Diamantendiebe
Tess nahm die Suppe dankbar an. Sie bemühte sich erst gar nicht, Max höflich einen Platz anzubieten, sondern schlang die Suppe wortlos hinunter. Max setzte sich neben sie auf die Bank, aß sein Mahl, beobachtete sie dabei und verspürte ein Gefühl der Euphorie, weil er mit ihr zusammen war. Er konnte es kaum erwarten, sie nackt unter den Sternen zu lieben.
»Wollen Sie vielleicht noch Brot oder Suppe, Mr. Booker?«, fragte Schwester Cecilia lächelnd.
»Hmm?«
Schwester Cecilia wiederholte ihre Frage. Max fuhr aus seinen Gedanken hoch, wandte sich an die Nonne und lächelte ebenfalls. »Nein danke, Schwester Cecilia. Aber sagen Sie doch bitte Max zu mir. Die Suppe und das Brot sind hervorragend. Haben Sie selbst gebacken? Ich hätte zu gerne das Rezept.«
Schwester Cecilia strahlte ihn an. »Vielen Dank. Ja, wir backen jeden Morgen und Sie können das Rezept gerne haben. Es ist ein altes Rezept von einem Kloster in Minnesota, wo ich herkomme.«
»Haben die Flüchtlinge genug zu essen?«
»Ja, dank Tess, die uns Lebensmittel und Medizin gebracht hat.« Schwester Cecilia schenkte Tess ein mütterliches Lächeln. »Sie war äußerst großzügig, seit sie vor etwa fünf Jahren von unserem Camp gehört hat. Und als sie die Sache mit dem Sklavenhandel herausgefunden hat, hat sie viel Geld dafür bezahlt, um die Mädchen freizukaufen. Sie hilft aber auch, die Flüchtlinge im Kongo zu versorgen.«
Sie schlug die Hände zusammen und rief: »Max! Wie wäre es, wenn Sie einen Artikel über sie schreiben würden? Die Welt sollte wissen, welche wunderbare, freundliche und großzügige Helferin sie ist!«
Tess protestierte auf der Stelle. »Nein, bitte nicht! Es gibt keinen Grund, es überhaupt zu erwähnen. Ich möchte bestimmt keine Publicity.«
Max zog den Block aus seiner Hemdtasche. »Aber sicher doch. Ich würde gerne mehr über Sie alle und über Tess hören. Wie kam es, dass Sie von diesem Camp gehört haben und weshalb haben Sie sich entschlossen zu helfen?«, fragte er Tess.
Oh Gott. Tess stöhnte leise. Sie hatte keine Lust, diese Komödie mitzuspielen, aber sie wollte weder Max Deckung noch ihre auffliegen lassen. Als sie bemerkte, dass alle Augen auf ihr ruhten, gab sie nach. Ach was, zum Teufel, sollte er halt seinen Spaß haben.
»Ich sah im Fernsehen Bilder über den Völkermord und las in den Zeitungen Artikel darüber. Ich war wütend und traurig zugleich, als ich die Kinder sah, Babys und Erwachsene, die, von den Hutu Extremisten verstümmelt, überlebt hatten. Und überall herrschte schreckliches Chaos. Trotz der Medienberichte kümmerte sich weder die USA noch viele der anderen Industrienationen und die humanitären Hilfsorganisationen darum und verweigerten jede Hilfe. Ich wollte etwas tun. Also kontaktierte ich das Rote Kreuz und verschiedene Hilfsorganisationen, um Informationen zu bekommen. Und ich fand heraus, was benötigt wurde. Zwei Monte später kam ich mit Lebensmitteln und Medikamenten hierher. Von da an habe ich das regelmäßig gemacht.«
»Das war sehr großzügig und tapfer von Ihnen«, sagte Max, während er auf seinem Block Notizen machte. Sie mochte vielleicht bescheiden sein und darüber sprechen, als wäre es nichts besonderes, aber jeder mit Verstand konnte sich leicht ausmalen, welche Summen sie aufgewandt hatte, um den Flüchtlingen zu helfen. »Wie konnten Sie das Geld auftreiben, um die Vorräte zu kaufen und das Lösegeld zu bezahlen?«
Tess steckte ein Stück Brot in den Mund und kaute. Sie hatte gehofft, er würde diese Frage nicht stellen. Je mehr sie log, desto eher konnte sie auffliegen.
»Ich habe das Geld aus meiner Gesellschaft genommen und hatte auch viele Schenkungen im Zuge von Wohltätigkeitsveranstaltungen.« Sie hoffte, dass die Lüge sitzen würde.
»Welche Art von Unternehmen? Immobilien, Diamantenhandel?«
Der Löffel in ihrer Hand blieb in der Luft hängen. Sie wandte den Kopf und starrte Max an. »Ich verkaufe Blumen«, sagte sie schnell, denn das war das erste legale Geschäft, an das sie denken konnte. Sie wandte ihre Augen wieder ab und schluckte die Suppe.
»Sie müssen einen sehr großen und erfolgreichen Blumenhandel haben«, sagte Max, dessen Augen vor Amüsement glitzerten.
Schwester Cecilias Augen glänzten. »Das wusste ich gar nicht. Ist das nicht wunderbar, dass sie im Blumenhandel tätig ist? Wo sie doch so schön ist wie eine Rose. Jeder hier betet sie an, besonders die Kinder.«
»Ja, das ist mir aufgefallen. Sie ist tatsächlich
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