Diamantendiebe
Zeichnung.« Er fasste in die Hosentasche und zog ein Paket Kaugummi heraus, das er dem Jungen gab. Kaum war dieser wieder an seinen Frühstückstisch zurückgekehrt, als die anderen Kinder schon über ihn herfielen und ihn um einen Teil baten. Ismail teilte den Kaugummi großzügig in kleinere Stücke, sodass jeder davon kosten konnte. Es störte ihn nicht, dass nichts für ihn übrig blieb. Er setzte sich einfach nur hin und zeichnete ein neues Bild.
Seine Großzügigkeit beeindruckte Tess und sie hoffte, dass Ismail schließlich von seinem Trauma geheilt werden würde. Und hoffentlich würde er schon bald von einer guten Familie adoptiert werden, die ihn liebte und sich um ihn kümmerte. Als sie sah, wie gut Max und die Kinder miteinander auskamen, konnte sie nicht anders als ihn zu mögen. Juli war überhaupt ganz eingenommen von ihm, sah ihn als ihren Beschützer und ihren Freund. Sie saß ganz dicht neben ihm und zeichnete ein anderes Bild, wobei sie die ganze Zeit fragte, wie er es fand.
Diese behagliche Szene ließ den Gedanken in ihr aufsteigen, wie es wäre, mit Max in den USA zu sein und ein normales Familienleben mit ihm zu führen. Mit ihm am Esstisch zu sitzen, um ihn herum seine Kinder und seine Frau. Sie stellte sich selbst als seine Frau vor, die mit ihm gemeinsam die Kinder beobachtete, die am Strand spielten, während die Sonne unterging. Und später am Abend, nachdem die Kinder zu Bett gegangen waren, würden sie sich unter den Sternen lieben. Sie seufzte und schüttelte den Kopf. Was für Gedanken! Sie musste verrückt geworden sein, mit einem Meisterdieb wie ihm Kinder haben zu wollen. Es war Zeit, dass sie sich wieder ihrer Aufgabe widmete. Schnell erhob sie sich von der Bank und dankte den Nonnen für das köstliche Essen.
Die Nonnen lächelten und nahmen ihr den schmutzigen Teller ab. Tess bedankte sich nochmals und verließ dann, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen, das Zelt. Max, der nicht zurückbleiben wollte, rannte ihr nach.
»Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich lieber alleine sein«, sagte sie kurz angebunden, als er sie erreicht hatte. Sie wandte sich direkt dem Krankenzelt zu, um nach Tessie zu sehen.
»Ich möchte aber mehr über dich wissen«, sagte Max beiläufig, während er spielend mit ihr Schritt hielt.
»Wozu? Du bist kein echter Reporter, also lass die Sache bleiben«, sagte Tess knapp, während sie das Zelt betrat.
»Ich möchte aber nicht alleine mit den Nonnen bleiben.«
»Warum? Hast du Angst, sie könnten durch dich hindurchsehen und bemerken, dass du ein Schwindler bist?« Tess blieb stehen und sah ihn an. Dann stupste sie ihn auf die Brust. »Hör zu, von mir kannst du nichts erwarten. Worauf immer du auch aus bist, ich werde nicht mitmachen. Und zu deiner Erinnerung: wir sind Erzfeinde. Nein danke, ich wäre beinahe schwanger geworden.« In ihre Augen traten Tränen.
Max‹ Herz zog sich zusammen. »Es tut mir Leid. Ich weiß, dass ich ein totaler Bastard gewesen bin, weil ich dich verlassen habe, aber ich habe es nicht freiwillig getan.«
»Hat dich jemand dazu gezwungen? Wer?« Angst kroch in Tess hoch. »War es Kaspar?«
»Ich kann es dir nicht sagen.«
»Ich verstehe. Einige Außerirdische haben dich entführt, als du auf dem Weg warst, um eine Schachtel Müsli für uns zu kaufen. Oh nein, du bist auf und davon, als ich dir gesagt habe, dass ich schwanger sein könnte. Nun, die gute Nachricht ist, dass ich es nicht war. Du hast mir gesagt, dass du verrückt nach mir seiest, aber du hast mich nur benutzt. Du hast mir das Herz gebrochen, du Mistkerl.«
Ihre Worte veranlassten Max, sich innerlich noch mehr zu winden. Er fühlte sich bereits elender als ein Wurm.
»Nein, das stimmt nicht. Ich war damals wie heute verrückt nach dir.« Er seufzte. »Ich wurde von einigen Geheimagenten verschleppt, die auf der Jagd nach Terroristen waren.«
»Netter Versuch. Du bist aber kein Terrorist. Weshalb hätten diese Leute also daran interessiert sein sollen, dich festzunehmen? Ist nicht das FBI oder der CIA dafür zuständig? Ach, vergiss es.«!
Es nagte an Max‹ Nerven, dass, gleichgültig was er sagte, Tess fest entschlossen war, ihm nicht zu glauben. Sie wollte seine Annäherungsversuche zurückweisen, um sich selbst zu schützen. Wäre die Situation genau umgekehrt, so würde er ebenfalls argwöhnisch sein. Es stimmte schon, dass er anfangs aus anderen Motiven hinter ihr her gewesen war – zum einen, um mehr herauszufinden und zum anderen, um
Weitere Kostenlose Bücher