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Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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Droschke an.
    An der Ecke Kriwokolenny-Gasse, einem schlecht beleuchteten, menschenleeren Ort, legte Rybnikow einen Rubelschein auf den Sitz, sprang weich ab, ohne die Droschke zu erschüttern, und verschwand in einem Torweg. Wie hieß es doch? Hüte dich selbst, dann behütet dich Gott.
    Sechste Silbe,
in welcher Schwanz und Ohren
eine wichtige Rolle spielen
    Der Sonderzug Nummer 369b wurde Punkt Mitternacht erwartet, und Fandorin konnte sicher sein, daß er auf die Minute pünktlich eintreffen würde – er wurde von jeder Station aus telegrafisch überdessen Zeitplan unterrichtet. Der Zug bekam überall grünes Licht, mußte nirgends anhalten und warten. Güter-, Personen- und sogar Kurierzüge mußten ihn vorbeilassen. Wenn die Lok mit nur einem einzigen Abteilwagen an einem normalen Zug vorbeiraste, der scheinbar grundlos irgendwo in Bologoje oder Twer festgehalten wurde, sagten erfahrene Reisende: »Die Obrigkeit hat’s eilig. Moskau steckt wohl in Kalamitäten.«
    Die Fenster des Geheimwaggons waren nicht nur geschlossen, sondern auch dicht verhangen. Auf der gesamten Strecke aus der ersten in die zweite Metropole hielt der 369b nur ein einziges Mal, um Kohlen und Wasser aufzunehmen, und auch das höchstens eine Viertelstunde.
    In Empfang genommen wurde der geheimnisvolle Zug auf einer kleinen Moskauer Vorortstation, die durch einen doppelten Ring aus Gendarmen abgesichert war. Es fiel ein scheußlicher Nieselregen, und die Laternen schaukelten im böigen Wind, weshalb verstohlene, unheilvolle Schatten über den Bahnsteig huschten.
    Fandorin war zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit da, hörte sich Oberstleutnant Danilows Bericht über die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen an und nickte.
    Hofrat Mylnikow, der erst vor einer Stunde über das erwartete Ereignis unterrichtet worden war (Fandorin hatte ihn ohne jegliche Vorwarnung abgeholt), schien ganz aus dem Häuschen: Er umrundete mehrmals den Bahnsteig, kehrte zu Fandorin zurück und fragte immer wieder: »Wen erwarten wir denn?«
    »Das werden Sie schon sehen«, antwortete Fandorin knapp und schaute hin und wieder auf seine goldene Taschenuhr.
    Eine Minute vor zwölf ertönte ein langgezogenes Pfeifen, dann tauchten die Lichter einer Lokomotive aus dem Dunkel auf.
    Der Regen wurde heftiger, und Fandorins Kammerdiener spannte einen Schirm über ihm auf, wobei er sich absichtlich so hinstellte, daß die Tropfen auf Mylnikows Hut fielen. Doch das bemerkteMylnikow in seiner Aufregung gar nicht, er zog nur jedesmal die Schultern zusammen, wenn ihm ein kalter Strahl in den Kragen rann.
    »Der Chef Ihrer Direktion, ja?« fragte er, den Blick auf den Abteilwagen gerichtet. »Der Korpschef?« Und dann, flüsternd: »Oder gar der Minister persönlich?«
    »Unbefugte aus dem Weg!« rief Fandorin, als er am Ende des Bahnsteigs einen Streckenwärter entdeckte.
    Mit polternden Stiefeln rannten die Gendarmen los, den Befehl auszuführen.
    Der 369b hielt. Als das eiserne Rasseln und Quietschen der Bremsen verstummt war, vernahm Mylnikow, der sich straff aufgerichtet und die Melone vom Kopf gerissen hatte, ein seltsames Geräusch, das große Ähnlichkeit hatte mit dem dämonischen Geheul, das seine Nerven in nächtlichen Träumen peinigte. Mylnikow schüttelte den Kopf, um den Spuk zu vertreiben, doch das Heulen wurde lauter, dann folgte deutliches Gebell.
    Ein Offizier in Lederjoppe sprang verwegen die Stufen herab, salutierte vor Fandorin und händigte ihm ein Päckchen aus, auf dem in schwarzen Buchstaben die rätselhafte Aufschrift prangte: »RG-FEHPD-UEVSHPAPO«.
    »Was ist das?« fragte Mylnikow mit zitternder Stimme, denn er fürchtete, er träume noch immer: Fandorins nächtliches Auftauchen, die Fahrt im Regen, das Hundegebell und dann noch das unaussprechliche Wort auf dem Kuvert.
    Fandorin übersetzte ihm die Abkürzung: »›Russische Gesellschaft zur Förderung des Einsatzes von Hunden im Polizeidienst unter dem Ehrenvorsitz Seiner Hoheit des Prinzen Alexander Petrowitsch von Oldenburg.‹ Gut, Oberleutnant. Sie k-können sie herausbringen. Die Fuhrwerke stehen bereit.«
    Aus dem Wagen stiegen Polizisten, und jeder führte einen Hund an der Leine. Schäferhunde, Riesenschnauzer, Cockerspaniels, ja sogar Promenadenmischungen.
    »Was ist das?« fragte Mylnikow verwirrt. »Wozu?«
    »Das ist die Operation ›Fünfter Sinn‹.«
    »Fünfter Sinn? Was ist denn der fünfte Sinn?«
    »Der Geruchssinn.«
     
    Die Operation »Fünfter Sinn« war in kürzester Frist

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