Diamantendiebe
schön.« Max Stimme wurde dunkel und samtig.
Tess errötete, als er mit seinen teuflischen Augen schamlos auf ihre Brüste starrte.
»Wie lange werden Sie also hier bleiben, um zu helfen?«, fragte er, seine Augen nur widerwillig abwendend.
Tess stand auf und ging zum Suppentopf, um sich noch einmal herauszufassen. Sie war halb verhungert und hätte einen ganzen Ochsen essen können. »Vielleicht noch einige Tage.« Sie wollte sicht nicht festlegen, aus Angst, Max könnte sie fragen, wohin sie ging, wenn sie das Camp verließ. Sie war auf einen weiteren Raub aus und würde ihn das gewiss nicht wissen lassen.
»Und aus welchem Teil der Staaten kommen Sie und wo leben Sie jetzt?«
»Kalifornien.«
»Wo in Kalifornien?«
Tess setzte sich wieder an den Tisch und blies auf die heiße Suppe. »Malibu.« Sie verzog das Gesicht, wieder eine Lüge. Ihr ganzes Leben war eine einzige große Lüge. Lügen schienen sie überall hin zu verfolgen.«
»Als Sie das erste Mal hier angekommen sind, dachte ich, Sie hätten San Antonio, Texas, gesagt«, mischte sich Schwester Cecilia mit einem Stirnrunzeln ein.
Ihre Worte brachten Tess dazu, sich fast zu verschlucken. Sie wischte sich mit einer Papierserviette über den Mund. »Ich wurde in San Antonio geboren und zog dann nach Malibu«, sagte sie kühl und nahm sich vor, diesen Ausrutscher kein zweites Mal zu begehen.
Max machte eifrig Notizen. »Ich verstehe. Das ist wohl der Grund für Ihren fehlenden Akzent. Haben Sie noch Verwandte? Leben Ihre Eltern noch?«
Tess gab vor, diese Fragen nicht gehört zu haben, schwieg und löffelte ihre Suppe. Jeder wartete jedoch voller Neugier und Erwartung auf ihre Antwort. »Ich habe keine. Ich bin Waise.«
»Oh, verstehe. Das tut mir Leid«, sagte Max leise. Er hatte keine Ahnung. Tatsächlich wusste er kaum etwas von ihr. Kein Wunder, dass sie so leidenschaftlich dahinter war, den Waisen und Flüchtlingen zu helfen.
Nein, du verstehst gar nichts. Und hör auf, mich so anzusehen , hätte Tess am liebsten gesagt. Sie hasste es, dass seine kobaltblauen Augen voller Mitgefühl waren.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich dieses Interview jetzt gerne beenden. Ich habe noch zu tun.« Sie nahm ihre Suppenschüssel und stand auf, als Juli still von ihrem eigenen Tisch zu ihnen herüberkam. Sie tupfte Max auf die Schulter. Dieser wandte seinen dunklen Kopf, um sie anzusehen. »Ja, mein Liebling?«
»Das ist für Sie«, sagte Juli scheu und hielt ihm ein Stück Papier hin.
Max nahm es und sah auf die kindliche Zeichnung, auf der ein Mann zu sehen war, der vor einem Lastwagen stand. »Hast du das gemacht?«
Juli nickte. »Das sind Sie.« Sie zeigte auf den Mann auf der Zeichnung. »Ich habe auch meinen Namen hingeschrieben, aber Ihren weiß ich nicht, also habe ich ihn nicht geschrieben.«
Max lächelte und umarmte das Mädchen. »Ich bin Max. danke Juli, für diese schöne Zeichnung. Ich werde sie sehr gut aufheben.« Er nahm den Bleistift aus ihrer Hand und schrieb seinen Namen oben auf das Papier. Juli strahlte ihn scheu an und zeigte die Zeichnung dann Tess.
Tess hätte fast laut gekichert. Die Farbe der Haare, seiner Augen und die der Kleider war korrekt, nur nicht die seiner Haut. Er war hellorange. Sein Mund war strahlend rot, sodass er aussah, als hätte er Lippenstift aufgelegt.
»Schön hast du das gemacht, Juli. Du bist sehr süß«, sagte sie und streichelte über Julis Kopf. Das Gesicht des Mädchens strahlte vor Stolz und Freude und sie plauderte über die Zeichnung. Der kleine Junge, Ismail, dessen Arm Tess zuvor verbunden hatte, kam ebenfalls mit einer Zeichnung herüber. Scheu gab er sie Max. Die Nonnen und Tess lehnten sich hinüber, um sie anzusehen. Ismail hatte eine Gruppe von Soldaten gezeichnet, die ihre Gewehre abschossen. Es waren brennende Häuser zu sehen und Tote, die am Boden lagen. Aus ihren Körpern spritzte das Blut wie Springbrunnen. Ein scharfer Schmerz durchzuckte Tess. Armer Junge, der Horror hatte zweifellos ein Trauma bei ihm zurückgelassen, das er nun versuchte, in seinen Zeichnungen auszudrücken.
Max und die Nonnen sahen ebenso verstört aus, machten jedoch keine Bemerkung über die Gewalt, die hier wiedergegeben worden war, sondern lobten Ismail für seine Arbeit. Erfreut über ihre Reaktionen legte er seine gesund Hand auf Max‹ rechte Schulter.
»Sie sind nett, ich mag Sie«, sagte er leise.
Max streichelte ihm gerührt über den Rücken. »Du bist ein guter Junge, danke für deine
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