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Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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und gar ungraziös. So mochte er sie am liebsten. Schade, daß er an der Liebe heute keine Freude hatte.»Ich hab die ganze letzte Nacht gewartet«, flüsterte sie, während sie auf allen vieren zu seinem Lager kroch.
    Asagawa überprüfte mit einem raschen Blick, ob die Mappe auch nicht unter dem dünnen Futon hervorsah, und legte sich als erster hin.
    Als Emiko sich mit einem Stöhnen auf ihn legte, bohrte sich eine harte Ecke ziemlich schmerzhaft in seinen Rücken, doch das mußte er nun aushalten.
    Dann war der Höflichkeit genüge getan, die Wirtin entschwebte, Asagawa rieb sich ächzend den Rücken und blies die Lampe aus. Er legte sich, wie er es von Kindheit an gewöhnt war, auf die Seite, eine Hand unter der Wange, und schlief augenblicklich ein.
    Durch die dünnen Wände drangen alle möglichen Geräusche: In der Gaststube lärmten die Gäste, Dienerinnen huschten die Treppe herauf und hinunter, im Zimmer nebenan schnarchte sein Nachbar, ein Reishändler. All diese Geräusche waren normal und störten den Inspektor nicht, obgleich er einen leichten Schlaf hatte. Als eine Schabe von der Decke auf seine Strohmatte fiel, öffnete Asagawa sofort die Augen, und seine Hand glitt ganz von selbst unter das hölzerne Kissen, wo sein Revolver lag. Das zweite Mal erwachte der Inspektor, weil der Deckel des Teekessels, der immer an seinem Kopfende stand, klapperte. Ein Erdbeben, aber ein ganz kleines, dachte Asagawa sofort und schlief wieder ein.
    Doch nach dem dritten Aufwachen konnte er nicht mehr einschlafen.
    In der Gaststube geschah offenbar etwas Außerordentliches. Jemand brüllte markerschütternd, Möbel krachten, dann ertönte der durchdringende Schrei der Wirtin: »Asagawa-san!«
    Er mußte also hinuntergehen – wegen einer Lappalie würde Emiko ihn nicht behelligen. Vermutlich randalierten mal wieder Matrosen, wie neulich. In letzter Zeit trieben sie sich häufig in den Einheimischenvierteln herum – hier war der Schnaps billiger.
    Der Inspektor erhob sich seufzend und schlüpfte in seinen Yukata. Den Revolver ließ er liegen – den brauchte er nicht. Statt der Feuerwaffe nahm er seinen Jutte mit – eine Eisenstange mit zwei Haken an den Seiten. Früher hatte man damit Schwertschläge abgewehrt, doch auch zur Abwehr von Messerstichen oder für einen Schlag auf den Kopf war der Jutte gut geeignet. Diese Waffe beherrschte Asagawa perfekt.
    Die Mappe mit den Dokumenten, die er nicht im Zimmer lassen wollte, schob er sich hinten unter den Gürtel.
    Zur Erleichterung des Inspektors waren die Randalierenden keine Ausländer, sondern zwei Japaner. Dem Äußeren nach gewöhnliche Chimpira, Gangster von unterstem Rang. Keine richtigen Yakuza, bloß Aufschneider. Aber stark betrunken und in Rage. Ein Tisch war umgekippt, mehrere Eßschälchen zerschlagen. Der alte Korbmacher Yaiti, der oft bis spät in der Nacht hier saß, hatte eine blutige Nase. Sonst waren keine Gäste da, vermutlich alle weggelaufen. Nur in der Ecke saß ein Fischer mit kupferbraunem, windgegerbtem Gesicht. Er schlürfte ungerührt seine Nudelsuppe und schaute nicht nach links und nicht nach rechts.
    »Das ist Asagawa-dono, der oberste Polizeichef! Jetzt werdet ihr euch für alles verantworten!« rief Emiko, die offenbar auch etwas abbekommen hatte – ihre Frisur war verrutscht und ein Ärmel eingerissen.
    Das wirkte.
    Einer der Chimpira, ein Mann mit einer roten Binde um den Kopf, retirierte in Richtung Tür.
    »Nicht näher kommen! Wir sind nicht von hier! Wir verschwinden und lassen uns hier nie mehr blicken!«
    Er zückte ein Messer, um sich den Polizisten vom Leib zu halten.
    »Verschwinden?« kreischte Emiko. »Und wer zahlt? Das ganze zerschlagene Geschirr! Und der Tisch ist in zwei Hälften gebrochen!«
    Furchtlos ging sie mit Fäusten auf die Beleidiger los.
    Doch der zweite Randalierer, der tiefe Pockennarben im Gesicht hatte, versetzte ihr einen heftigen Schlag aufs Ohr, von dem die Ärmste bewußtlos zu Boden sank. Der alte Yaiti lief mit eingezogenem Kopf hinaus.
    Asagawa hätte die Halunken ohnehin nicht einfach gehen lassen, nun aber wollte er ihnen eine gepfefferte Lektion erteilen.
    Als erstes lief er zur Tür und blockierte den Weg, damit sie nicht flohen.
    Die beiden wechselten einen Blick. Der Rote hob sein Messer in Schulterhöhe, der Pockennarbige zückte eine gefährlichere Waffe: ein kurzes Schwert, ein Wakizashi.
    »Los, auf ihn!« rief er, und die beiden stürzten sich gleichzeitig auf Asagawa.
    Aber mit einem

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