater, ihre Großeltern und ihre Brüder abgeschlachtet und weder einer ihre Onkel oder eine ihrer Tanten haben überlebt. Tessies leiblicher Vater starb bald nach ihrer Geburt. Die Leute vom Roten Kreuz haben Tessies Blut nach ihrer Geburt testen lassen. Der Befund war negativ. Ich schaue mich um, ob einer der anderen Flüchtlinge sie aufnimmt, wenn nicht, gebe ich sie in ein Waisenhaus.« Sie zögerte. »Ich weiß, dass Sie sie sehr gern mögen. Würden Sie daran denken, sie zu adoptieren und in die Vereinigten Staaten mitzunehmen?«
    Tessie adoptieren? Wie gerne würde sie das tun, aber es war unmöglich für eine Frau, die um die Welt reiste, Diamanten stahl und vor dem Gesetz flüchten musste. Es wäre nicht die richtige Umgebung, in der ein Kind aufwachsen sollte.
    »Ich würde das gerne machen, aber in meiner Situation ist das keine gute Idee«, sagte sie seufzend. Sie hatte sich niemals Dr. Santiago anvertraut und hatte auch nun nicht die Absicht, das zu tun. Sie wollte nicht den Respekt dieser Ärztin verlieren.
    »Tess, mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass Sie vor dem Gesetz auf der Flucht sind. Ist das wahr?«, fragte Schwester Jo leise.
    Tess‹ Herzschlag beschleunigte sich. Ja, es stimmte, sie war als »der meistgesuchte flüchtige Diamantendieb« auf der Liste der gesuchten Personen. Nun, Nummer zwei auf der Liste, nach Max. Nachdem sie den blauen Diamanten des saudiarabischen Scheichs gestohlen hatte, war die Jagd nach ihr noch weitaus intensiver geworden. Beim Gedanken an Max zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Wo zum Teufel war er? Lebte er überhaupt noch?
    Sie erinnerte sich wieder an die Frage von Schwester Jo und lächelte. »Auf der Flucht vor dem Gesetz? Aber warum denn? Ich bin nur eine ganz normale Amerikanerin mit einem langweiligen Leben.« Lieber Gott, bitte lass sie nie

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